Dialyse ist nicht gleich Dialyse

Dr. Susanne Meinrenken

Bei chronischen Nierenversagen scheint die Hämodiafiltration gegenüber der herkömmlichen Dialyse im Vorteil. Bei chronischen Nierenversagen scheint die Hämodiafiltration gegenüber der herkömmlichen Dialyse im Vorteil. © Peter Atkins – stock.adobe.com

Hämodialyse und Hämodiafiltration dienen beide der Blutwäsche. In puncto Überleben scheint die ­Filtration die Nase vorn zu haben.

Bei chronischem Nierenversagen kommt weltweit die Hämodialyse insgesamt häufiger zum Einsatz als die ebenfalls etablierte Hämodiafiltration. Zur Frage, ob eines der beiden Verfahren einen Überlebensvorteil für die Patienten bietet, gibt es uneinheitliche Daten mit einem Hinweis auf einen möglichen Vorteil der Hämodiafiltration. Dies gilt insbesondere bei Erreichen eines hohen konvektiven Filtrationsvolumens von mindestens 23 Liter Blut pro Sitzung.

Für weitere Daten zu diesem Thema starteten Dr. Peter ­Blankestijn, University Medical Center Utrecht, und Kollegen eine Studie mit 1.360 Patienten, die aufgrund ihres chronischen Nierenversagens bereits mindestens drei Monate lang eine High-Flux-Hämodialyse mit Konvektion ≥ 23 Liter pro Sitzung erhalten hatten. 677 von ihnen führten diese Hämodialyse weiter, 683 wechselten auf eine Hochdosis-Hämodiafiltration. Bei dieser strebte man ein Filtrationsvolumen von mindestens 23 Liter pro Sitzung an; erreicht wurden im Mittel 25,3 Liter.  Ausschlusskriterien waren u.a. eine Lebenserwartung von höchstens drei Monaten oder eine erwartete Nierentransplantation in den folgenden sechs Monaten.

Die Dialysen erfolgten dreimal wöchentlich zwischen Ende 2018 und Anfang 2021. In einem media­nen Zeitraum von 30 Monaten starben in der Hämodia­filtra­tionsgruppe 118 Patienten (17,3 %), unter High-Flux-Hämodialyse 148 (21,9 %). Damit fiel die Gesamtmortalität als primärer Endpunkt mit einer Hazard Ratio von 0,77 zuguns­ten der Hochdosis-Hämodia­filtration aus. Insgesamt lag den  Todesfällen zu 25,6 % eine kardiovaskuläre Ursache zugrunde, und zu etwa 30 % eine Infektion, davon zu 9,8 % COVID-19. 

Studienergebnisse stützen frühere Untersuchungen

In Bezug auf infektbedingte Todesfälle zeigte sich ein positiver Effekt der Hochdosis-Hämodiafiltration. Bei anderen sekundären Endpunkten, wie kardiovaskuläre Mortalität und Hospitalisierung, fand sich kein Unterschied zwischen den Gruppen. Wie sich aus den Subgruppenanalysen ergab, profitierten von der Hochdosis-Hämodiafiltration insbesondere Patienten ohne vorbestehende kardiovaskuläre Erkrankung oder Diabetes mellitus im Vergleich zu denjenigen mit solchen Begleit­erkrankungen. Insgesamt unterstützt diese Studie einige frühere Daten dahingehend, dass eine Hochdosis-Hämodiafiltration bei chronischem Nierenversagen zu einem klinisch bedeutsamen längeren Überleben als die übliche Hämodialyse führt.

Quelle: Blankestijn PJ et al. N Engl J Med 2023;  DOI: 10.1056/NEJMoa2304820

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