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Cartoon Medizin und Markt
Aktuelle Therapie des Hypogonadismus

Der altersbezogene Hypogonadismus beruht vermutlich auf der gemischten Fehlfunktion von Hypothalamus bzw. Hypophyse und Gonaden, berichtete der Urologe Dr. Hans-Ulrich Brandt aus Sulzbach/Saar. Der Anteil der betroffenen Männer steigt mit dem Lebensalter: Zwischen 40 und 49 Jahren haben nur 8 % der Männer einen erniedrigten Testosteronspiegel. Zwischen 70 und 79 Jahren sind es schon 28 %, bei über 80-Jährigen sogar 49 %.
Typische Symptome des altersabhängigen Testosteronmangels sind Libidoverlust und erektile Dysfunktion, Antriebsschwäche, Schlafstörungen und depressive Verstimmung. Auch Muskelkraft und Knochendichte können nachlassen, Hitzewallungen können sich ebenfalls einstellen. Mit einer gezielten Anamnese lassen sich die Beschwerden gut erfassen. Ein erhöhtes Risiko für einen Testosteronmangel liegt etwa bei Adipositas, Diabetes oder metabolischem Syndrom vor. Zur körperlichen Untersuchung gehört die Brustuntersuchung (Gynäkomastie?) ebenso wie Untersuchung der Hoden und die Palpation der Prostata. Auch Körperbehaarung und Muskulatur (Atrophie?) sind zu erfassen.
Die Blutentnahme zur Bestimmung des Testosteronspiegels sollte wegen der zirkadianen Rhythmik des Hormons morgens zwischen 7 und 11 Uhr erfolgen. Ein einzelner Wert reicht für die Diagnostik nicht aus, weshalb das Testosteron nach vier bis sechs Wochen erneut kontrolliert werden muss. Bei entsprechendem Verdacht sollte man auch das sexualhormonbindende Globulin bestimmen, was die Berechnung des freien Testosterons ermöglicht.
Die Therapie erfolgt mittels Depotinjektion oder per Gel
Kontraindiziert ist die Testosteronsubstitution beim Prostatakarzinom, Mammakarzinom oder bei schwerer Herzinsuffizienz (NYHA IV). Auch bei Kinderwunsch sollte man Abstand von dieser Therapie nehmen, weil das Hormon die Spermiogenese verschlechtert. Eine weitere Gegenanzeige ist die Polyzythämie (Hämatokrit > 54 %), da Testosteron die Blutbildung stimulieren kann.
Die Substitution kann mittels Depotinjektion oder Gel erfolgen. Die transdermale Applikation hat den Vorteil, dass sie schmerzfrei ist und sich der Testosteronspiegel dann durchgehend im Normbereich befindet. Die Wirksamkeit wurde in randomisierten, kontrollierten Studien gezeigt. Damit das Hormon nicht auf andere Personen übertragen wird, der Rat an den Patienten, das Präparat an den behandelten Hautstellen nach der Anwendung eintrocknen zu lassen und die Hände zu waschen.
Metabolisches Syndrom im Auge behalten
Im ersten Jahr sollte der Behandlungserfolg nach drei bis sechs Monaten kontrolliert werden, später halbjährlich bis jährlich. Dazu gehört die Befragung des Patienten bezüglich des Therapieeffekts, die körperliche Untersuchung und Labordiagnostik. Wichtig ist die rektale Palpation der Prostata, denn die Substitution kann das Drüsenepithel stimulieren.
Die Anwendung eines Befragungsbogens (AMS-Bogen) kann ebenfalls ein nützliches Mittel zur Kontrolle eines Testosteronmangels sein. Zur Laboruntersuchung gehören die Messung des Gesamt-Testosterons, PSA, Blutbild und Leberwerte. Eventuell sollte man alle zwei Jahre die Knochendichte ermitteln.
Zudem muss man das metabolische Syndrom im Auge behalten. Schließlich bilden Testosteronmangel und Adipositas einen Teufelskreis, bei dem mit sinkendem Hormonspiegel die Aufnahme an Triglyzeriden steigt und die Adipozyten an Größe und Zahl zunehmen. Für Typ-2-Diabetiker mit Testosteronmangel im Alter konnte eine erhöhte Gesamtsterblichkeit gezeigt werden. Umgekehrt wird die Insulinresistenz durch die Substitution verringert.
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Quelle: Medical Tribune Fortbildung kompakt Allgemeinmedizin/Innere Medizin am 14.9.2019 in Frankfurt, unterstützt von Dr. Kade Besins Pharma GmbH
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