Die Hypertonie rausschwitzen: Blutdruck senken dank Sauna

Für die Finnen ist klar: „Wer zur Sauna gehen kann, darf das auch.“ Diese Meinung teilt man hierzulande nicht unbedingt und rät Hypertonikern oft vom Schwitzbad ab, da die massive Hitzeeinwirkung zu Vasodilatation und Blutdruckabfall führen kann. Wer sich jedoch an ein paar Regeln hält, profitiert vom Saunieren, schreiben der Kardiologe und Sportmediziner Professor Dr. Dr. Reinhard G. Ketelhut vom Medical Center Berlin und der Sportwissenschaftler Dr. Sascha Ketelhut von der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg in Halle. „Der regelmäßige Saunagang senkt nicht nur den Blutdruck dauerhaft, sondern hilft außerdem, Antihypertensiva einzusparen.“
Schon zwei wöchentliche Schwitzbäder reichten in Studien, um innerhalb von drei Monaten den systolischen Wert von Hypertonikern um 23 mmHg und den diastolischen um 9 mmHg zu senken. Ursache sei wahrscheinlich eine verbesserte Endothelfunktion, vergleichbar mit dem Effekt durch Ausdauersport. Potenziell unterstützt durch eine verbesserte Stresshormonregulation.
Das heißt allerdings nicht, dass ein Saunabesuch für Hypertoniker völlig unbedenklich wäre. Jedes Schwitzbad, erklären die Autoren, geht mit einer Belastung für das Herz-Kreislauf-System einher.
In diesen Fällen ist der Saunagang tabu
- akute Infekte
- schlecht eingesteller RR
- rezidivierende Blutdruckkrisen
- kürzlicher Myokardinfarkt
- instabile Angina Pectoris
- instabile Herzinsuffizienz
- Herzrhythmusstörungen
- schwere Aortenstenakute Infekte
In der Hitze steigt der diastolische Druck zunächst
Die Herzfrequenz steigt in der Hitze kontinuierlich an, dasselbe gilt für die systolischen Blutdruckwerte – nach zehn Minuten Saunieren wird dieselbe Herzfrequenz erreicht wie bei einer Belastung von 80 Watt auf dem Fahrradergometer. Der diastolische Druck fällt keinesfalls wie oft angenommen während des Saunierens ab, sondern steigt zuerst und bleibt dann konstant. Erst in der anschließenden Erholungsphase führt das verminderte Schlagvolumen zu einer anhaltenden RR-Absenkung. Dennoch gilt: „Ist der Blutdruck auch während körperlicher Belastung – z.B. 100 Watt auf dem Ergometer – gut eingestellt, sind beim Saunieren keine gefährlichen Spitzen zu erwarten“, so die Experten. Untrainierten raten sie allerdings dazu, vor dem ersten Schwitzbad einen Arzt zu konsultieren. Er soll mit einem Belastungs-EKG eine Myokardischämie ausschließen. Zudem dürfen 20- bis 50-Jährige im Laufe des Tests bei 100 Watt einen Wert von 200/100 mmHg nicht überschreiten. Und es gibt noch weitere Grundregeln: So sollten Einsteiger zunächst mit kurzen Saunagängen von etwa drei bis fünf Minuten beginnen, sich vorerst nur geringeren Temperaturen aussetzen (z.B. 60 °C heiße Dampfsauna) und die Verweildauer langsam steigern.Auf das Eisbad müssen die Patienten verzichten
Nach dem Saunagang darf man sich keinesfalls radikal abkühlen oder gar ins Eisbad steigen. „Das kann eine Vasokonstriktion und in der Folge einen deutlichen Blutdruckanstieg auslösen“, warnen die Kollegen. Und dieser kann bei einer KHK oder Herzinsuffizienz gefährlich werden. Zudem erhöht sich durch das plötzliche Eintauchen die Vor- und Nachlast des Herzens. Die Autoren empfehlen daher ein langsames und kontrolliertes Abkühlen an der Luft oder durch lauwarmes Wasser, gefolgt von mindestens 30 Minuten Ruhepause. Danach darf man sich auf weitere positive Saunaeffekte freuen. Denn regelmäßiges Saunieren stärkt nicht nur das Immunsystem und schützt vor Erkältungskrankheiten. In einer finnischen Studie senkte es sogar das Demenzrisiko.Quelle: Ketelhut RG, Ketelhut S. internist. prax. 2017; 58; 381-388
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