Parasitose an Eosinophilenzahl festgemacht - Extremer Anstieg grenzt das Spektrum möglicher Diagnosen deutlich ein

Dr. Barbara Kreutzkamp

In der Magenschleimhaut wimmelte es nur so von eosinophilen Granulozyten, schön zu erkennen an den pinken intrazellulären Vesikeln. In der Magenschleimhaut wimmelte es nur so von eosinophilen Granulozyten, schön zu erkennen an den pinken intrazellulären Vesikeln. © wikimedia/Nephron

Hinterher ist man immer klüger: Die extrem erhöhte Eosininophilenzahl bei einer asthmakranken Reiserückkehrerin beruhte auf einer invasiven Toxocariasis. Die Ärzte mussten sich aber zuvor ihren Weg durch den diagnostischen Irrgarten freikämpfen und weitere mögliche Erkrankungen ausschließen.

Seit einer Woche klagte eine 65-jährige Patientin mit bekannter Asthmaanamnese über intermittierendes Fieber, Husten, Schwindel, Durchfall sowie ein stammbetontes makulopapulöses und teils urtikarielles Exanthem. Die Hausärztin vermutete zunächst eine Pneumonie und verordnete Antibiotika, überwies die Patientin aber ins Krankenhaus. Dort ergaben sich in der Blutuntersuchung eine schwere Eosinophilie (13,8 x 109/l), erhöhtes C-reaktives Protein sowie erhöhte Cholestasewerte bei normalen Leberparametern, schildert Dr. Tobias Benoit vom Kantonsspital Münsterlingen den Be­ginn des Diagnostikmarathons.

In der Abdomensonographie zeigte sich eine Cholezystolithiasis. Die klinischen und Laborbefunde waren ansonsten weitgehend normal, die konventionell-radiologische Untersuchung konnte den Pneumonieverdacht nicht erhärten und die Antibiotika wurden wegen des Verdachts auf eine medikamenteninduzierte allergische Reaktion abgesetzt.

Zellen infiltrierten die Magenschleimhaut

Doch die Symptome blieben. Differenzialdiagnostisch standen nun autoimmunologische, neoplastische oder myeloproliferative Erkrankungen im Raum. Entsprechende Untersuchungen waren aber allesamt negativ: Im Computertomogramm von Abdomen und Thorax war kein Malignom zu sehen, die Gastroskopie ergab ebenfalls keinen auffälligen Befund. Eine Vaskulitis oder Kollagenose wurden aufgrund negativer ANA und ANCA ausgeschlossen. Wegweisend waren dagegen die massive eosinophile Gewebsinfiltra­tion in Haut und Schleimhaut des oberen Gastrointestinaltrakts (s. Abb.) sowie ein wichtiges Detail. Die ursprünglich aus Thailand stammende Patientin hatte sich vor einem halben Jahr längere Zeit in ihrem Heimatland aufgehalten. Diese Reise­anamnese zusammen mit Klinik und der Eosinophilie plus erhöhtem IgE erhärtete den Verdacht auf eine parasitäre Erkrankung.

Leichte Erhöhung spricht u.a. für eine Allergie

Ein positiver serologischer Befund beim Toxocara-Antigen (Toxocara-canis-ES-Antigen-ELISA) bei ansonsten negativer Gewebshelminthen-Serologie und negativem Stuhlbefund sicherte die Diagnose Toxocariasis. Unter Albendazol wurde die Patientin rasch beschwerdefrei, nach einem Monat bestanden lediglich noch ein leichter Pruritus sowie eine milde Eosinophilie.

Eine Eosinophilie in Blut und Gewebe kann verschiedene Ursachen haben, diskutieren Dr. Benoit und Kollegen die Differenzialdia­gnostik. Leicht erhöhte Eosinophilenzahlen (0,7–1,5 x 109/l) treten häufig bei Allergien wie z. B. gegen Medikamente sowie bei chronisch-parasitären und diversen Haut- und GI-Erkrankungen auf. Mäßig erhöhte Werte (1,5–5,0 x 109/l) weisen auf rheumatologische, maligne oder pulmonale Erkrankungen hin, stark erhöhte (> 5,0 x 109/l) auf ein Hypereosinophiliesyndrom, myeloproliferative Neoplasien oder Parasitenerkrankungen im gewebe­invasiven Stadium.

Toxocariasis – Infektiologie und Klinik

Die Toxocariasis ist eine in tropischen und subtropischen Ländern auftretende Parasitose, hervorgerufen durch fäkal-orale Übertragung von Eiern oder Larven (s. Abb.) des Hundespulwurms Toxocara canis oder – seltener – des Katzenspulwurms Toxocara cati. Der Mensch ist ein Fehlwirt. Die Inkubationszeit beträgt Wochen bis Monate, die Human-Infektionen verlaufen meist asymptomatisch oder mild. Schwere Krankheitsbilder entstehen bei erhöhter immunologischer Reaktionsbereitschaft bzw. Massenbefall verschiedener Organe – vor allem von GI-Trakt, Lunge und Haut. Die Symptome reichen von GI-Beschwerden über Husten und Asthma bis hin zu Pruritus und Urtikaria. Zusätzlich treten oft unspezifische Symptome wie Fieber, Gewichtsverlust oder Myalgien auf. In der Blutuntersuchung imponiert eine schwere Eosinophilie, das Serum-IgE ist erhöht. Die Diagnosesicherung erfolgt serologisch, behandelt wird mit Anthelmintika.
Quellen: Aus der Fachliteratur
Benoit T et al. Swiss Medical Forum 2017; 17: 201–204

Falls Sie diesen Medizin Cartoon gerne für Ihr nicht-kommerzielles Projekt oder Ihre Arzt-Homepage nutzen möchten, ist dies möglich: Bitte nennen Sie hierzu jeweils als Copyright den Namen des jeweiligen Cartoonisten, sowie die „MedTriX GmbH“ als Quelle und verlinken Sie zu unserer Seite https://www.medical-tribune.de oder direkt zum Cartoon auf dieser Seite. Bei weiteren Fragen, melden Sie sich gerne bei uns (Kontakt).


In der Magenschleimhaut wimmelte es nur so von eosinophilen Granulozyten, schön zu erkennen an den pinken intrazellulären Vesikeln. In der Magenschleimhaut wimmelte es nur so von eosinophilen Granulozyten, schön zu erkennen an den pinken intrazellulären Vesikeln. © wikimedia/Nephron