Cartoon Medizin und Markt

Zystitis auch mal ohne Antibiotikum

Dr. Elisabeth Nolde

Resistenzen bei urologisch relevanten Keimen fordern sorgfältige Indikationsstellung. Resistenzen bei urologisch relevanten Keimen fordern sorgfältige Indikationsstellung. © iStock/Carlo107

Etwa jede dritte Frau hat mindestens einmal im Jahr einen Harnwegsinfekt. Neben Antibiotika bieten sich dann ergänzend oder als Alternative pflanzliche Präparate und natürliche Wirkstoffe an.

Vor allem bei jüngeren, sexuell aktiven Frauen treten akute unkomplizierte Harnwegsinfekte auf. Mehr als 80 % der Infektionen sind bakteriell verursacht, meist durch E. coli. Besonders lästig ist, dass die Entzündungen in bis zu 20 % der Fälle rezidivieren. Daher sollte man Patientinnen umfassend über präventive Maßnahmen informieren, so Dr. ­Petra Sandow, niedergelassene Allgemeinmedizinerin aus Berlin.

Dazu gehört auch die Aufklärung über eine angemessene Intimhygiene: „Denn manch eine Frau wäscht sich mehrfach am Tag den Genitalbereich mit adstringierenden Lösungen“, so Dr. Sandow. Außerdem sollte die Blase regelmäßig und vollständig entleert werden. Auch ist auf eine ausreichende Trinkmenge von etwa 2–3 Litern täglich hinzuweisen.

Therapeutisch stehen bei akuten unkomplizierten Zystitiden folgende Ziele im Fokus:

  • schnelle Rückbildung der Symptome
  • Komplikationen vermeiden, z.B. Nierenbeckenentzündungen, Rezidive und Nebenwirkungen aufgrund häufiger Antibiotikagaben
  • Arbeitsfähigkeit wiederherstellen Patientinnen mit einer bakteriellen Harnwegsentzündung sollten sich körperlich schonen und möglichst salzarm ernähren. Letzteres gewährleistet eine ausreichende Diurese. Die generell empfohlene Trinkmenge muss während eines akuten Harnwegsinfekts nicht angehoben werden.

Laut S3-Leitlinie wird bei akuten unkomplizierten Zystitiden primär eine antibiotische Therapie empfohlen. Angesichts der Zunahme von Resistenzen urologisch relevanter Bakterien – z.B. von Enterobakterien wie Klebsiellen und E. coli gegen Cephalosporine der dritten Generation – müssen Verordnungen sorgfältig abgewogen werden, verdeutlichte Dr. Sandow. Zu berücksichtigen seien außerdem Vancomycin-resistente Enterokokken. Generell sei der Einsatz von Cotrimoxazol oder Fluorchinolonen wie Ciprofloxacin bei dieser Indikation nicht sinnvoll.

Wann also wird zur antibiotischen Behandlung geraten? Relevant sind folgende klinische Konstellationen:

  • Dauer der Beschwerden > 3 Tage
  • starke Vermehrung von Bakterien im Urin
  • Auftreten von Fieber
  • bei Schwangeren, Diabetikern und Kindern

Gemäß S3-Leitlinie werden zur Therapie von Patientinnen mit unkomplizierten Harnwegsinfekten folgende Medikationen empfohlen: Nitrofurantoin 200 mg für fünf bis sieben Tage oder die Einmalgabe von Fosfomycin 3000 mg. Vor dem Hintergrund der sich immer mehr verschärfenden Resistenzproblematik könne man auch neue Therapiestrategien ohne chemisch-synthetische Antibiotika erwägen.

Antiadhäsive Wirkung von D-Mannose nutzen

Leitlinienkonform kommen so bei häufig rezidivierenden Harnwegsinfekten der Frau Präparate aus Kapuzinerkressekraut und Meerrettichwurzel, Bärentraubenblätterextrakte (unter Hinweis auf die Einnahmedauer) und ­D-Mannose in Betracht. Letztere reduziert die Bindung von E.-coli-Bakterien an die Blasenschleimhaut. Diese antiadhäsive Wirkung führt nicht zu Resistenzen. Auch die gleichzeitige Gabe von Antibiotika und ­D-Mannose ist möglich, erläuterte die Expertin.

Interesse an CME-Fortbildung mit Medical Tribune?

Termine, Themen und Anmeldung unter:
www.medical-tribune.de/fortbildung oder per E-Mail:
veranstaltung@medical-tribune.de

Quelle: Medical Tribune Fortbildung kompakt Allgemeinmedizin/Innere Medizin am 18.05.2019 in Düsseldorf/Neuss, unterstützt von MCM Klosterfrau Vertriebs­gesellschaft mbH

Falls Sie diesen Medizin Cartoon gerne für Ihr nicht-kommerzielles Projekt oder Ihre Arzt-Homepage nutzen möchten, ist dies möglich: Bitte nennen Sie hierzu jeweils als Copyright den Namen des jeweiligen Cartoonisten, sowie die „MedTriX GmbH“ als Quelle und verlinken Sie zu unserer Seite https://www.medical-tribune.de oder direkt zum Cartoon auf dieser Seite. Bei weiteren Fragen, melden Sie sich gerne bei uns (Kontakt).


Resistenzen bei urologisch relevanten Keimen fordern sorgfältige Indikationsstellung. Resistenzen bei urologisch relevanten Keimen fordern sorgfältige Indikationsstellung. © iStock/Carlo107