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Anfallssuppressiva als neuer Name

Die Begriffe „Antikonvulsivum“ und „Antiepileptikum“ haben offenbar ausgedient. Geht es nach den epileptologischen Fachgesellschaften Deutschlands, Österreichs und der Schweiz, spricht man ab sofort nur noch vom anfallssuppressiven Medikament (ASM) bzw. einem Anfallssuppressivum. „Das sind so die Dinge, mit denen wir unsere Jahrestagung verbringen“, meinte selbstironisch Prof. Dr. Hajo Hamer vom Epilepsiezentrum des Universitätsklinikums Erlangen.
Was den Einsatz der ASM angeht, hat sich in den letzten Jahren nicht viel geändert. Sowohl bei fokalen als auch bei generalisierten Anfällen einsetzbar sind Phenobarbital, Topiramat, Lacosamid und Perampanel. Als Mittel der Wahl bei fokalen Anfällen gelten gemäß der noch gültigen DGN-Leitlinie Lamotrigin und Levetiracetam. Valproat ist in dieser Indikation verschwunden, weil es nicht gut vertragen wird, erläuterte der Kollege. Bei der generalisierten Epilepsie zählt die Substanz aufgrund ihrer Wirkstärke aber weiterhin zu den bevorzugten Medikamenten – trotz Teratogenität und negativen Einflusses auf Knochendichte und Körpergewicht.
Von der neuen DGN-Leitlinie, die voraussichtlich im Sommer publiziert werden soll, sind nach Aussage von Prof. Hamer keine großen Änderungen zu erwarten. Allerdings wird in der Therapie fokaler Epilepsien Lamotrigin dank seiner im Vergleich zu Levetiracetam besseren Verträglichkeit zur Nummer 1 aufsteigen. Will man die Substanz nicht (weiter) geben, darf man auf das ganze Spektrum der zur Verfügung stehenden ASM zurückgreifen.
Auch Nebeneffekte und Interaktionen berücksichtigen
Dass es durchaus sinnvoll ist, bei fokalen Epilepsien auf die neueren ASM zu setzen, bestätigt eine schwedische Studie. In ihr wurde geprüft, wie sich die Mortalität von 2.577 Patienten mit Post-Stroke-Epilepsie unter der Therapie mit verschiedenen ASM entwickelt. Tatsächlich fanden sich signifikante Unterschiede. Die beiden Gewinner waren Lamotrigin und Levetiracetam. Sie gingen mit einer signifikant geringeren Mortalität einher als interaktionsreiche Substanzen wie Carbamazepin, Valproat und Phenytoin. „Wir sollten in der Auswahl der ASM durchaus auch auf Nebenwirkungen und Interaktionsfreiheit achten“, so Prof. Hamer.
Hinsichtlich der kardialen Nebenwirkungen von Lamotrigin haben dänische Forscher auf Basis der Registerdaten von 91.949 Patienten Entwarnung gegeben. Weder erhöht das ASM bei Herzkranken die Mortalität, noch führt es bei initial Herzgesunden zu kardialen Erkrankungen bzw. signifikanten EKG-Veränderungen. Auch eine Metaanalyse zeigte, dass Lamotrigin in der klinischen Praxis nicht zur erhöhten kardialen Morbidität führt. Bedeutet dies nun aber, dass man auf EKGs bei Lamotrigintherapie verzichten kann? Bei jungen herzgesunden Patienten schreibt Prof. Hamer nicht regelhaft ein EKG. Hat er jedoch einen kardial Erkrankten vor sich, sieht er während der Aufdosierungsphase nach, ob sich das EKG unter dem Medikament so stark verändert hat, dass Handlungsbedarf besteht.
Kongressbericht: 15. Neurologie-Update-Seminar
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