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Cartoon Medizin und Markt
Gib der Zystitis Zucker
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Als unkompliziert bezeichnet man Harnwegsinfektionen, wenn keine relevanten funktionellen oder anatomischen Besonderheiten vorliegen. Schmerzen beim Wasserlassen, imperativer Harndrang und Pollakisurie sind die Hauptsymptome der Zystitis. Kommen Flankenschmerz, klopfschmerzhaftes Nierenlager oder Fieber hinzu, muss man eine Pyelonephritis annehmen, erklärte Privatdozentin Dr. Carolin C. Hack von der Frauenklinik des Universitätsklinikums Erlangen.
Die Symptome der Zystitis werden durch die entzündliche Reaktion des Urothels auf die Invasion der pathogenen Erreger verursacht. Fast immer steigen die Keime aus der Urethra auf. Als Erreger dominiert mit 90 % Escherichia coli. Bei entsprechendem Verdacht ist die Urinuntersuchung mittels Urinteststreifen der erster Schritt in der Diagnostik. Ein positiver Urinstix macht die Zystitis sehr wahrscheinlich. Eine Urinkultur ist normalerweise nicht erforderlich, außer bei Schwangeren oder bei häufigen Rezidiven. Steht der Verdacht einer Pyelonephritis im Raum, ist neben der Urinkultur zusätzlich eine Nierensonographie angebracht. Bei Schwangeren sollte zudem der Therapieerfolg kontrolliert werden. Schließlich erhöht jede Harnwegsinfektion das Risiko für eine Frühgeburt, rief die Referentin in Erinnerung.
Spontanheilungsraten mit 30–50 % recht hoch
Man muss bei unkomplizierter Harnwegsinfektion nicht sofort Antibiotika geben, stellte sie klar, denn die Spontanheilungsraten sind mit 30–50 % innerhalb einer Woche recht hoch. Bei leichten bis mittelgradigen Beschwerden könne man in Absprache mit der Patientin diesen Weg ohne Weiteres einschlagen. Bei Männern, Schwangeren, bei Pyelonephritis sowie häufigen Rezidiven sei eine Antibiose jedoch indiziert.
Als Mittel der ersten Wahl in der Behandlung einer unkomplizierten Zystitis gelten Pivmecillinam dreimal täglich 400 mg für drei Tage, die Einmalgabe von 3000 mg Fosfomycin-Trometamol oder Nitrofurantoin zweimal täglich 100 mg für fünf Tage, bei Schwangeren Cefuroxim oder Cefixim. Aufgrund der Resistenzlage sollten Trimethoprim und Gyrasehemmer nicht als Mittel der ersten Wahl zum Einsatz kommen. Bei Pyelonephritis wird die Antibiose mit oralem Cefpodoxim über zehn Tage oder mit Ciprofloxacin per os für 7–10 Tage durchgeführt, alternativ mit intravenösem Cefotaxim oder Ceftriaxon über 7–10 Tage. Schwangere erhalten Cefotaxim, Ceftriaxon und Cefuroxim intravenös über 10–14 Tage.
Bei häufigen Rezidiven ist es mit einer antibiotischen Akuttherapie alleine nicht mehr getan. Dann muss eine Beratung zu Hygieneverhalten und ausreichender Trinkmenge die Antibiose ergänzen, um Rezidive in der Zukunft zu vermeiden. Auch Immunprophylaktika etwa mit E. coli können dann weiterhelfen.
Den Keimen die Virulenz nehmen
Eine Alternative stellt D-Mannose dar, die adjuvant zur Antibiotikumtherapie, aber auch prophylaktisch eingenommen werden kann. Der Einfachzucker wird zu 90 % im Darm resorbiert und unverändert über die Harnwege ausgeschieden. Am Uroepithel hemmt D-Mannose die Adhäsion der pathogenen Keime, indem es sich an deren Geißeln anlagert und ihnen damit ihre Virulenz nimmt. Die so „entschärften“ Bakterien werden mit dem Urin ausgeschieden. Eine Prophylaxe mit D-Mannose könne in der Wirkung durchaus mit einer Langzeitantibiose mithalten, meinte Dr. Hack. Wenn all diese Maßnahmen nichts bringen, sollte allerdings eine antibiotische Langzeitprophylaxe über drei bis sechs Monate erfolgen.
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Quelle: Medical Tribune Fortbildung kompakt Allgemeinmedizin/Innere Medizin am 19.09.2020 in Stuttgart, unterstützt von MCM Klosterfrau Vertriebsgesellschaft mbH
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