Helicobacter auch mal im Magen ruhen lassen

Dr. Stefanie Kronenberger/Dr. Sascha Bock

Wird bei der Gastroskopie ein Magenulkus festgestellt, besteht eine klare Indikation zur Helicobacter-Eradikation. Wird bei der Gastroskopie ein Magenulkus festgestellt, besteht eine klare Indikation zur Helicobacter-Eradikation. © wikipedia.org/Med_Chaos

Zwar bannt die Eradikation eines Helicobacter pylori das Risiko für assoziierte Magenulzera oder -tumoren. Doch macht sie nicht bei jedem Sinn, lautete das Urteil der Experten in der aktuellen S2k-Leitlinie. Bestimmte Patienten sollten sich dieser Therapie aber unterziehen.

Nicht nur in Deutschland, sondern auch weltweit ist fast die Hälfte der Erwachsenen mit Helicobacter pylori (H. p.) infiziert, bei rückläufiger Inzidenz. Bereits Kinder weisen Infektionsraten von 3 % auf, die Ansteckungsgefahr steigt mit jedem Lebensjahr um ca. 1 %. Über den genauen Übertragungsmechanismus von Mensch zu Mensch (oral-oral, fäkal-oral etc.) weiß man bisher nur wenig. Der direkte ärztliche Patientenkontakt stellt jedoch keinen relevanten Risikofaktor dar, schreiben die Autoren der aktuellen S2k-Leitlinie „Helicobacter pylori und gastroduodenale Ulkuskrankheit“.

Derzeit keine Strategie zur Primärprävention

Strategien, die einer Infektion zuverlässig vorbeugen, existieren bis dato nicht. Macht es sich der Keim in der Magenschleimhaut gemütlich, verursacht er eine chronische Gastritis. Als Komplikationen können gastrointestinale Ulzera entstehen, aber auch ein Adenokarzinom des Magens oder ein MALT-Lymphom*. Daraus ergeben sich Indikationen zur Eradikation, deren Wichtigkeit von den Experten in die Katego­rien „kann“, „sollte“ und „soll“ eingeteilt wurde (s. Tabelle). Hat man den Keim einmal aus dem Verkehr gezogen, treten Reinfektionen nur selten auf.

Wird eine asymptomatische Helicobacter-Gastritis als Zufallsbefund entdeckt, sollte man dem Patienten die Eradikation zumindest anbieten, lautet das Urteil der Leitlinien-Autoren. Besteht bereits ein peptisches Ulcus ventriculi oder duodeni oder wurde ein MALT-Lymphom dia­gnostiziert, soll eine bestehende H.-p.-Infektion behandelt werden. Für diffuse großzellige B-Zell-Lymphome im Stadium I und II – egal ob mit oder ohne MALT-Komponente – gibt es dagegen nur eine Kann-Empfehlung.

So testen Sie effektiv

Ein Test auf die Helicobacterinfektion ist nur sinnvoll, wenn das Ergebnis auch eine therapeutische Konsequenz hat. Wie soll man sonst dem Patienten erklären, dass er zwar eine Infektion hat, man aber nichts dagegen unternimmt. Außerdem entstehen dadurch unnötige Kosten, heißt es in der Leitlinie. Andererseits sollte eine Therapie natürlich nur erfolgen, wenn sicher eine Infektion vorliegt. Sie lässt sich mittels
  • Urease-Test,
  • Kultur,
  • PCR,
  • Antigen-Stuhltest oder
  • Harnstoff-Atemtest nachweisen.
Nicht angewendet werden sollen dagegen Antikörpertest in Urin oder Speichel, Schnelltest zum Antikörper-Nachweis im Vollblut und Schnelltest zum Antigen-Nachweis im Stuhl.  Um den Magenkeim zuverlässig nachzuweisen, sollten vor der Diagnostik zwei Wochen lang keine Protonenpumpenhemmer und vier Wochen lang keine Antibiotika gegeben werden. Normalerweise braucht man für den sicheren Nachweis zwei positive Testergebnisse. Das gilt nicht, wenn gleichzeitig ein Ulcus pylori diagnostiziert wird. Dann reicht ein positiver Test. Ein zweiter Test ist ebenfalls überflüssig, wenn Histologie oder Kultur einen positiven Befund ergeben.  Eine Resistenzuntersuchung des Keimes ist primär nicht angezeigt – erst wenn die Therapie zweimal versagt hat.

Entscheidung unabhängig von Refluxbeschwerden treffen

Leiden Patienten unter einer funktionellen Dyspepsie plus Helicobacter-Besiedelung, kann ebenfalls eine Eradikation erfolgen. Refluxsymptome oder eine Refluxösophagitis stellen dagegen keine Indikation für Keimkiller dar. Offenbar findet sich mit dem Magenkeim sogar seltener ein Reflux als ohne. Die antibiotische Therapie der Infektion schadet aber auch nicht. Daher kann die Entscheidung für oder gegen eine Eradikation unabhängig von Reflux-Beschwerden getroffen werden.Die begleitende medikamentöse Therapie der Patienten spielt für die Indikation zur Helicobacter-Beseitigung eine wichtige Rolle. Schließlich können viele Pharmaka Ulzera oder Magenblutungen mitverursachen. Thrombozytenaggregationshemmer oder NSAR beispielsweise erhöhen das Risiko für Ulzera und Blutungen. Vor Start einer Dauermedikation mit ASS oder NSAR raten die Leitlinienautoren raten bei H-.p.-Infizierten mit Ulkus- oder Blutungs-Anamnese daher zur Eradikation (Soll-Empfehlung).
Empfehlungsgrade für die Helicobacter-Eradikation
Erkrankung bei nachgewiesener H.-p.-Infektion Eradikation
Peptisches Ulcus ventriculisoll
MALT-Lymphomsoll
Großzellige B-Zell-Lymphome im Stadium I und II, mit oder ohne MALT-Komponentekann
Funktionelle Dyspepsiekann
Idiopathische thrombozytopenische Purpura (ITP)soll
Ungeklärte Eisenmangelanämiekann
Lymphozytäre Gastritis sollte
M. Menetriersollte
Refluxösophagitis, Refluxsymptomekeine Indikation
Korpusdominante Helicobacter-pylori-Gastritis, Pangastritis, mukosale Atrophie oder intestinale Metaplasie gehen allesamt mit einem erhöhten Risiko für ein Magenkarzinom einher. Diese Gefahr kann durch die Eliminierung des Magenkeimes gemindert werden. Risikopatienten sollten sich den Experten zufolge ebenfalls einer Eradikation unterziehen. Auch nach erfolgreicher Helicobacter-Vertreibung kann man diese Kranken endoskopisch-bioptisch überwachen, heißt es in der Leitlinie weiter.

*Marginalzonen-B-Zell Lymphom des MALT (Mucosa Associated Lymphoid Tissue)

AWMF-Register-Nr. 021/007 „S2k-LeitlinieHelicobacter pylori und gastroduodenaleUlkuskrankheit“

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Wird bei der Gastroskopie ein Magenulkus festgestellt, besteht eine klare Indikation zur Helicobacter-Eradikation. Wird bei der Gastroskopie ein Magenulkus festgestellt, besteht eine klare Indikation zur Helicobacter-Eradikation. © wikipedia.org/Med_Chaos
Heliobacter pylori Heliobacter pylori © fotolia/Axel Kock