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Testosteronmangel in der Praxis erkennen und effektiv therapieren

Leoni Burggraf

Wieder Spaß am Leben: Testosteron lässt sich unterschiedlich substituieren. Wieder Spaß am Leben: Testosteron lässt sich unterschiedlich substituieren. © Monkey Business – stock.adobe.com

Beim Stichwort Hormonmangel denkt man meistens an Hypothyreose oder Osteoporose. Doch man sollte auch den Hypogonadismus nicht vergessen.

Testosteron ist in den Köpfen der Menschen eng mit der Möglichkeit der Leistungssteigerung assoziiert. Doch das Hormon hat noch ganz andere Auswirkungen, wie Dr. Jörg Sandmann, niedergelassener Allgemeinmediziner und Urologe aus Lübeck, erläuterte. „Wir denken nur bei erektiler Dysfunktion an einen Testosteronmangel. Bei der Schilddrüsenunterfunktion sind wir unspezifische Symptome gewöhnt.“ So riet der Referent bei Blässe, Osteoporose, Anämie, gedämpfter Stimmung oder einem Bauchumfang über 100 cm dazu, den Testosteronstatus zu überprüfen.

Darüber hinaus kann das Defizit in Assoziation mit anderen Erkrankungen auftreten, z.B. Adipositas, Niereninsuffizienz, Depression, chronisch obstruktiver Bronchitis (COPD) oder unter einer Steroidtherapie. „Auch bei einem Drittel aller Patienten mit Typ-2-Diabetes liegt ein Hypogonadismus vor“, so der Experte.

Das Hormon hat einen positiven Effekt auf den Muskelaufbau, die Lipolyse und die Funktion der Mitochondrien, während es gleichzeitig die Gesamtfettmasse reduziert. Entsprechend führt ein Mangel zuerst zu Antriebsschwäche und Libidoverlust, mit weiter fallenden Werten dann zu Adipositas, Schlafproblemen, Depressivität und erst spät zur erektilen Dysfunktion (ED).

In der Praxis sollte man zunächst vor allem auf Risikopatienten achten (solche mit Typ-2-Diabetes, metabolischem Syndrom, ED) und die Anamnese um Fragen nach entsprechenden Beschwerden ergänzen. Des Weiteren können fehlende Körperbehaarung und verkleinerte Hoden Hinweise geben. Die digital rektale Untersuchung der Prostata ist obligat. Laborchemisch erfolgt die Bestimmung des Gesamttes­tosterons zweimal zwischen 7:00 und 11:00 Uhr. „Die Diagnose ist gesichert, wenn Symptome des Androgenmangels vorliegen und beide Male ein erniedrigter Serumtestosteronspiegel dokumentiert wurde“, erklärte Dr. Sandmann. Hierbei hat sich ein Wert < 12 nmol/l als substitutionsbedürftig etabliert.

Entscheidet man sich für eine Substituierung von Testosteron, ist die Wirkung abhängig von der Behandlungsdauer:

  • ab Tag 1: stabile physiologische Spiegel erreichbar
  • ab dem 1. Monat: Libido und Sexualfunktion bessern sich, Energie, Lebensqualität und Stimmung steigen
  • ab dem 3. Monat: Zunahme von Muskelmasse (bei Training)/Abnahme der Fettmasse
  • ab dem 6. Monat: Zunahme der Knochendichte

In Sachen Prostata gab der Experte Entwarnung: „Die Testosteronsubstitution macht kein Prostatakarzinom. Vielmehr entdeckt man es unter der Therapie früher, da jetzt auch das PSA ansteigt und den Tumor demaskiert.“ Verabreicht wird das Hormon entweder intramuskulär als Depot oder transdermal als Gel. Die Gel-Applikation eignet sich gerade für eine Neueinstellung gut. „Sie ermöglicht einen sanften und variablen Einstieg, der Spiegel liegt durchgängig im Normbereich und es kann sehr schnell individuell angepasst werden“, stellte Dr. Sandmann heraus.

Die Injektionstherapie bedeutet für den Patienten zwar einen geringeren Aufwand, da die Anwendung je nach aktuellem Hormon-Spiegel nur alle 8–16 Wochen erfolgt. Es können jedoch Schmerzen oder andere Komplikationen während oder nach der Applikation auftreten. Dr. Sandmann beobachtet z.B. häufiger eine Polyglobulie. Darüber hinaus sei der Aufwand für die Praxis größer. Es sollten regelmäßige Laborkontrollen mit kleinem Blutbild, Gesamttestosteron, freiem Testosteron, Sexualhormon bindendem Globulin (SHBG) und PSA erfolgen.

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Quelle: Medical Tribune Fortbildung kompakt Allgemeinmedizin/Innere Medizin am 27.04.2019 in Wardenburg, unterstützt von Dr. Kade Besins Pharma GmbH

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