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Hypogonadismus konsequent behandeln

Dr. Susanne Kammerer

Die Substitution von Testosteron hat bei Diabetikern eine besonders große Bedeutung. Die Substitution von Testosteron hat bei Diabetikern eine besonders große Bedeutung. © iStock/Ossiridian

Bei korrekter Indikationsstellung profitieren hypogonadale Männer von einer Testosteronsubstitution. Für die Ersteinstellung empfiehlt sich die Kooperation mit dem Urologen.

Eine „Andropause“ gibt es nicht, denn der Testosteronspiegel sinkt nicht im Alter: Nach einem Peak zwischen dem 19. und dem 21. Lebensjahr bleibt die mittlere Konzen­tration im weiteren Verlauf konstant. „Ein gesunder, normalgewichtiger Mann ohne Begleiterkrankungen hat bis ins hohe Alter normale Testosteronwerte“, erklärte Professor Dr. Kathleen Herkommer von der Klinik und Poliklinik für Urologie der TU München.

Die Testosteronspiegel zeigen eine zirkadiane Rhythmik und liegen morgens nach dem Aufstehen am höchsten. Daher sollten Patienten zur Messung der Hormonkonzentrationen immer am Morgen einbestellt werden. Leitsymptom eines sekundären Hypogonadismus stellt der Libidoverlust dar. „Nehmen Sie als Vergleichswert nicht, wie es mit 19 Jahren oder im Lauf des Lebens war. Ausschlaggebend sind die letzten zwei Jahre“, empfahl Prof. Herkommer.

Ähnliche Symptome wie bei Frauen in den Wechseljahren

Als weitere wichtige urologische Symptome nannte sie die erektile Dysfunktion sowie die Abnahme der morgendlichen Erektionen. Zudem kommt es bei vielen Männern zu Beschwerden auf kognitiver und psychovegetativer Ebene. Typisch sind z.B. eine rasche Ermüdbarkeit, Antriebsarmut und Stimmungsschwankungen. Darüber hinaus können ähnliche Symptome wie bei Frauen in den Wechseljahren auftreten (z.B. viszerale Adipositas, Hitzewallungen), obwohl sich die hormonelle Situation gänzlich unterscheidet.

Die Prävalenz des Hypogonadismus bei Männern im Alter zwischen 40 und 79 Jahren beträgt etwa 2–6 %, so das Ergebnis der European Male Aging Study (EMAS). Erhöhte Aufmerksamkeit gilt bei Männern mit metabolischem Syndrom. Denn sie leiden besonders häufig unter einem Testosteronmangel: So bedeutet die Insulinresistenz einen wichtigen Risikofaktor für einen Hypogonadismus. Je mehr Komponenten des metabolischen Syndroms, d.h. Hypertonie, Hyperlipidämie, Diabetes und Adipositas, Patienten aufweisen, umso höher liegt die Prävalenz eines Hypogonadismus.

Statt des BMI sollte allerdings der Bauchumfang gemessen werden, da er mehr über das viszerale Fett aussagt. Es gibt bereits Bänder mit grünem und rotem Bereich, mit denen Patienten gut visualisiert werden kann, welches Risiko sie aufweisen. Gerade Diabetiker geraten durch niedrige Testosteronspiegel in Gefahr, da das Defizit mit einem deutlich erhöhten Sterberisiko einhergeht. Voraussetzung einer jeden Testosteronsubstitution: die Kombination von klinischen Symptomen und am Morgen gemessenen, erniedrigten Konzentrationen.

Das Risiko für die Entwicklung eines Prostatakarzinoms ist bei hypogonadalen substituierten und eugonadalen Männern gleich hoch. Allerdings stellen ein neu diagnostiziertes, noch nicht behandeltes und ein metastasiertes Prostatakarzinom in der Anamnese eine Kontraindikation für die Substitution dar. Das muss daher vor der Therapie ausgeschlossen werden – ebenso wie ein männliches Mammakarzinom.

Kontraindikationen einer Testosteronsubstitution

  • Prostatakarzinom
  • männliches Mammakarzinom
  • Hämatokrit > 54 % (nimmt durch Testosteron-Therapie weiter zu)
  • schwere chronische Herzinsuffizienz/NYHA Stadium IV
  • Kinderwunsch (Substitution verschlechtert die Spermatogenese)

„Das Abtasten der Brust vor der Behandlung gehört also dazu“, so Prof. Herkommer. „Ich rate für die Ersteinstellung zur Zusammenarbeit mit einem Urologen/Andrologen, der den Patienten in Absprache mit Ihnen behandeln wird.“

Blutdruck, Insulinsensitivität und Lipidwerte bessern sich

Ein positiver Nebeneffekt der Testosteronsubstitution: Die Patienten erhalten dadurch mehr Antrieb, auch ihren Lebensstil zu optimieren. Eine weitere Studie zeigte, dass es nach fünfjähriger Testosteronsubstitution zu einer signifikanten Gewichtsreduktion kommt, Blutdruck, Insulinsensitivität und Lipidwerte bessern sich ebenfalls. Hypogonadale Männer sollten also unbedingt einer Therapie zugeführt werden. Denn die Mortalität bei Patienten mit Testosteronspiegeln im Normbereich ist geringer als bei hypogonadalen Patienten.

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Quelle: Medical Tribune Fortbildung kompakt Allgemeinmedizin/Innere Medizin am 30.03.2019 in München, unterstützt von Dr. Kade Besins Pharma GmbH

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Die Substitution von Testosteron hat bei Diabetikern eine besonders große Bedeutung. Die Substitution von Testosteron hat bei Diabetikern eine besonders große Bedeutung. © iStock/Ossiridian