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Importierte Helminthen nachweisen – eine kniffelige Angelegenheit

Das klinische Bild von Parasitosen fällt sehr unterschiedlich aus. Eosinophile Meningitis, Fieber und Krampfanfälle sind beispielsweise die Hauptsymptome einer Strongyloidose, die meist durch Angiostrongylus cantonensis oder Gnathostoma-Spezies hervorgerufen wird. Hämaturie oder okkultes Blut weisen dagegen auf eine Schistosomiasis hin: Mit der entsprechenden (Reise-)Anamnese führen diese Symptome bereits in die richtige Richtung, erklärte Professor Dr. Daniel Paris, Schweizerisches Tropen- und Public Health Institut der Universität Basel. Doch nicht immer ist das klinische Bild eindeutig, warnte der Experte. Daher bleibt die Serologie als Surrogat nach wie vor wichtig.
Aber auch die Ergebnisse des serologischen Screenings muss man mit Vorsicht interpretieren. Zum einen kann die Serokonversion verzögert eintreten, sodass ein erster serologischer Test noch negativ ausfällt. Bei klinischem Verdacht sollte man die Serologie deshalb wöchentlich wiederholen. Einige Antigene sind zudem anfällig für Kreuzreaktivität. Niedrigtitrige positive Werte können daher auch falsch positiv sein. Um dem entgegenzuwirken, testet man in der Regel auf ein ganzes Antigen-Panel verschiedener Helminthenarten gleichzeitig. So fallen Kreuzreaktivitäten auf und das eigentlich ursächliche Antigen lässt sich durch seinen vergleichsweise hohen Titer besser identifizieren.
Andere Länder, andere Antigene
Die genetische Diversität verschiedener Spezies – z.B. in unterschiedlichen Regionen – und damit auch deren Variabilität hinsichtlich der Antigene – kann zu falsch negativen Testergebnissen führen. Testet man z.B. auf ein Antigen aus einer asiatischen Spezies, fällt die Serologie bei einem Patienten, der sich einen südamerikanischen Verwandten eingefangen hat, womöglich negativ aus. Deshalb ist es immer sehr wichtig, den Mikrobiologen zu informieren, wo genau der Patient gewesen ist, betonte Prof. Paris.
Von der Ratte über die Schnecke ins menschliche Gehirn
Erreger sind manchmal erst Wochen später nachweisbar
Wie schwierig die Diagnosesicherung sein kann, machte Prof. Paris am Fall einer 33-jährigen Thailänderin deutlich. Diese lebte zwar in der Schweiz, besuchte aber regelmäßig ihre Familie im Nordosten Thailands. Auf der letzten Reise hatte sie zwei Wochen nach Ankunft eine selbstlimitierende Episode von Diarrhö und Schwäche in den Beinen gehabt. Weitere zwei Wochen später – zu dem Zeitpunkt war sie bereits in die Schweiz zurückgekehrt – traten dumpfe Kopfschmerzen auf, die sich verschlimmerten. NSAR brachten keine Erleichterung. Im Gespräch stellte sich heraus, dass die Frau im Urlaub Muscheln aus einem lokalen See gegessen hatte. Die Patientin war wach, afebril und wies weder fokale Ausfälle noch Meningismus auf. Das Blutbild zeigte eine Neutrophilie, die Lumbalpunktion ergab eine ausgeprägte Pleozytose, hauptsächlich Lymphozyten und ein hoher Anteil Eosinophiler. Die Bildgebung blieb unauffällig. Die Verdachtsdiagnose einer eosinophilen Meningoenzephalitis ließ sich nicht bestätigen. Weder mit einem EITB (Enzyme-linked Immunoelectro Transfer Blot) für die wahrscheinlichsten Erreger A. cantonensis oder Gnathostoma spp. noch durch das Screening mit einem Helminthenpanel (sieben Arten). Wegen des dringlichen klinischen und anamnestischen Verdachts wurde trotzdem eine empirische Therapie mit Albendazol und Prednisolon begonnen, worauf die Patientin gut ansprach. Der Erreger A. cantonensis ließ sich erst zwei Wochen später in der Serologie nachweisen.Kongressbericht: 15. Kongress für Infektionskrankheiten und Tropenmedizin (Online-Veranstaltung)
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