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Geht unter die Haut

Pruritus ist das häufigste dermatologische Symptom tropischer Parasitosen. Oft findet sich daneben noch eine Eosinophilie, die den Juckreiz verstärken kann. In einem Reviewartikel stellt eine Autorengruppe um Dr. Teresa Ju von der University of Miami eine Auswahl an tropischen Wurmerkrankungen vor, bei denen Juckreiz zumindest einmal im Krankheitsverlauf auftritt.
Schistosomiasis
Schistosomen sind Parasiten, die von Süßwasserschnecken auf den Menschen oder bestimmte Säugetiere als Endwirt übertragen werden. Zudem ist die Infektion mit Schistosomen der Vögel möglich, bei denen der Mensch ein Fehlwirt ist.
Bei den aviären Würmern tritt Juckreiz erstmals auf, wenn die Zerkarien in die Haut eindringen. Die Betroffenen beschreiben dies als fokales oder multifokales Kribbeln innerhalb weniger Minuten nach intensivem Kontakt mit Wasser, etwa beim Schwimmen oder im Rahmen ihrer beruflichen Tätigkeit als Fischer oder Landwirt. 10–15 Stunden später zeigen sich in der Regel stark juckende Quaddeln.
In den ersten drei bis vier Tagen ist der Pruritus meist am stärksten. Die Läsionen bleiben in der Regel 5–15 Tage bestehen, bei einer bakteriellen Sekundärinfektion auch länger. Bis zu zwölf Wochen nach der Exposition kann eine verzögerte Dermatitis auftreten. Zur Behandlung des Hautjuckens werden orale Antihistaminika und/oder topische Steroide sowie andere topische juckreizstillende Mittel empfohlen.
Auch das Katayama-Syndrom als frühe und akute Phase einer Schistosomiasis kann mit Juckreiz einhergehen. Weitere Symptome sind plötzlich auftretendes Fieber, Myalgie, trockener Husten und Durchfall. Bei den meisten Patienten fällt die hohe Zahl der eosinophilen Granulozyten (3.000–7.000/µl) auf. Pruritus und Eosinophilie können sich auch erst dann zeigen, wenn die adulten Plattwürmer ihre Eier im Rektum (Schistosoma mansoni oder S. japonicum) oder in der Harnblase (S. haematobium) ablegen.
Standardtherapie ist die Behandlung mit Praziquantel, alternativ oder ergänzend werden H1-Rezeptorantagonisten erprobt. Frühzeitig gegeben reduzieren systemische Kortikosteroide den Juckreiz.
Echinokokkose
Infektionen mit dem Hundebandwurm (Echinococcus granulosus) erfolgen fäkal-oral über kontaminierte Gegenstände oder nach dem Verzehr von unzureichend gegartem Hammelfleisch. Der Parasit bildet Zysten aus, meist in Leber oder Lunge. Typische Symptome sind Fieber, Urtikaria, Bronchospasmus und Gelbsucht, möglicherweise auch Anaphylaxie durch Leckage oder Ruptur der Zyste. Mitunter kommt es intermittierend zur Eosinophilie.
Das erste Anzeichen einer Echinokokkose ist häufig ein generalisierter, schleichend auftretender Juckreiz, der oft als unspezifische Allergie fehlgedeutet wird. Darüber hinaus gibt es Berichte über Effloreszenzen, die an eine akute generalisierte exanthematische Pustulose oder einen eruptiven Lichen planus denken lassen. Auch hyperpigmentierte flechtenartige Läsionen sind beschrieben. Keine dieser Läsionen ist allerdings pathognomonisch für Echinokokkose.
Prednison, Antihistaminika, topische Steroide und Phototherapie helfen, den Juckreiz zu reduzieren. Allerdings kann sich der Gesamtzustand des Patienten weiter verschlechtern, bis die Zyste entfernt wird. Ist eine Operation nicht möglich, empfiehlt sich die Therapie mit oralem Albendazol und Praziquantel.
Onchozerkose
Eine Onchozerkose, auch bekannt als Flussblindheit, wird durch den Fadenwurm Onchocerca volvulus verursacht. Die Übertragung erfolgt durch Mücken der Gattung Simulium, die sogenannten Kriebelmücken. Im Allgemeinen gilt die Onchozerkose als Erkrankung der Haut und der Augen, sie kann aber auch Epilepsie und Erkrankungen wie die Nickkrankheit und das Nakalanga-Syndrom verursachen.
Die erste und häufigste Manifestation ist ein intensiver, generalisierter Juckreiz, manchmal begleitet von einem Hautausschlag. Eine ausgeprägte Eosinophilie (1.000–2.000/µl) findet sich bei 80 % der Betroffenen.
In den Endemiegebieten erfolgt die Massenbehandlung mit Ivermectin, und zwar mindestens einmal jährlich über 15 Jahre oder länger, schreiben Dr. Lu und Kollegen. Eine Vorbehandlung mit Doxycyclin beugt der sogenannten Mazotti-Reaktion vor, bei der die sterbenden Mikrofilarien massenhaft intrazelluläre Wolbachia-Bakterien freisetzen, was beim Patienten eine heftige Immunantwort zur Folge haben kann. Auch bei einer Koinfektion mit Loa Loa, einem weiteren parasitären Fadenwurm, sollte mit Doxycyclin vorbehandelt werden.
Quelle: Ju T et al. J Eur Acad Dermatol Venereol 2022; 36: 2279-2290; DOI: 10.1111/jdv.18408
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