Mitbringsel von Malle: Leishmanien bevölkern auch Europa

Dr. Anja Braunwarth

So sieht das typische Geschwür aus, das sich bei einer Leishmaniose aus der initialen Papel entwickelt. So sieht das typische Geschwür aus, das sich bei einer Leishmaniose aus der initialen Papel entwickelt. © Prof. Dr. Esther von Stebut-Borschitz, Uniklinik Köln

Leishmaniose: Klingt exotischer, als es ist. Denn die Parasiten fühlen sich nicht nur in Afrika oder Asien, sondern auch im Mittelmeerraum sehr wohl. Und von dort finden sie auch oft den Weg zu uns.

Die Leishmaniose hat sich inzwischen einen Platz unter den drei häufigsten Reisedermatosen erobert, berichtete Professor Dr. Esther von Stebut-Borschitz von der Dermatologie der Uniklinik Köln. Der auslösende Parasit tummelt sich in fast allen wärmeren Ländern und wird von der Sandmücke übertragen – auch auf der Lieblingsinsel der Deutschen, Mallorca. Oft ist der Mückenstich so klein, dass er oft unbemerkt bleibt.

Erst nach Wochen (nicht Tagen!) entwickelt sich typischerweise eine Papel, die später ulzerieren kann. Die Geschwüre ähneln dann einem Vulkan mit aufgeworfenen Rändern und zentralem Krater (volcano sign). Da sich die Defekte unterhalb der Basalmembran befinden, heilen sie immer narbig ab. Als Goldstandard der Diagnostik gilt hierzulande die Biopsie, mit nachfolgender Kultur, PCR bzw. Histologie.

Die intrazellulären Parasiten verbleiben im Körper

Zu 90 % handelt es sich um rein kutane Infektionen, die aber bei Immunsupprimierten auch auf die Organe übergreifen können. Zu den Zeichen der Viszeralisierung gehören:

  • Husten, Fieber, Nachtschweiß
  • reduzierter Allgemeinzustand
  • verringerte Erythrozytenzahl
  • Blutungen
  • dunkle, aschefarbene und schuppende Haut
  • Hepatosplenomegalie

Die Therapie richtet sich nach der Leishmanienspezies und nach dem Vorliegen einer lokalen oder systemischen Infektion. Unter „lokal“ fallen zum Beispiel einfache Läsionen der kutanen Leishmaniose der „Alten Welt“ (u.a. Mittelmeerraum, Asien, Afrika). Zur systemischen Variante gehören komplexe Hautveränderungen (s. Kasten), Erkrankungen aus der „Neuen Welt“ (Süd- und Mittelamerika) sowie mukokutane, rezidivierende, disseminierte und diffus kutane Verlaufsformen.

Wann ist die Infektion komplex?

Die Leishmaniose gilt als komplex, wenn sie mindestens drei der folgenden Kriterien erfüllt:
  • mehr als drei Läsionen
  • Einzelläsion mit mehr als 40 mm Durchmesser
  • kosmetisch und funktionell heikle Areale (z.B. Gesicht, Hände, Gelenke, Übergang Haut/Schleimhaut)
  • Lymphangitis/-adenitis
  • Satellitenläsionen
  • therapierefraktäre Läsionen

Für die Therapie bei örtlich definiertem Befall eignen sich topisch Paromomycin oder Imiquimod, die Exzision oder eine Thermo-, photo­dynamische oder Kryotherapie. Auch Antimon, lokal periläsional appliziert, ist eine Option. Das Halbmetall aufzutragen ist allerdings sehr schmerzhaft, sodass man es besser mit einem Lokalanästhetikum mischt. Außerdem dauert die Abheilung Wochen. Für die Behandlung der generalisierten Infektion kommen oral Imidazol/Triazol, Miltefosin, Allopurinol und Pentoxiphyllin infrage. Darüber hinaus stehen pentavalente Antimonate (sehr kardiotoxisch!), Pentamidin-Diisethionat und liposomales Amphotericin B zur Ver­fügung. Die obligat intrazellulären Parasiten persistieren im Körper. Die Patienten müssen daher wissen, dass es zu einer Reaktivierung kommen kann, betonte die Dermatologin. Außerdem riet sie dazu, mindestens ein Jahr bis zur möglichen plastischen Korrektur eines Defektes zu warten. Anderenfalls ruft man die Erreger evtl. selbst wieder auf den Plan.

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So sieht das typische Geschwür aus, das sich bei einer Leishmaniose aus der initialen Papel entwickelt. So sieht das typische Geschwür aus, das sich bei einer Leishmaniose aus der initialen Papel entwickelt. © Prof. Dr. Esther von Stebut-Borschitz, Uniklinik Köln