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Topiramat in der Schwangerschaft erhöht Autismusrisiko nicht

Eine Reihe von Arbeiten zeigt das teratogene Risiko von Valproat. Auch auf die Hirnentwicklung des Kindes hat das Anfallssuppressivum einen negativen Effekt, während ein solcher Zusammenhang für Lamotrigin nicht zu bestehen scheint. Für Topiramat ist die diesbezügliche Datenlage uneinheitlich, schreibt ein Wissenschaftlerteam um Prof. Dr. Sonia Hernández-Díaz von der Boston University. Mit einer Beobachtungsstudie ging die Gruppe der Frage nach, ob der Einsatz von Topiramat in der Schwangerschaft das Risiko für Autismus-Spektrum-Störungen beim Kind beeinflusst.
Aus zwei US-Gesundheitsdatenbanken identifizierten die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler eine Kohorte von fast 4,3 Millionen schwangeren Frauen und ihrem Nachwuchs. Kinder, die in der zweiten Schwangerschaftshälfte Topiramat ausgesetzt waren, wurden mit Kindern ohne Exposition gegenüber einem Anfallssuppressivum verglichen. Als Positiv- und Negativkontrolle diente Valproat (erhöhtes Risiko) bzw. Lamotrigin (niedriges Risiko).
Waren die Mütter an Epilepsie erkrankt, nahmen aber keine entsprechenden Medikamente ein, war im Vergleich zur Allgemeinbevölkerung die Inzidenz von Autismus-Spektrum-Störungen beim Nachwuchs um 4,2 % erhöht. Die Wahrscheinlichkeit für die Erkrankung stieg an, wenn die Kinder im Mutterleib Valproat oder Topiramat ausgesetzt waren (Hazard Ratio, HR 4,2 bzw. 2,67. Lamotrigin war ohne Einfluss (HR 1,0). Nach Korrektur um verschiedene Störfaktoren schwächte sich die Assoziation für Topiramat und Lamotrigen deutlich ab, während die Risikoerhöhung für Valproat bestehen blieb. Bei achtjährigen Kindern der Normalbevölkerung beträgt die Inzidenz für Autismus 1,9 %.
Die Analyse trägt zu mehr Gewissheit über die Risiken von Valproat, Lamotrigin und Topiramat in der Schwangerschaft bei, schreibt Prof. Dr. Kimford Meador von der Stanford University in Palo Alto in einem Editorial. Der Neurologe betont jedoch, dass für ein umfassendes Verständnis der Zusammenhänge weitere Untersuchungen nötig sind.
Quelle: 1. Hernández-Díaz S et al. N Engl J Med 2024; 390: 1069-1079; DOI: 10.1056/NEJMoa2309359
2. Meador KJ et al. N Engl J Med 2024; 390: 1141-1142; DOI: 10.1056/NEJMe2401164
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