COPD-Exazerbationen in den Griff bekommen

Dr. Dorothea Ranft

Bei einer schwerwiegenden Exazerbation heißt es ab ins Krankenhaus. Bei einer schwerwiegenden Exazerbation heißt es ab ins Krankenhaus. © iStock/VladSt

Bei Patienten mit akuter COPD-Exazerbation stellen sich viele Fragen: Wann reicht eine verstärkte Bronchodilatation? Wer braucht Kortikosteroide und wer profitiert von einer Antibiotikatherapie? Ein erfahrener Pneumologe erklärt die aktuellen Therapiestrategien.

Die Definition der COPD-Exazerbation ist klar: jede akute Verschlechterung der respiratorischen Symptome, die mindestens zwei Tage anhält und eine Intensivierung der Therapie erfordert, also über die übliche Symptomvariabilität hinausgeht. Zu den häufigen Auslösern für akute Verschlechterungen gehören Infektionen (viral und bakteriell). Aber auch Luftverunreinigungen z.B. durch Stäube, NO2, SO2 oder Ozon kommen als Trigger infrage. In etwa einem Drittel der Fälle bleibt die Ursache allerdings unklar, berichtete Professor Dr. Roland Buhl von der Universitätsmedizin Mainz, III. Medizinische Klinik.

Nicht alles, was wie eine COPD-Exazerbation wirkt, ist tatsächlich eine. Deshalb sollte man immer brisante Differenzialdiagnosen wie Myokardinfarkt, Herzinsuffizienz oder Lungenembolie ausschließen. Zumal es sich in der Regel um ältere Patienten mit erheblicher Komorbidität handelt und der zugrundeliegende Nikotinabusus zahlreiche Organe angreift.

Bei mittelschweren Formen 40–50 mg/d Prednisolon oral

Die Therapie der COPD-Exazerbation richtet sich nach dem Schweregrad, erklärte der Pneumologe. Generell steht die Intensivierung der Bronchodilatation an 1. Stelle. Diese kann bereits primär kombiniert erfolgen (SABA + SAMA)*. Oder der Patient inhaliert erst das kurzwirksame Betamimetikum (2–4 Hübe, ggf. nach 10–15 Minuten wiederholen), und sollte das nicht genügen, kommt Ipratropiumbromid hinzu, das als einziges für diese Indiktion zugelassen ist. Eine bereits begonnene Dauertherapie mit langwirksamen Betamimetika bzw. Muskarinantagonisten (LABA, LAMA)* und ggf. inhalativen Steroiden sollte in der bisherigen Dosierung auch während der Exazerbation fortgeführt werden.

Leichte Episoden bekommt der Patient durch die Intensivierung der Bronchodilatation meist selbst in den Griff. Bei mittelschweren Exazerbationen verkürzen orale Kortikosteroide die akute Exazerbation und ggf. die Hospitalisierung.

Sie verbessern die Lungenfunktion und die Oxygenierung und senken damit das Risiko für ein Therapieversagen. In der Regel genügen 40–50 mg Prednisolon oral über fünf Tage. Der Einsatz von Antibiotika (zusätzlich oder alleine) ergibt nur bei klaren Zeichen einer bakteriellen Infektion Sinn, z.B. einer Zunahme von Sputumvolumen und Purulenz. Bevorzugt kommen Substanzen mit hoher Wirksamkeit gegen Pneumokokken zum Einsatz.

Theophyllin gaukelt eine Besserung nur vor

Schwere Exazerbationen erfordern eine stationäre Aufnahme inklusive Antibiotikatherapie (s. Kasten).

Kriterien fürs Krankenhaus

  • schwere Dyspnoe
  • schlechter Allgemeinzustand
  • rasch progrediente Symptomatik
  • Bewusstseinstrübung
  • zunehmende Ödeme
  • instabile Begleiterkrankung(en)
  • Versagen der ambulanten Therapie
  • Fehlen einer adäquaten häuslichen Versorgung

Theophyllin hat keinen Platz mehr in der COPD-Therapie, betonte Prof. Buhl. Es ist kein Bronchodilatator, sondern ein mäßig wirksames Antidyspnoikum, das dem Patienten eine Besserung vorgaukelt, die gar nicht existiert. Auch bei Sedativa heißt es Vorsicht, sie vernebeln das Gehirn und nehmen dem Patienten die einzige „rote Lampe“, die ihn vor einer Verschlechterung seines Zustandes warnt. In jedem Fall muss man sich versichern, dass der Patient auf die Therapie anspricht. Bei Hausbesuchen kann mit den Angehörigen vereinbart werden, dass sie in der Praxis anrufen, falls sich die Symptome nicht bessern. In der Praxis sollte der Patient solange bleiben, bis die Beschwerden nachlassen oder er stationär eingewiesen wird.

* SABA/LABA: short/long acting beta-2-agonist = Beta-2-Mimetikum mit kurzer/langer Wirkdauer bzw.
  SAMA/LAMA: short/long acting muscarinic receptor antagonist = Muskarinrezeptorantagonist mit kurzer/langer Wirkdauer

Quelle: 125. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Innere Medizin

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Bei einer schwerwiegenden Exazerbation heißt es ab ins Krankenhaus. Bei einer schwerwiegenden Exazerbation heißt es ab ins Krankenhaus. © iStock/VladSt