
Glukosemanagement und Gewichtsreduktion erleichtert

In der Behandlung des Typ-2-Diabetes haben Substanzen wie Semaglutid, die auf den GLP1*-Rezeptor zielen, ihren festen Platz. Doch reduzieren sie zwar Blutzucker und Gewicht, haben aber eine Reihe Nebenwirkungen. Eine neue Substanz namens Tirzepatid, die zusätzlich den GIP**-Rezeptor besetzt, könnte das Problem lösen.
Drei Dosierungen vs. Placebo getestet
Für die doppelblinde, kontrollierte Phase-3-Studie SURPASS-1 rekrutierten Dr. Julio Rosenstock vom Dallas Diabetes Research Center und Kollegen 478 Patienten, die bereits seit bis zu sieben Jahren an Typ-2-Diabetes litten (Durchschnittsalter 54,1 Jahre, etwa zur Hälfte weiblich, BMI im Mittel 31,9 kg/m2). Alle Patienten hatten keinerlei Erfahrung mit einer Spritzentherapie und ihr Blutzuckerziel allein durch Bewegung und Ernährungsumstellung bislang nicht erreicht. Sie bekamen randomisiert einmal pro Woche entweder 5, 10 bzw. 15 mg Tirzepatid oder Placebo.
Wie die Ergebnisse der internationalen, multizentrischen Studie zeigen, senkte Tirzepatid den HbA1c-Wert nach 40 Wochen signifikant stärker als Placebo. Der Erfolg war abhängig von der Wirkstoffmenge: Während 5 mg den Wert um 1,91 % nach unten drückten, gelangen mit den höheren Dosierungen sogar 1,93 bzw. 2,11 %.
Das Gros der Patienten kam unter der Therapie mit Tirzepatid auf HbA1c-Zielwerte von < 7,0 %. Etwa vier Fünftel der Studienteilnehmer erreichten mit der neuen Medikation ≥ 6,5 %, ein gutes Drittel und mehr sogar Werte unter 5,7 %. Auch auf das Körpergewicht der Studienteilnehmer hatte die Behandlung mit Tirzepatid einen positiven Effekt: Je nach Dosierung verringerte es sich um 7–9,5 kg.
Die häufigsten Nebenwirkungen waren milde bis moderate, gastrointestinale Beschwerden wie Übelkeit, Diarrhö und Erbrechen – in der Regel vorübergehend. Klinisch signifikante oder schwere Hypoglykämien wurden nicht beobachtet.
Wie die Autoren eines Editorials zu der Studie herausstellen,2 erscheint Tirzepatid zugleich wirksamer und nebenwirkungsärmer als beispielsweise Semaglutid. Allerdings sei diese Einschätzung nur vorläufig, denn die direkte Vergleichsstudie laufe noch. Eine weitere Studie, die u.a. kardiovaskuläre Nebenwirkungen untersucht, befindet sich in der Rekrutierungsphase. Ergebnisse werden für 2024 erwartet.
* glucagon-like peptide-1
** glucose-dependent insulinotropic polypeptide
Quellen:
1. Rosenstock J et al. Lancet 2021; 398: 143-155; DOI: 10.1016/S0140-6736(21)01324-6
2. Tan TM, Khoo B. A.a.O.; 95-97; DOI: 10.1016/S0140-6736(21)01390-8
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