Gute Diabeteseinstellung kann bei COPD Atemwegsinfekte und Exazerbationen verhindern

Dr. Barbara Kreutzkamp

Wenn der Diabetiker therapietechnisch gut eingestellt ist, dankt es ihm auch seine Lunge. Wenn der Diabetiker therapietechnisch gut eingestellt ist, dankt es ihm auch seine Lunge. © iStock/master1305

Patienten, die sowohl mit einer COPD als auch mit einem Typ-2-Diabetes zu kämpfen haben, brauchen besondere Aufmerksamkeit. Vor allem mit einer umsichtigen Therapie der Zuckerkrankheit lässt sich das gegenseitige Anfeuern beider Erkrankungen unterbinden.

Überdurchschnittlich häufig tritt die chronisch obstruktive Lungenerkrankung (COPD) zusammen mit einem Diabetes vom Typ 2 auf. Das sollte Pneumologen und Endokrinologen zu einer engen Zusammenarbeit veranlassen, schreibt ein interdisziplinäres US-amerikanisches Expertenteam um Dr. Chaitanya­ Mamillapalli, Dia­betologe an der Springfield Clinic. Meist geht eine der beiden Erkrankungen voran, manche Patienten erhalten aber auch eine Doppel­diagnose.

Patienten mit Diabetes plus COPD sind schwerer krank als Patienten mit Einzeldiagnose. So steigt das langfristige Mortalitätsrisiko für Typ-2-Diabetiker deutlich an, wenn sie zusätzlich mit einer COPD belas­tet sind. Vor allem die Hyperglyk­ämie bzw. eine schlechte glykämische Kontrolle durch einen unzureichend eingestellten Diabetes fördert COPD-Exazerbationen und die Häufigkeit von Klinikeinweisungen.

Patienten mit Doppeldiagnose brauchen deshalb eine besonders sorgfältige Überwachung und Einstellung. Spezielle Behandlungsschemata gibt es für diese Patienten zwar nicht. Studien zeigen aber positive Auswirkungen einer optimalen Diabetes-Therapie auf die COPD-Morbidität. So sinkt bei guter Blutzuckereinstellung sowohl das Risiko für Atemwegsinfekte als auch die Exazerbationsrate.

Metformin senkt das COPD-spezifische Sterberisiko

Negative Effekte von Diabetesmedikamenten auf die COPD sind nicht zu erwarten. Theoretische Überlegungen, dass eine Metformin-induzierte metabolische Azidose verstärkt zu Hypoxien führt, lassen sich klinisch nicht bestätigen. Im Gegenteil: Eine Metformin-Behandlung reduziert einigen Studien zufolge COPD-Mortalität und -Morbidität. Sogar die durch die COPD leicht erhöhte Lungenkarzinom-Inzidenz ging einer taiwanesischen Studie zufolge bei Metformin-behandelten Patienten zurück. Insulin-Sensitizer, GLP1-Analoga und Insulin haben ebenfalls keine negativen Auswirkungen, sondern dürften eher vor einer COPD schützen, schreibt das Expertenteam. Inhaliertes Insulin solle aber gemieden werden.

Vorsichtig muss man dagegen mit der Glukokortikoidtherapie im Rahmen des COPD-Managements sein. So kam eine große kanadische Kohortenstudie aus dem Jahr 2010 zu dem Ergebnis, dass inhalative Kortikosteroide bei COPD die Diabetes-Inzidenz um 34 % erhöhen. Andere Untersuchungen konnten das aber nicht bestätigen, und eine gepoolte Auswertung doppelblinder und placebokontrollierter Studien ergab keine Anzeichen für Hyperglykämien oder eine erhöhte Zahl von neu diagnostiziertem Typ-2-Diabetes unter inhalativem Budesonid/Formoterol.

Pathophysiologische Mechanismen

  • chronische systemische Inflammation im Rahmen eines metabolischen Syndroms oder bei Übergewicht
  • oxidativer Stress
  • chronische Hypoxie
  • muskuläre Dysfunktionen
  • genetische Prädisposition

Eine Behandlung mit systemischen Glukokortikoiden bei akuter COPD-Exazerbationen sollte gerade bei Diabetikern besonders gut überwacht werden. Empfehlungen für die optimale Dauer und Dosierung einer systemischen Glukokortikoidtherapie bei akuter COPD-Exazerbation und gleichzeitigem Diabetes gibt es bisher nicht.

Bei Exazerbationen reichen fünf Tage Glukokortikoide

Eine solche Therapie sollte aber immer möglichst kurz und niedrig dosiert erfolgen, mahnen die Autoren. Einer größeren Studie zufolge ist eine fünftägige Exazerbationstherapie mit Glukokortikoiden einer 14-tägigen Behandlung nicht unterlegen. Eine Metaanalyse zeigte darüber hinaus die Nichtunterlegenheit einer Niedrigdosis-Kortikoidtherapie gegenüber einer Hochdosistherapie.

Quelle: Mamillapalli C et al. Current Respiratory Medicine Reviews 2019; online first

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Wenn der Diabetiker therapietechnisch gut eingestellt ist, dankt es ihm auch seine Lunge. Wenn der Diabetiker therapietechnisch gut eingestellt ist, dankt es ihm auch seine Lunge. © iStock/master1305