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Cartoon Fortbildung
Mehr als nur ein bisschen traurig

Neben Angststörungen und Alkoholabhängigkeit zählen Depressionen hierzulande zu den häufigsten psychischen Krankheiten. Im Verlauf der letzten zehn Jahre sind die Fehlzeiten im Beruf infolge depressiver Episoden um 53 % angestiegen, berichtete Prof. Dr. Hans-Peter Volz vom Krankenhaus für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatische Medizin Schloss Werneck. „Diese Entwicklung ist seit Jahren sehr auffällig und in keiner anderen Erkrankungsgruppe ähnlich ausgeprägt“, so der Referent. Betroffen sind vor allem Beschäftigte des Gesundheitswesens und der öffentlichen Verwaltung sowie Personen aus den Erziehungs- und sozialen Berufen.
In 69 % der Fälle stellen sich Menschen mit Depressionen beim Hausarzt mit rein körperlichen Symptomen vor, in erster Linie mit Rücken-, Muskel- und Brustschmerzen. Diese Präsentiersymptome werden häufig von depressiven Patienten beklagt, sind aber unspezifisch.
Zu den Hauptsymptomen einer Depression zählen nach ICD-10:
- gedrückte Stimmung
- Interesse- und Freudlosigkeit
- Antriebsstörung
Andere häufige Symptome sind reduzierter Appetit, Ängste und Schlafstörungen, Schuld- und vermindertes Selbstwertgefühl, verringerte Konzentration und Aufmerksamkeit, lebensmüde Gedanken und selbstverletzendes Verhalten.
In der Akutsituation steht die Psychoedukation im Fokus
Halten zwei der Haupt- sowie zwei der Nebensymptome über mindestens zwei Wochen an, liegt eine leichte depressive Episode vor. Kommen weitere Krankheitszeichen hinzu und sind einige der Symptome besonders ausgeprägt, handelt es sich um eine mittelgradige oder eine schwere Depression.
Laut Nationaler VersorgungsLeitlinie Unipolare Depression sollen Patienten mit depressiver Störung in der akuten Situation in erster Linie Psychoedukation erhalten und aktiv in die weitere Entscheidungsfindung eingebunden werden. Psychotherapie alleine ist demnach ausschließlich bei leichtgradigen depressiven Episoden indiziert. Bei mittelgradiger Erkrankung soll der Patientin oder dem Patienten gleichwertig Psychotherapie oder eine medikamentöse Behandlung angeboten werden, bei schwerer Depression die Kombination von beidem.
In der Pharmakotherapie bei Depression haben sich Extrakte aus Johanniskraut den synthetischen Antidepressiva gegenüber als gleichwertig erwiesen, berichtete Prof. Volz, wobei die Nebenwirkungsrate der Phytopräparate auf Placeboniveau liegt.
Hinsichtlich der Arzneimittelsicherheit ist zu beachten, dass Johanniskraut das Cytochrom-P450-Enzymsystem und das P-Glykoprotein-Transportersystem induziert. Werden also zusätzlich noch andere Medikamente gegeben, die gleichfalls über CYP450 metabolisiert oder über P-Glykoprotein eliminiert werden, kann deren Wirkung eingeschränkt sein.
Quelle: Medical Tribune Fortbildung kompakt Allgemeinmedizin/Innere Medizin am 11.06.2022 in Frankfurt, unterstützt von Bayer AG
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