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Einsatz des Antidiabetikums bei Schwangeren mit Typ-2- oder Gestationsdiabetes

Es gibt lediglich ein einziges in der Schwangerschaft zugelassenes Metforminpräparat – und das auch nur zur Weiterbehandlung eines Diabetes. Bei einem Gestationsdiabetes oder wenn man ein anderes Präparat wählt, ist nur ein Off-Label-Heilversuch mit entsprechend dokumentierter Aufklärung möglich, sagte Dr. Heinke Adamczewski, niedergelassene Diabetologin in Köln.
Die möglichen Vorteile der Metformingabe beim Typ-2-Diabetes zeigt die MiTy-Studie. Schwangere erhielten Metformin (2 x 1 g/d) zusätzlich zur laufenden Insulintherapie. Unter diesem Regime erreichten sie eine bessere Glukosekontrolle, brauchten weniger Insulin und nahmen in der Schwangerschaft weniger zu. Auch die Sectiorate war geringer. Die Kinder hatten ein niedrigeres Geburtsgewicht und unter Metformin gab es weniger LGA*-Kinder als unter Placebo. Keiner der Unterschiede erreichte allerdings das Signifikanzniveau.
Die SGA**-Rate fiel etwas höher aus, vor allem bei Müttern, die an chronischer Hypertonie mit oder ohne Nierenerkrankung litten. Diese Frauen sollten möglichst kein Metformin in der Schwangerschaft erhalten, sagte die Referentin. Untersuchungen der Kinder nach 24 Monaten ergaben aber keine Unterschiede im Körpergewicht nach intrauteriner Metforminexposition.
Bei Gestationsdiabetes reicht die Evidenz noch nicht aus
Auch bei Gestationsdiabetes sind die Vorteile der Metformingabe belegt. In der Leitlinie wird die Evidenz für Metformin in der Schwangerschaft aber nicht für ausreichend befunden. Im Einzelfall kann bei ausgeprägter Insulinresistenz und sehr hohem Insulinbedarf eine Off-Label-Gabe erwogen werden, so Prof. Dr. Tanja Groten, Klinik für Geburtsmedizin am Universitätsklinikum in Jena.
Metformin ist weder teratogen noch erhöht es in der Frühschwangerschaft das Fehlbildungsrisiko. Tierversuche zeigten aber subtile Veränderungen von hypothalamischen Signalwegen.
Folgeuntersuchungen bei Kindern wiesen nach Metforminexposition zwar keine Unterschiede im Gesamt-IQ nach, ganz ausgeschlossen werden kann ein Einfluss auf die Hirnentwicklung jedoch nicht, sagte die Diabetologin.
Weitere Erhebungen 10–15 Jahre später zeigen sehr inhomogene Ergebnisse. In der PedMet-Studie hatten Kinder in der Metformingruppe im Alter von 5–10 Jahren z.B. signifikant höhere BMI-Z-Scores. Auch das Fazit von Prof. Groten lautet daher: Für eine abschließende Bewertung der Sicherheit der Metformingabe in der Schwangerschaft reichen die bisherigen Daten nicht.
* large for gestational age
** small for gestational age
Quelle: Diabetes Kongress 2024
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