Parasitose an Eosinophilenzahl festgemacht - Extremer Anstieg grenzt das Spektrum möglicher Diagnosen deutlich ein

Seit einer Woche klagte eine 65-jährige Patientin mit bekannter Asthmaanamnese über intermittierendes Fieber, Husten, Schwindel, Durchfall sowie ein stammbetontes makulopapulöses und teils urtikarielles Exanthem. Die Hausärztin vermutete zunächst eine Pneumonie und verordnete Antibiotika, überwies die Patientin aber ins Krankenhaus. Dort ergaben sich in der Blutuntersuchung eine schwere Eosinophilie (13,8 x 109/l), erhöhtes C-reaktives Protein sowie erhöhte Cholestasewerte bei normalen Leberparametern, schildert Dr. Tobias Benoit vom Kantonsspital Münsterlingen den Beginn des Diagnostikmarathons.
In der Abdomensonographie zeigte sich eine Cholezystolithiasis. Die klinischen und Laborbefunde waren ansonsten weitgehend normal, die konventionell-radiologische Untersuchung konnte den Pneumonieverdacht nicht erhärten und die Antibiotika wurden wegen des Verdachts auf eine medikamenteninduzierte allergische Reaktion abgesetzt.
Zellen infiltrierten die Magenschleimhaut
Doch die Symptome blieben. Differenzialdiagnostisch standen nun autoimmunologische, neoplastische oder myeloproliferative Erkrankungen im Raum. Entsprechende Untersuchungen waren aber allesamt negativ: Im Computertomogramm von Abdomen und Thorax war kein Malignom zu sehen, die Gastroskopie ergab ebenfalls keinen auffälligen Befund. Eine Vaskulitis oder Kollagenose wurden aufgrund negativer ANA und ANCA ausgeschlossen. Wegweisend waren dagegen die massive eosinophile Gewebsinfiltration in Haut und Schleimhaut des oberen Gastrointestinaltrakts (s. Abb.) sowie ein wichtiges Detail. Die ursprünglich aus Thailand stammende Patientin hatte sich vor einem halben Jahr längere Zeit in ihrem Heimatland aufgehalten. Diese Reiseanamnese zusammen mit Klinik und der Eosinophilie plus erhöhtem IgE erhärtete den Verdacht auf eine parasitäre Erkrankung.
Leichte Erhöhung spricht u.a. für eine Allergie
Ein positiver serologischer Befund beim Toxocara-Antigen (Toxocara-canis-ES-Antigen-ELISA) bei ansonsten negativer Gewebshelminthen-Serologie und negativem Stuhlbefund sicherte die Diagnose Toxocariasis. Unter Albendazol wurde die Patientin rasch beschwerdefrei, nach einem Monat bestanden lediglich noch ein leichter Pruritus sowie eine milde Eosinophilie.
Eine Eosinophilie in Blut und Gewebe kann verschiedene Ursachen haben, diskutieren Dr. Benoit und Kollegen die Differenzialdiagnostik. Leicht erhöhte Eosinophilenzahlen (0,7–1,5 x 109/l) treten häufig bei Allergien wie z. B. gegen Medikamente sowie bei chronisch-parasitären und diversen Haut- und GI-Erkrankungen auf. Mäßig erhöhte Werte (1,5–5,0 x 109/l) weisen auf rheumatologische, maligne oder pulmonale Erkrankungen hin, stark erhöhte (> 5,0 x 109/l) auf ein Hypereosinophiliesyndrom, myeloproliferative Neoplasien oder Parasitenerkrankungen im gewebeinvasiven Stadium.
Toxocariasis – Infektiologie und Klinik
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Benoit T et al. Swiss Medical Forum 2017; 17: 201–204
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