Prädiabetes: Erhöhtes HbA1c kein Behandlungsgrund

Dr. Anja Braunwarth

Dem manifesten Diabetes kann zunächst einmal mit einer Lebensstiländerung entgegengewirkt werden. Dem manifesten Diabetes kann zunächst einmal mit einer Lebensstiländerung entgegengewirkt werden. © iStock/mthipsorn

Das HbA1c Ihres adipösen Patienten liegt bei 6,2, also hat er einen Prädiabetes. So weit, so gut – das sagt aber noch lange nichts über sein Erkrankungsrisiko.

Die Bezeichnung „Prädiabetes“ ist durchaus umstritten und manche bevorzugen „nicht-diabetische Hyperglykämie“. Schon das zeigt, dass man sich bei diesen Patienten immer irgendwo zwischen Prävention und Übermedikalisierung befinde, schreiben Ärztin Eleanor Barry, University of Oxford, und Dr. Samuel J. Finnikin, University of Birmingham.

Der HbA1c-Wert alleine kann aber besonders gefährdete Patienten nicht identifizieren, mahnen die Autoren. Die höchsten Progressionsraten weisen Menschen mit Dysglyk­ämien und multiplen gefährdenden Bedingungen auf.

Ist der HbA1c-Wert Ihres Schützlings erhöht, sollten Sie das weitere Prozedere gründlich besprechen und ihn in erster Linie ermutigen, vorhandene Risikofaktoren zu modifizieren. Allerhöchste Priorität hat der Lebensstil. Änderungen daran können tatsächlich in erheblichem Maß den Übergang zum manifesten Diabetes verhindern. Je länger und intensiver die Interventionen vom Patienten umgesetzt werden, desto stärker kann dieser sein Risiko reduzieren.

Risikofaktoren für die Progression zum manifesten Diabetes

Die Gefahr für die Erkrankung steigt mit diesen Faktoren, in Klammern dazu die Hazard Ratios (HR):
  • Übergewicht (HR 2–3 bei einem BMI von 30 versus 25)
  • Gestationsdiabetes in der Anamnese (HR 4,6–7)
  • kardiovaskuläre Erkrankung (HR 1,2)
  • behandelte Hypertonie (HR 1,4 bei Männern, 1,5 bei Frauen)
  • Polyzystisches Ovarsyndrom (HR 1,4)
  • Lernschwierigkeiten (HR 1,3)
  • schwere chronische psychische Erkrankung (HR 1,3)
  • Diabetes in der Familienanamnese (HR 1,9 für Männer, 1,7 für Frauen)
  • Einnahme von Antipsychotika (HR 1,5), Steroiden (HR 1,3) oder Statinen (HR 1,8)
  • südasiatische oder chinesische Abstammung (HR 3–5)

Funktioniert in Sachen Lifestyle bei Hochrisikokandidaten aber gar nichts, können Sie schon im Vorstadium Metformin verordnen. Das senkt das relative Risiko zu erkranken um 26 %. Und natürlich sollten Sie, falls vorhanden, kardiovaskuläre Komorbiditäten effizient mit behandeln.

Quelle: Barry E, Finnikin SJ. BMJ 2019; 365: l1361

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Dem manifesten Diabetes kann zunächst einmal mit einer Lebensstiländerung entgegengewirkt werden. Dem manifesten Diabetes kann zunächst einmal mit einer Lebensstiländerung entgegengewirkt werden. © iStock/mthipsorn