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Glukosewerte und Körpergewicht im Sinkflug

Zu diesen Ergebnissen kommt ein internationales Forscherteam nach Auswertung umfangreicher Studiendaten. Semaglutid wird einmal pro Woche subkutan appliziert und wurde initial zur Therapie des Typ-2-Diabetes zugelassen, erläutert Professor Dr. Leigh Perreault von der Abteilung für Endokrinologie, Metabolismus und Diabetes der University of Colorado in Aurora. Auf der Basis der Ergebnisse der vier STEP (Semaglutide Treatment Effect in People with obesity)-Studien erlangte der GLP1-RA inzwischen allerdings zusätzlich eine Zulassung zum Gewichtsmanagement bei Erwachsenen mit Adipositas oder Übergewicht in Zusammenhang mit einer oder mehr gewichtsbedingten Komorbiditäten. Semaglutid wird bei dieser Indikation zusätzlich zu einer kalorienreduzierten Diät und verstärkter Bewegung in einer Dosis von 2,4 mg pro Woche verabreicht.
Vom Prädiabetes zur normalen Stoffwechsellage
Die Initiator*innen der STEP-Studien gingen nun der Frage nach, inwiefern diese Behandlung den Glukosemetabolismus günstig beeinflusst und wie häufig sie eine prädiabetische Stoffwechsellage wieder normalisieren kann. Hierzu wertete das Forscherteam um Prof. Perreault die Daten der STEP-1, -3- und -4-Studien aus. Bei allen Studien handelt es sich um internationale, randomisierte, doppelblinde Phase-3-Untersuchungen. Das Analysekollektiv umfasste 3.375 Erwachsene mit einem BMI ≥ 30 kg/m² bzw. einem BMI ≥ 27 kg/m² und mindestens einer gewichtsbedingten Vorerkrankung (z.B. Hypertonie, Dyslipidämie), jedoch ohne manifesten Diabetes. Diese hatten im Rahmen der Studienteilnahme über 68 Wochen einmal pro Woche 2,4 mg Semaglutid bzw. ein Placebo subkutan angewendet. Zusätzlich hatten alle Proband*innen an einer Lebensstilintervention und/oder einer intensiven Verhaltenstherapie teilgenommen.
Senkung u.a. bei HbA1c-Wert und Insulinresistenz
Nahezu die Hälfte der Studienteilnehmenden (n = 1.536) hatten zu Studienbeginn bereits einen Prädiabetes (Nüchternblutzucker 5,6 bis 6,9 mmol/l bzw. HbA1c 5,7 bis 6,4 %). Nach 68 Behandlungswochen hatte sich im STEP-1-Kollektiv bei 84,1 % der Personen mit einem Prädiabetes unter Semaglutid der Blutzucker wieder normalisiert. Mit Placebo gelang dies dagegen nur in 47,8 % der Fälle. Auch im STEP-3- und im STEP-4-Kollektiv wandelte sich ein Prädiabetes unter Semaglutid im Vergleich zu Placebo signifikant häufiger zu einer Normoglykämie (89,5 % vs. 55 % bzw. 89,8 % vs. 70,4 %). Der GLP1-RA schützte ferner normoglykäme Proband*innen aller drei Studienkollektive signifikant besser vor der Entwicklung eines Prädiabetes als Placebo.
Anwendungsgebiete von Semaglutid
Gemäß der FDA- und EMA-Zulassung ist Semaglutid eine geeignete Ergänzung zu einer kalorienreduzierten Ernährung und verstärkter körperlicher Aktivität zur Gewichtsregulierung, einschließlich Gewichtsabnahme und Gewichtserhaltung. Dies gilt für erwachsene Patient*innen mit einem Ausgangs-BMI von:
- ≥ 30 kg/m² (Adipositas) oder
- ≥ 27 kg/m² bis < 30 kg/m² (Übergewicht),
bei denen mindestens eine gewichtsbedingte Begleiterkrankung, wie Fehlregulation der glykämischen Kontrolle (Prädiabetes oder Typ-2-Diabetes), Hypertonie, Dyslipidämie, obstruktive Schlafapnoe oder Herz-Kreislauf-Erkrankung, vorliegt.
Im Kollektiv der Studienteilnehmenden mit einem vorbestehenden Prädiabetes stellten die Forscher*innen unter Semaglutid deutliche Verbesserungen verschiedener Parameter des Glukosemetabolismus fest: HbA1c-Wert, Insulinresistenz und Nüchternblutzucker nahmen signifikant ab. Auch im Hinblick auf das Körpergewicht hatte der GLP1-RA signifikante Vorteile: Nach 68 Wochen hatten die Personen mit einem Prädiabetes zwischen 13,7 und 16,5 % ihres Gewichts verloren. Unter Placebo war der Gewichtsverlust dagegen deutlich geringer ausgeprägt (2,4 bis 6,4 %).
Wirkstoff weiter erforschen, Therapieansprechen vorhersagen
Im Jahr 2018 gab es allein in den USA schätzungsweise 88 Millionen Erwachsene mit Prädiabetes, berichtet Prof. Perreault. Da krankhaftes Übergewicht einen starken Risikofaktor für eine Glukosestoffwechselstörung darstellt, bietet sich hier ein therapeutischer Ansatzpunkt mit langfristigen positiven Auswirkungen auf die kardiometabolische Gesundheit der Betroffenen. Semaglutid in einer wöchentlichen Dosis von 2,4 mg scheint bei Risikopersonen sowohl das Körpergewicht als auch den Blutzuckerspiegel günstig zu beeinflussen, meint er und spricht sich für eine weitere Erforschung dieses Wirkstoffs aus. Unter anderem sei dabei zu klären, welche Faktoren ein Therapieansprechen vorhersagen.
Quelle: Perreault L et al. Diabetes Care 2022; 45(10): 2396-2405; doi: 10.2337/dc21-1785
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