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Hypertonie: Sport spart Pillen

Ob zur Prävention, als Therapie oder als adjuvante Maßnahme – körperliche Aktivität gehört mittlerweile zu den empfohlenen Maßnahmen in der Therapie des arteriellen Hypertonus, schreiben die Sportmediziner Professor Dr. Dr. Reinhard Ketelhut vom Medical Center Berlin und Professor Dr. Kerstin Ketelhut von der Medical School Berlin. Neben dem erwünschten Effekt auf den Blutdruck wirkt sie sich nebenbei auch noch positiv auf Blutfette, Blutzucker, Harnsäure, Blutgerinnung sowie Fibrinolyse aus und senkt vermutlich sogar die Mortalitätsrate. Wer zwei- bis dreimal wöchentlich 30–45 Minuten seine Fitness trainierte, konnte einer prospektiven Studie zufolge seinen systolischen und diastolischen Blutdruckwert in Ruhe nach drei Jahren langfristig um 9/9 mmHG senken – nach zehn Jahren sogar um 20/11 mmHg. Bereits Senkungen von nur 5 mmHg reduzieren das Risiko einer Herzerkrankung um 8 % und eines Schlaganfalls um 14 %.
Auch lohnt es sich, möglichst früh anzufangen, denn wer bereits im Kindes- und Jugendalter regelmäßig Sport treibt, beeinflusst die altersentsprechende Blutdruckentwicklung günstig und hat als Erwachsener seltener einen Hypertonus. Deshalb sollte beispielsweise bei familiärer Belastung am besten bereits im Kindergartenalter mit der Prävention begonnen und im Alltag regelmäßig Sport gemacht werden.
Europäische Gesellschaften empfehlen Krafttraining
Bei einem milden Hypertonus reicht neben einer gesunden Ernährung und Gewichtskontrolle häufig eine regelmäßige körperliche Aktivität aus, um den Blutdruck ganz ohne Medikamente meist schon nach mehreren Monaten wieder auf normale Werte zu senken. Aber auch ältere Patienten mit einem Hypertonus können oftmals allein durch regelmäßige Bewegung mit moderater Intensität ihre blutdrucksenkende Medikation um bis zu zwei Wirkstoffe reduzieren und erzielen nebenbei auch noch einen positiven Effekt auf ihre kognitiven Fähigkeiten.
Für Senioren geeignet
- Laufen (Laufband), z.B. submaximales Lauf- oder Intervalltraining (HIIT)
- Radfahren (Ergometer)
- Nordic Walking
- Wandern
- Skilanglauf
- Ballspiele
- dynamisches Krafttraining
- Schwimmen (Ausnahme: zusätzliche kardiovaskuläre Erkrankungen)
Zuerst zum Belastungs-EKG und zur Echokardiographie
Für die Patienten, die entweder Zeitmangel als Grund für ihre Inaktivität angeben oder zusätzlich an einer koronaren Herzerkrankung leiden, ist das Hochintensive Intervalltraining (HIIT) eine Möglichkeit. Dabei wechseln sich in einem deutlich verkürzten Training Phasen mit hochintensiver Belastung mit geringer Belastung bzw. Ruhephasen ab. Wer jahrelang keinen Sport gemacht hat, sollte es erst mal langsam angehen (kurze Bewegungszeiten, niedrige Intensitäten) und zwischenzeitlich Pausen einlegen. Bevor Hypertoniker allerdings mit einem regelmäßigen Training beginnen dürfen, benötigen sie unbedingt ein Belastungs-EKG und eine Echokardiographie. Die vorbestehende Medikation sollten die Patienten so lange weiter einnehmen, bis ein blutdrucksenkender Effekt durch das Bewegungstraining eintritt. Sie als behandelnder Arzt entscheiden, ob und wann das ein oder andere Antihypertensivum reduziert oder abgesetzt werden kann.* European Society of Hypertension
** European Society of Cardiology
Quelle: Ketelhut RG, Ketelhut K. internist prax 2018; 59: 13-23
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