Cartoon Medizin und Markt

Testosteronsubstitution kann Libido, Stimmung und Bauchumfang bessern

Dr. Angelika Bischoff

Eine adäquate Testosteronsubstitution kann die Lebensqualität Betroffener deutlich verbessern. Eine adäquate Testosteronsubstitution kann die Lebensqualität Betroffener deutlich verbessern. © iStock/jarun011

Dem Testosteronmangelsyndrom haftet nach wie vor der schlechte Ruf einer erfundenen Krankheit an – tatsächlich handelt es sich aber um eine Erkrankung, die Beschwerden verursachen kann und daher der Behandlung bedarf.

Ein Testosteronmangel ist ein klar definiertes Krankheitsbild. Betroffen sind in erster Linie ältere Männer mit metabolischem Syndrom. Ist der Hormonspiegel zu niedrig oder im Grenzbereich, profitieren die Herren sehr von einer Substitutionsbehandlung.

Menge an Sexualhormon muss im Alter nicht abnehmen

Der Testosteronmangel des älteren Mannes hat es schwer, als Krankheit ernst genommen zu werden. Reihenweise gibt es kritische Bücher und Artikel in Nachrichtenmagazinen, die dieses Problem als erfundene Krankheit darstellen, die nur dazu diene, der Pharmaindustrie und den Ärzten Umsatz zu bringen. Oft ist dann von den „männlichen Wechseljahren“ die Rede. Allein schon diesen Begriff hält Dr. ­Christian ­Leiber von der Sektion Andrologie am Universitätsklinikum Freiburg für irreführend. Denn anders als bei Frauen, bei denen der Östrogenspiegel mit Beginn der Meno­pause regelrecht abstürzt, nimmt das Testosteron des Mannes – wenn überhaupt – ganz allmählich ab. Selbst die Bundes­ärztekammer schreibt in einer Patienteninformation im Internet vom „erfundenen Krankheitsbild der männlichen Wechseljahre“, berichtete der Referent. Der Abfall des Testosteronspiegels mit dem Alter sei ein physiologisches Phänomen, das keine Beschwerden verursache, ist dort zu lesen.

Das ist falsch, stellte Dr. ­Leiber klar. Denn die Menge des Sexualhormons muss im Alter nicht zwangsläufig abnehmen. Aber es passiert eben doch regelmäßig, sodass etwa 5–10 % der Herren tatsächlich ein manifestes Testosteronmangelsyndrom entwickeln. Das kann einiges an Beschwerden und Problemen hervorrufen. Dazu gehören das metabolische Syndrom und Herz-Kreislauf-Störungen, erektile Dysfunktion und Libidoverlust, Depression, reduzierte Hämatopoese und – bei lang anhaltendem Mangel – Osteoporose. 

Diagnostizieren kann man ein Tes­tosteronmangelsyndrom erst dann, wenn klinische Beschwerden vorliegen und gleichzeitig der Spiegel des Hormons vermindert ist, betonte der Referent. Ein solcher Zustand ist auf jeden Fall behandlungsbedürftig, wobei die Therapie eine Leistung der gesetzlichen Krankenkassen ist. Ein Testosteronspiegel unter 8 nmol/l (230 ng/dl) kennzeichnet einen sicheren Hypogonadismus. Doch bereits im Grenzbereich zwischen 8 nmol/l und 12 nmol/l (230–346 ng/dl) können Symptome auftreten.

Die Testosteronfreisetzung unterliegt einer zirkadianen Rhythmik. Die höchsten Werte misst man am frühen Vormittag. Patienten, bei denen der Testosteronspiegel bestimmt werden soll, sind deshalb für den Vormittag zwischen 8 Uhr und 10 Uhr einzubestellen.

Die Testosteronsubstitution zielt darauf ab, einen physiologischen Bereich zwischen 12 nmol/l und 30 nmol/l zu erreichen. Das hat mit Doping nichts zu tun, was man dem Patienten klar sagen muss. Die Substitution kann intramuskulär mit Depotpräparaten (250 mg bzw. 1000 mg) erfolgen oder transdermal mit Gel in Beuteln oder Dosierspendern (20–150 mg). Dr. ­Leiber empfiehlt insbesondere bei der Therapie-Einleitung das Gel. Wenn man das morgens aufträgt, bleibt der Testosteronspiegel den ganzen Tag im gewünschten Bereich, beschrieb er. 

Auch körperliche Aktivität lohnt

Mit dem kurz wirksamen Depotpräparat Testosteron-Enanthat (250 mg alle drei Wochen intramuskulär) liegt der Serumspiegel in der ersten Woche zu hoch, in der zweiten im grünen Bereich. In der dritten Woche wird der ideale Bereich schon wieder unterschritten. Stabiler ist der Verlauf mit dem lang wirksamen Testosteron-­Undecanoat (1000 mg alle drei Monate intramuskulär).

Verbessern lassen sich mit der Substitution sexuelle Funktion und Libido, Stimmung, Gehstrecke und Knochendichte. Bei Typ-2-­Diabetikern mit erniedrigtem oder grenzwertigem Testosteronspiegel kann eine Substitutionsbehandlung den HbA1c-Wert bessern und den Bauchumfang vermindern. Auch körper­liche Aktivität lohnt: Gewichtsabnahme und Kraftsport können den Testosteronspiegel um 30 % steigern.

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Quelle: Medical Tribune Fortbildung kompakt Allgemeinmedizin/Innere Medizin am ­19.09.2020 in Stuttgart, unterstützt von Dr. Kade Besins Pharma GmbH

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Eine adäquate Testosteronsubstitution kann die Lebensqualität Betroffener deutlich verbessern. Eine adäquate Testosteronsubstitution kann die Lebensqualität Betroffener deutlich verbessern. © iStock/jarun011