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Hepatitis-C-Infizierte eignen sich als Organspender

Um 20 % hat die Zahl der Transplantationen in den Vereinigten Staaten in den vergangenen fünf Jahren zugenommen. Eigentlich eine gute Nachricht, nur löst das bei Weitem nicht die Probleme. Und auch der Grund, der vermeintlich hinter dem Trend steckt, ist eher unerfreulich zu nennen. Die steigende Zahl der Drogentoten hat den Spenderpool deutlich aufgefüllt. In manchen Regionen stammt bereits jedes dritte Organ von einem Junkie. Der Anstieg wäre wahrscheinlich noch größer ausgefallen, wenn nicht so viele aus dieser Klientel mit Hepatitis C infiziert wären. Ohne entsprechende Therapie wird das Virus mit einer Wahrscheinlichkeit von 82 % auf den Empfänger übertragen.
Die Herzchirurgin Dr. Ann E. Woolley vom Brigham and Women’s Hospital in Boston hat nun zusammen mit Kollegen ausprobiert, ob sich das nicht ändern lässt. Schließlich stehen inzwischen wirksame Medikamente gegen die Infektion zur Verfügung. Zudem gibt es erste Fallberichte, in denen mit diesen eine Transplantation ohne Infektion des Empfängers möglich war.
36 Lungen- und acht Herzkranken haben die Autoren Organe von HCV-positiven Menschen übertragen und die Empfänger über sechs Monate nachbeobachtet. Vier Wochen lang hatten die Patienten die Kombination Sofosbuvir-Velpatasvir erhalten. Die Prophylaxe wurde innerhalb von Stunden nach der Operation begonnen, um sofort die Vermehrung des Virus zu unterbinden.
Zwei Wochen nach der OP waren die Viren verschwunden
Bei 42 der 44 Probanden ließen sich nach dem Eingriff Viren im Körper nachweisen, zwei Wochen später waren die Erreger allerdings verschwunden. Auch am Ende der Beobachtungszeit nach sechs Monaten waren keine Viren mehr zu entdecken. Ernsthafte Nebenwirkungen habe man ebenfalls keine festgestellt, berichten die Autoren.
Und trotzdem bleibt Dr. Emily A. Blumberg von der Infektiologie der Universität Pennsylvania in Philadelphia in ihrem begleitenden Kommentar zurückhaltend: Zum einen seien Spender und Empfänger in der Studie außergewöhnlich jung und gesund gewesen. Zudem kam es bei den Lungentransplantierten zu einer leicht erhöhten Zahl akuter Abstoßungsreaktionen. Angesichts der geringen Zahl der Probanden ist die Bedeutung dieses Befundes noch nicht geklärt, aber Dr. Blumberg möchte nicht ausschließen, dass eine Immunstimulation durch die Neuinfektion dahintersteckt. Diese könne sich ihrer Meinung nach auch auf die Anfälligkeit für weitere Erreger oder die Gefahr metabolischer Komplikationen auswirken.
„Nichtsdestotrotz regt der Artikel an, intensiver über den Einsatz von Organen HCV-positiver Spender nachzudenken“, schreibt sie. Bevor der aber die Regel wird, fordern auch die Bostoner Autoren mehr Daten, um das Risiko und den Benefit auf lange Sicht besser abschätzen zu können.
Quellen:
Woolley AE et al. N Engl J Med 2019; 380: 1606-1617
Blumberg EA. A.a.O. 1669-1670
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