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Cartoon Medizin und Markt
Mit neuem Testosteron zu alter Kraft

Reduzierte Libido, Erektionsschwäche, Hitzewallungen mit Stimmungsschwankungen, dazu Schlafstörungen, kognitive Probleme und Depressionen – all das kann auf einen niedrigen Testosteronspiegel hinweisen, erläuterte Professor Dr. Frank-Michael Köhn, Androloge mit eigener Praxis in München. Die Diagnose des männlichen Hypogonadismus dürfe aber erst dann gestellt werden, wenn bei anhaltenden klinischen Zeichen der dauerhafte Testosteronmangel mittels Laboruntersuchungen belegt sei. Als sicht- und messbare Symptome nannte der Referent:
- reduzierte Hodenvolumina, Infertilität
- verminderte Körperbehaarung
- Gynäkomastie
- verringerte Muskelkraft
- Zunahme der viszeralen Fettmasse
- milde Anämie
- verringerte Knochendichte
- metabolisches Syndrom
- Insulinresistenz
Generell sollte man den Serum-Testosteronwert bei Männern mit Diabetes und Übergewicht messen, ebenso bei sexueller Dysfunktion, Erkrankungen und Bestrahlungen der Hypothalamusregion, bei Infertilität und Osteoporose. Auch bestimmte Medikamente können den Hormonspiegel beeinflussen, etwa Kortikosteroide oder Opiate, erläuterte der Experte.
Metabolische Parameter verbesserten sich
Wegen der zirkadianen Rhythmik der Testosteronsekretion sollte die Messung morgens zwischen 7 und 11 Uhr erfolgen, und zwar zweimal innerhalb von 30 Tagen, jeweils nüchtern. Weichen die Werte um mehr als 20 % voneinander ab, schließt man besser noch einen dritten Durchgang an. Ein einmalig niedriges Testosteron ist keine Indikation für eine Substitution, betonte Prof. Köhn. Wird wiederholt ein Serumwert unterhalb 12,1 nmol/l festgestellt, sollten auch LH und FSH gemessen werden. Passen Gesamttestosteron und klinische Symptome nicht zusammen, sollte das freie Testosteron bestimmt werden. Als Grenzwert gilt 243 pmol/l.
Die positiven Effekte einer Testosteronsubstitution zeigen sich erst mit gewisser Verzögerung: Die Libido ist frühestens nach drei Wochen gebessert, die Anämie nach drei Monaten. Mindestens sechs Monate dauert es, bis sich Effekte auf die Erektionsfähigkeit feststellen lassen und die Knochendichte zunimmt.
Einige Studien belegen die Verringerung des kardiovaskulären Risikos und ein verlängertes Überleben hypogonadaler Männer unter Testosteronsubstitution. Männer mit Typ-2-Diabetes und Hypogonadismus erleiden langfristig weniger kardiovaskuläre und diabetesbedingte Komplikationen, einigen Studien zufolge besserten sich zudem metabolische Parameter.
Aus Metaanalysen geht klar hervor, dass der Hormonersatz das kardiovaskuläre Risiko nicht erhöht, machte Prof. Köhn deutlich. Als gleichfalls gesichert gilt, dass das Risiko für Prostatakrebs nicht steigt.
Substitution per Spritze oder Gel möglich
Kontraindiziert ist die Substitution des Sexualhormons bei Prostatakarzinom und Brustkrebs, einem Hämatokrit über 54 % (thromboembolische Komplikationen!) sowie bei schwerer Herzinsuffizienz oder Kinderwunsch.
Die Substitution des Sexualhormons kann als intramuskuläre Injektion von Testosteronundecanoat alle drei Monate erfolgen oder transdermal über Gele. Trägt man das Gel morgens auf, imitiert man den physiologischen Verlauf des Testosteronspiegels. Unter Substitution sollte der Serum-Testosteronspiegel nach drei, sechs und zwölf Monaten überprüft werden, danach jährlich. In den gleichen Intervallen erfolgt die Kontrolle des Hämatokrits.
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Quelle: Medical Tribune Fortbildung kompakt Allgemeinmedizin/Innere Medizin am 10.07.2021 in Nürnberg, unterstützt von Besins Healthcare Germany GmbH
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