Hüftschmerzen: Avaskuläre Femurkopfnekrose wird oft übersehen

Eine 36-jährige Frau erscheint bei ihrem Hausarzt mit starken Leistenschmerzen, die bis ins Knie ausstrahlen und bei Belastung zunehmen. Mit Schmerzmitteln versorgt, geht sie wieder heim. Nach einem Jahr kommt die Frau wieder, die Beschwerden sind unverändert. Jetzt gibt es ein Röntgenbild der Hüfte, das einen leicht verengten Gelenkspalt zeigt. Der nun eingeschaltete Orthopäde ordnet eine MRT an – und stellt die Diagnose einer avaskulären Femurkopfnekrose.
Im Spätstadium hilft nur noch eine OP
Leider kein unüblicher Verlauf bei diesem Krankheitsbild, erklären Jonathan N. Lamb vom Leeds Institute of Rheumatic and Musculoskeletal Medicine und Kollegen. Denn es handelt sich zum einen um ein seltenes Krankheitsbild, zum anderen weisen viele Patienten koexistierende rheumatologische oder hämatologische Probleme auf, die in die Irre führen können.
Warum die Mikrozirkulation im Femurkopf plötzlich schwächelt, weiß man bis heute nicht genau. Fest steht aber, dass die Nekrose oft beidseits auftritt und eher jüngere Menschen trifft: Männer zwischen dem 25. und 44. Lebensjahr, Frauen zwischen dem 55. und 75. Und es gibt bekannte Risikofaktoren (s. Kasten).
Risikofaktoren für avaskuläre Femurkopfnekrose
- Dyslipidämie
- männliches Geschlecht
- positive Familienanamnese für die Erkrankung
- starker Nikotin- und/oder Alkoholkonsum
- Erkrankungen der Gefäße und/oder des Gerinnungssystems
- Übergewicht
- HIV-Infektion
- Therapie mit Steroiden, Zytostatika oder Immunsuppressiva
- kurz zurückliegende Schwangerschaft
- Sichelzellanämie
Quelle: Lamb JN et al. BMJ 2019; 365: I2178
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