Den Diabetes runterschlucken: Semaglutid per os gegenüber Liraglutid nicht unterlegen

Dr. Judith Lorenz

Die orale Formulierung half in der Studie auch bei der Gewichtsreduktion. Die orale Formulierung half in der Studie auch bei der Gewichtsreduktion. © iStock/Vadym Petrochenko

Bislang gab es GLP1-­Rezeptoragonisten ausschließlich als subkutane Injektionen. Die neu entwickelte orale Formulierung von Semaglutid punktet hinsichtlich Gewichts­reduktion bei gleich guter Blutzuckersenkung.

GLP1-Rezeptoragonisten haben den Nachteil, dass sie bisher nur subkutan zur Verfügung stehen. Mittlerweile wurde für den Wirkstoff Semaglutid als Tablette die Zulassung beantragt. Ein Team um Professor Dr. Richard­ Pratley­ vom Advent­Health Translational Research Institute for Metabolism and Diabetes in Orlando verglich in der PIONEER-­4-Studie die blutzucker- und gewichtssenkende Wirkung dieser neuen Darreichungsform gegen Placebo sowie direkt gegen den subkutan injizierbaren GLP1-Rezeptor­agonisten Liraglutid. Insgesamt nahmen 100 Zentren in zwölf Ländern an der zwischen 2016 und 2017 durchgeführten Untersuchung teil.

711 Erwachsene mit Typ-2-Diabetes erfüllten die Einschlusskriterien: Sie wiesen unter einer stabilen Metformindosis mit oder ohne zusätzlichem SGLT2-Hemmer einen HbA1c-Wert zwischen 7,0 und 9,5 % auf. Randomisiert nahmen jeweils täglich 285 Patienten 52 Wochen lang Semaglutid p.o., 284 injizierten sich Liraglutid. Die Kontrolle bildeten 142 unter Placebo.

Für jeden täglich eine Injektion und eine Tablette

Aufgrund des Doppel-Dummy-Konzepts erhielten alle jeden Tag sowohl eine Injektion als auch eine Tablette (jeweils Verum bzw. Placebo). Im Schnitt waren die Patienten 56 alt, litten seit 7,6 Jahren an der Stoffwechselstörung und hatten ein HbA1c von 8,0 %.

26 Wochen nach Studienbeginn sank der Wert unter Semaglutid um 1,2 Prozentpunkte, unter Liraglutid um 1,1 Prozentpunkte und in der Kontrolle um 0,2 Prozentpunkte. Das Prüfmedikament war bezüglich der blutzuckersenkenden Wirkung gegenüber Liraglutid nicht unterlegen und gegenüber Placebo überlegen. Semaglutid überzeugte auch hinsichtlich der Gewichtsreduktion mit -4,4 kg (Liraglutid -3,1 kg, Placebo -0,2 kg). Die Vorteile hielten innerhalb des Beobachtungszeitraums von 52 Behandlungswochen an.

Therapiebedingte Nebenwirkungen beobachteten die Forscher bei 80 % der mit Semaglutid, bei 74 % der mit Liraglutid und bei 67 % der mit Placebo Behandelten. Im Vergleich zu Liraglutid verursachte der orale Wirkstoff v.a. häufiger gastro­intestinale Nebenwirkungen, beispielsweise Übelkeit oder Diarrhö. Ansonsten glichen sich die beiden GLP1-Rezeptoragonisten bezüglich Sicherheit sowie Verträglichkeit. Schwere symptomatische Hypoglyk­ämien traten im Prüfarm bei 1 % sowie bei 2 % in den beiden anderen Gruppen auf.

Früherer Einsatz von GLP1-Agonisten durch orale Variante?

Unter Semaglutid stiegen etwas mehr Patienten aus der Studie aus (11 % vs. 9,4 %). Dennoch hoffen die Autoren, dass die orale Darreichungsform zu einer besseren Akzeptanz und zum früheren Einsatz der Wirkstoffgruppe bei Typ-2-Diabetes führen wird.

Quelle: Pratley R et al. Lancet 2019; 394: 39-50; DOI: 10.1016/S0140-6736(19)31271-1

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Die orale Formulierung half in der Studie auch bei der Gewichtsreduktion. Die orale Formulierung half in der Studie auch bei der Gewichtsreduktion. © iStock/Vadym Petrochenko