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Hyponatriämie: So klären Sie den Grund
Eine 56-jährige Frau leidet seit einigen Tagen an Übelkeit, wiederholtem Erbrechen und zunehmender Schwäche. Bei der Klinikaufnahme sind ihre Blutdruckwerte mit 80/60 mmHg auffallend niedrig.
Warum? Die Patientin war blass und exsikkiert und hatte eine schwere Hyponatriämie (104 mmol/l). Daher wurde sie intensivmedizinisch behandelt. Die weitere Diagnostik ergab eine Raumforderung im Bereich der Hypophyse, die sich als Kraniopharyngeom herausstellte.
Sekundäre Nebennieren-Insuffizienz durch Hypophysenvorderlappen-Insuffizienz
Zu der schweren Elektrolytentgleisung war es gekommen, weil eine Hypophysenvorderlappen-Insuffizienz zu einer sekundären Nebennieren-Insuffizienz geführt hatte. Etwa 15% der stationär behandelten Patienten weisen bei der Klinikaufnahme eine Hyponatriämie auf.
Verursacht die Hyponatriämie keine entsprechende Symptomatik, wird sie meist nicht beachtet. Die Schwere der Symptomatik hängt nicht so sehr vom Ausmaß der Laborveränderungen ab. Entscheidend ist vielmehr, ob es sich um ein chronisches oder akutes Geschehen handelt.
Natriumkonzentration: Serumspiegel hängt vom Wasserhaushalt ab
Das klinische Bild reicht von Adynamie und Gedächtnisstörungen bis zu Koma und Ateminsuffizienz. Ursache der Symptome ist vor allem die gestörte Regulation des Hirnvolumens als Folge der Hyponatriämie.
Die Natriumkonzentration im Serum hängt von der Regulation der zugeführten und ausgeschiedenen Wassermenge ab und nicht so sehr von der Zufuhr und Ausscheidung von NaCl.
Meist ist bei einer Hyponatriämie auch das antidiuretische Hormon (ADH) beteiligt. Dessen Sekretion wird nicht nur durch einen Anstieg der Natriumkonzentration stimuliert, sondern auch durch nicht osmotische Reize.
Bei der Hyponatriämie unterscheidet man drei Formen:
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Zur Diagnostik sollte neben der sorgfältigen Anamnese und klinischen Untersuchung im Zweifelsfall auch ein ACTH-Kurztest erfolgen. Ein erhöhter ACTH-Wert spricht zusammen mit einer Hyperpigmentierung (die aber nicht bei allen Patienten vorliegt) für eine primäre Nebenniereninsuffizienz.
Bei sekundärer/hypophysärer NNR-Insuffizienz sollte man immer auch die übrigen hypophysären Achsen überprüfen (Insuffizienz der thyreotropen Achse? Sekundärer Hypogonadismus?). Zur Hypophysenabklärung gehört auch eine Bestimmung des Prolaktinspiegels, weil hormonaktive Hypophysenadenome häufig Prolaktin bilden.
Hyponatriämie - Bei Hirnödem gleich 3%-ige NaCl
Was tun bei Hyponatriämie? Eine ausgeprägte zerebrale Symptomatik spricht für ein akutes Ereignis mit Hirnödem und verlangt nach einem Ausgleich mit 3%-iger NaCl. Bei Hypervolämie wird zusätzlich Furosemid gegeben.
Bestehen geringe Beschwerden und eine hypovolämische Form, verabreicht man physiologische NaCl-Lösung. Euvolämische und hypervolämische Hyponatriämien werden durch eine Begrenzung der Trinkmenge auf 500 ml unterhalb der mittleren Urinausscheidung angegangen – bei Hypervolämie ggf. in Kombination mit Furosemid. Liegen Endokrinopathien vor, müssen die fehlenden Hormone substituiert werden.
Quelle: Stefan Michaelis et al., Hamburger Ärzteblatt 2011; 65: 30-31
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