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Cartoon Fortbildung
Unter dem Mangel leidet der ganze Mann

Der Hypogonadismus des Mannes ist definiert als ein zu niedriger Testosteronspiegel (< 12 nmol/l) einschließlich der damit einhergehenden körperlichen, sexuellen oder psychischen Symptomatik. Mit den Folgen des Hormonmangels plagen sich Männer mit Hypogonadismus durchschnittlich drei Jahre lang herum, bevor sie einen Arzt aufsuchen – und landen allzu oft zunächst beim falschen Kollegen.
Denn psychische Symptome wie Verlust von Vitalität und Antrieb, Schlafstörungen und depressive Verstimmungen führen viele Männer erst einmal zum Neurologen oder Psychiater. „Immer wieder kommen Patienten mit einer bereits behandelten Depression zu mir in die Praxis, deren eigentliches Problem der Testosteronmangel ist“, so Dr. Stephan Reese, niedergelassener Facharzt für Urologie, Wunstorf. An den Urologen wenden sich Patienten vor allem, weil sie unter dem Verlust von Libido und Potenz leiden. Dazu kommen weitere Auswirkungen des Hormonmangels wie eine Abnahme der Muskelmasse und -kraft sowie der Knochendichte.
Männer mit metabolischem Syndrom trifft es häufiger
Mehrere Studien haben gezeigt, dass der Hypogonadismus häufiger Männer mit Übergewicht und metabolischem Syndrom betrifft. Der Abfall des Hormons verläuft bei diesen Personen rascher. Ein Testosteronmangel im Alter ist bei übergewichtigen Typ-2-Diabetikern zudem mit einer erhöhten Gesamtsterblichkeit verbunden.
In der Praxis muss man deshalb vor allem bei Patienten mit metabolischem Syndrom auf Zeichen des Hormonmangels achten. Für die Erhebung von Beschwerden bietet sich der Aging-Male-Symptom-Fragebogen (AMS) an. Zur körperlichen Untersuchung gehören eine Tastuntersuchung der Prostata, Inspektion von Hodenvolumen, Körperbehaarung und Brust (Gynäkomastie!). Auch die Muskelkraft sollte grob ermittelt werden.
Der Gesamttestosteron-Spiegel im Serum muss zweimal zwischen 7 und 11 Uhr morgens gemessen werden. Zu diesen Untersuchungen sollten die Patienten nüchtern kommen. Ist der Wert beim ersten Mal erniedrigt, empfiehlt Dr. Reese, bei der zweiten Blutabnahme auch sexualhormonbindendes Globulin (SHBG), Blutbild, prostataspezifisches Antigen (PSA) und bei Bedarf luteinisierendes Hormon (LH), follikelstimulierendes Hormon (FSH) und freies Testosteron zu bestimmen. Ein anhaltend auf < 12 nmol/l erniedrigter Testosteronspiegel, der mit Symptomen des Androgenmangels einhergeht, ist unabhängig vom Alter eine Indikation für eine Substitution des Sexualhormons.
Muskelmasse nimmt nach drei Monaten zu und Fettmasse ab
Ab einem Monat nach Beginn der Substitution bessern sich Libido und Sexualfunktion, Vitalität, Stimmung und Lebensqualität. Ab drei Monaten nimmt die Muskelmasse zu und die Fettmasse veringert sich. Ab sechs Monaten steigt die Knochendichte. Auch kardiovaskuläre Ereignisse treten seltener auf, wenn ältere Männer mit zu niedrigem Testosteronspiegel behandelt werden.
Meist ist eine Dauertherapie erforderlich, um diese Effekte zu erhalten. Der Testosteronspiegel sollte sich im mittleren Normalbereich einpendeln. Kontrollen sind sinnvoll nach drei, sechs und zwölf Monaten, danach einmal jährlich: AMS-Fragebogen, körperliche Untersuchung und Labor (Gesamttestosteron, PSA, Blutbild, Leberwerte), alle zwei Jahre auch die Bestimmung der Knochendichte.
Das Risiko für ein Prostatakarzinom steigt durch die Testosteronsubstitution nicht. Aber der PSA-Wert und das Prostatavolumen nehmen zu, da mehr Testosteronrezeptoren aktiviert werden. Allerdings ist eine Vorerkrankung an einem Prostata- oder Mammakarzinom eine Kontraindikation gegen die Testosteronsubstitution.
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