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Hautkrankheiten unter anderen Umständen

Die Anamnese unterscheidet sich grundsätzlich nicht zwischen schwangeren und nicht schwangeren Frauen. Allerdings sollte man sich über frühere Komplikationen, den Geburtstermin sowie bestehende Hauterkrankungen informieren, rät Dr. Samantha Vaughan-Jones, Ashford and St Peter’s Hospital Foundation Trust. Zudem legt sie immer Wert auf einen engen Austausch mit dem gynäkologischen Fachpersonal. Zum Monitoring gehört auch, die fetale Gesundheit im Blick zu haben.
43 % der werdenden Mütter, die Dr. Vaughan-Jones 2023 behandelte, hatten eine atopische Schwangerschaftsdermatose (AEP). Eine polymorphe Schwangerschaftsdermatose (PEP) betraf etwa jede Fünfte. Gleiches galt für Akne und Rosazea. Die übrigen knapp 16 % litten u. a. an Psoriasis, Hautinfektionen, Pityriasis rosea oder Kontaktdermatitiden. Zudem betreute sie eine Patientin mit Pemphigoid gestationis.
Shift im Immunsystem der Schwangeren
Während der Gestation muss der Körper eine höhere Toleranz gegenüber dem Fötus gewährleisten, weswegen es in der adaptiven Immunität zu einem Th2-Shift kommt. Das kann bei der Schwangeren zum einen die Entwicklung atopischer Erkrankungen begünstigen, zum anderen aber auch eine vorhandene Psoriasis bessern. Außerdem erhöhen sich die Produktion von Autoantikörpern und das Infektionsrisiko.
Hautveränderung oft mit Eisenmangel assoziiert
80 % der AEP-Patientinnen hatten zuvor keine AD, oft gibt es aber familienanamnestische Hinweise. Die Dermatose zeigt sich meist im zweiten Trimester, primär an den Extremitäten. Läsionen können ekzematös, follikulär, papulös, urtikariell oder prurigoartig sein. Eine IgE-Erhöhung ist nicht obligat, erinnerte die Expertin. Mögliche Behandlungsansätze bieten UV-Licht und systemische Steroide. Bei 50 % ihrer AEP-Patientinnen ließ sich ein Eisendefizit feststellen. Da der Mangel zu Komplikationen führt, sollte man besonders wachsam sein.
Auch die PEP kann mit einem Eisendefizit einhergehen. Der Fokus der Hautmanifestationen liegt auf dem Abdomen, von wo aus sie sich weiter ausbreiten. Die Therapie erfolgt i. d. R. topisch mit Emollienzien und Glukokortikoiden. Die PEP tritt überwiegend bei Primigraviden im dritten Trimenon auf, seltener postpartal. Es ist die häufigste Dermatose bei Mehrlingsschwangerschaften.
Urtikarielle Läsionen an den Fußsohlen im zweiten oder dritten Trimester können ein Pemphigoid gestationis ankündigen. Dieses exazerbiert mitunter postpartum massiv. In 10 % der Fälle entsteht durch intrauterin übertragene Antikörper ein neonatales Pemphigoid. Glücklicherweise ist beides absolut gesehen selten und die neonatale Manifestation bildet sich rasch spontan zurück.
Eine milde Akne in der Schwangerschaft lässt sich gut mit topischen Erythromycin/Clindamycin behandeln. Orale Wirkstoffe, auf die Dr. Vaughan-Jones setzt, sind Erythromycin und Azithromycin. Benzoylperoxidgel gilt ebenfalls als sichere Option, v. a. bei Stammakne punktet UVB. Ergänzend empfahl die Referentin aknegeeignete (sanfte) Hautpflegemittel. In schweren Fällen kann orales Prednisolon nötig werden, um Narben zu vermeiden. Dieses schleicht man über drei bis vier Wochen wieder aus. Eine Vitamin-D-Supplementierung kann sich bei vorliegendem Defizit positiv auf die Akne auswirken.
Eine Rosazea lässt sich mit Erythromycin (alternativ Azithromycin) und topischer Azelainsäure in den Griff bekommen. Auch diese Frauen sollten geeignete milde Hautpflegemittel sowie bei Aufenthalt im Freien einen UV-Schutz anwenden. Bei schweren Formen kann orales Prednisolon eingesetzt werden. Bei Schwangeren mit Rosazea sollte man die Eisen- und Vitamin-D-Spiegel checken, rät die Dermatologin.
Quelle: 33. EADV Congress
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