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Gerissene Achillessehne ruhig nähen

Das optimale Vorgehen bei einem akuten Riss der Achillessehne stellt die Funktion zügig wieder her und vermeidet gleichzeitig Komplikationen. Wie das am besten gewährleistet wird, ist Gegenstand vieler Diskussionen, erklären Professor Dr. Nicola Maffulli, derzeit am Zentrum für Sportmedizin der Barts and The London School of Medicine and Dentistry der Queen Mary Universität London, und Professor Dr. Giuseppe Peretti vom Istituto Ortopedico Galeazzi in Mailand. Sowohl OP als auch konservatives Vorgehen erzielen gute Ergebnisse.
Dass es kleine Unterschiede gibt, zeigten Yassine Ochen, Doktorand an der chirurgischen Abteilung der Universitätsklinik Utrecht, und Kollegen. Sie werteten insgesamt 29 Veröffentlichungen zu mehr als 15 000 behandelten Patienten mit akutem Sehnenriss aus. Bei fast 10 000 Betroffenen nähten Chirurgen die Verletzung, beim Rest ging man konservativ vor.
Ihr Ergebnis: Einerseits ist die Gefahr einer erneuten Ruptur nach dem Eingriff nur etwa halb so hoch (2,3 % vs. 3,9 %), auch wenn der Fuß wieder früh belastet wurde. Andererseits traten nach der Sehnennaht fast dreimal häufiger Komplikationen auf (4,9 % vs. 1,6 %), hauptsächlich durch postoperative Infektionen (bei 2,8 % der Operierten).
Trotz statistisch signifikanter Unterschiede, zweifeln die Fachleute an der klinischen Relevanz, denn insgesamt sind sowohl Rezidive als auch sonstige Komplikationen selten. Die Studienautoren und die Professoren Maffulli und Peretti raten, die Therapie mit dem jeweiligen Patienten abzustimmen, sich zu fragen „Was braucht dieser Patient?“. Ein junger, aktiver Sportler, der so bald wie möglich wieder trainieren will, könnte weiterhin mit einer Operation besser beraten sein. Bewegungsmuffel oder Komorbide bevorzugen womöglich die nicht-invasive Behandlung.
Auch psychologische Faktoren können eine Rolle spielen: In einigen Studien gab die genähte Sehne den Patienten gefühlt mehr Sicherheit. Da weniger invasive OP-Techniken und Reha-Programme ständig weiterentwickelt werden, ist die Diskussion also noch lange nicht beendet.
1. Maffulli N, Peretti G. BMJ 2019; 364: k5344
2. Ochen Y et al. A.a.O: k5120
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