Metformin und gesunder Lebensstil mindern Mortalitätsrisiko nicht

Dr. Judith Lorenz

Weder Metformin, noch eine Lebensstiländerung wirkten sich positiv auf die Mortalität aus. Weder Metformin, noch eine Lebensstiländerung wirkten sich positiv auf die Mortalität aus. © Olga – stock.adobe.com

Erwachsene mit einem Prädiabetes entwickeln seltener einen manifesten Typ-2-Diabetes, wenn sie Metformin einnehmen oder sich mehr bewegen und Gewicht verlieren. Weder das Medikament noch die gesündere Lebensweise können allerdings das Sterberisiko senken, wie aus einer aktuellen US-Studie hervorgeht.

Eine gestörte Glukosetoleranz prädisponiert für kardiovaskuläre und für Krebserkrankungen. Gleichzeitig erhöht sich sowohl das jeweilige krankheitsspezifische als auch das Gesamtsterberisiko, so die aktuelle Datenlage. Professor Dr. Christine G. Lee vom National Institute of Diabetes and Digestive and Kidney Diseases der National Institutes of Health in Bethesda ging nun gemeinsam mit weiteren Forschenden der Frage nach, ob Personen mit hohem Risiko für Typ-2-Diabetes im Hinblick auf die Mortalität von einer Lebensstilumstellung bzw. von der Behandlung mit Metformin profitieren.

Das Studienkollektiv bildeten 3.234 Erwachsene, die zwischen 1996 und 1999 im Alter von mindestens 25 Jahren (Durchschnitt: 50,6 Jahre) in das Diabetes Prevention Program (DPP) eingeschlossen worden waren. Die Studie sollte klären, ob Metformin bzw. eine Lebensstilumstellung den Übergang vom Prädiabetes in einen manifesten Typ-2-Diabetes verhindern können. Alle Teilnehmenden hatten ein erhöhtes Risiko für Typ-2-Diabetes: BMI ≥ 24kg/m2, Nüchternblutzucker von 95–125 mg/dl und/oder Zweistundenwert im oralen Glukosetoleranztest (OGTT) von 140–199 mg/dl. 

Die Studienteilnehmenden wurden in drei verschiedene Gruppen randomisiert: 1.079 Personen nahmen an einem intensiven Lebensstilprogramm teil, das eine Steigerung der körperlichen Aktivität auf mindestens 150 Minuten pro Woche sowie eine Gewichtsabnahme um mindestens 7 % des Körpergewichts vorsah, weitere 1.073 nahmen zweimal täglich Metformin ein und erhielten die üblichen Diät- und Bewegungsempfehlungen. 

Die DPP-Studienpopulation bei Studienbeginn

  • Durchschnittsalter 50,6 ± 10,7 Jahre
  • durchschnittlicher BMI 34,0 ± 6,7kg/m2
  • 68 % Frauen
  • 55 % Weiße
  • 41 % ehemalige oder aktuelle Raucher
  • 29 % Hypertonie
  • 69 % Hyperlipidämie

Kein signifikanter Effekt auf Mortalität jeglicher Ursache

Die übrigen 1.082 nahmen zweimal täglich ein Placebo ein und erhielten ebenfalls eine Standard-Lebensstilberatung. Die verblindete Interventionsphase der Studie endete im Jahr 2001, nachdem der primäre Studienendpunkt, die Diabetesprävention, erreicht worden war. Ab diesem Zeitpunkt wurde allen Studienteilnehmenden ein Lebensstilprogramm angeboten. Die Personen der Metformin-Gruppe nahmen das Medikament weiter ein. Ein Teil der DPP-Teilnehmenden wurde anschließend im Rahmen der Diabetes Prevention Program Outcomes Study (DPPOS) weiter betreut.

Im Verlauf von durchschnittlich 21 Nachbeobachtungsjahren verstarben 453 (14 %) der Studienteilnehmenden. Die häufigste Todesursache in der Studienpopulation stellten Krebserkrankungen (37 %) dar, gefolgt von kardiovaskulären Komplikationen (29 %). Im Vergleich zu Placebo hatte weder die Einnahme von Metformin noch die Umstellung des Lebensstils einen signifikanten Effekt auf die Mortalität aufgrund jeglicher Ursache, auf die kardiovaskuläre Mortalität, die Krebssterblichkeit oder das Sterberisiko aufgrund anderer Ursachen. 

Eine multivariate Analyse zur allgemeinen Mortalität, bei welcher die Forschenden den Diabetesstatus, die Diabetesdauer, die Veränderung des BMI, die kumulative glykämische Exposition sowie das kardiovaskuläre Risiko berücksichtigten, kam zu ähnlichen Ergebnissen. 

Die Haupttodesursachen von Erwachsenen mit einem hohen Risiko für Typ-2-Diabetes, so das Fazit der Wissenschaftler*innen, sind in der Studie demnach Krebs- und Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Die Forschung muss nun ihrer Ansicht nach unter anderem prüfen, welche Maßnahmen die krebsbedingte Übersterblichkeit bei Prädiabetes – wie sie auch in früheren Untersuchungen festgestellt wurde – wirksam bekämpfen können.

Quelle: Lee CG et al. Diabetes Care 2021; 44: 2775-2782; DOI: 10.2337/dc21-1046

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