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Infektion auch ohne Penetration

Anorektale Infektionen sind zwar vor allem unter Männern verbreitet, die Sex mit Männern haben (MSM), verschonen aber auch Frauen nicht. Für die Ansteckung genügt mitunter ein Streicheln mit den Fingern oder ein oro-analer Kontakt. Bei Frauen wird die Infektion nicht selten von der Vagina fortgeleitet.
Die akute Proktitis manifestiert sich typischerweise mit Juckreiz, Schmerzen, Blutungen und mukopurulentem Ausfluss. Auch Obstipation und Tenesmen können auf eine rektale Entzündung hinweisen. Typisch für die Enteritis sind großvolumige wässrige Diarrhöen mit Fieber und Gewichtsverlust. Zur Sicherheit empfehlen die Autoren der europäischen Leitlinie* bei derartigen Symptomen eine proktoskopische Abklärung.
Lymphogranuloma venereum nicht mit CED verwechseln!
Die meisten rektalen Infektionen mit Chlamydien und Gonokokken verlaufen asymptomatisch. Deshalb sollte ein Befall bei Patienten mit rezeptivem Analverkehr in den vergangenen sechs Monaten mittels Nukleinsäure-Amplifikations-Tests ausgeschlossen werden. Im Fall eines positiven Resultats für C. trachomatis lassen sich die Erreger des Lymphogranuloma venereum mittels Genotypisierung detektieren (Serotypen L1–3). Diese Erkrankung tritt inzwischen vermehrt auch bei HIV-negativen MSM auf. Sie wird wegen der ähnlichen Klinik und Histologie leicht mit einer chronisch-entzündlichen Darmerkrankung verwechselt.
Was weckt den Verdacht auf eine anorektale Infektion?
- rezeptiver Analverkehr ohne Kondom in den vergangenen sechs Monaten
- traumatischer Sex in den letzten drei Monaten
- HIV-Infektion
- andere sexuell übertragene Erkrankung im letzten Halbjahr
Empfehlungen für Patienten
- nach sexueller Aktivität die Hände waschen
- Geschlechtsverkehr mit Kondom, Lecktuch (dental dam) bzw. Handschuh
- Sexspielzeug und Klistiere nicht gemeinsam nutzen
- bis zur Ausheilung (Test) auf analen und oroanalen Sex verzichten
- während und in den ersten zwei Wochen nach der Erkrankung Schwimmbäder und Wellnesscenter meiden
- kein Geschlechtsverkehr während eines Herpes-Simplex-Rezidivs
Regelmäßiges Screening von Risikopatienten sinnvoll
Alle Patienten mit sexuell übertragener Proktitis beziehungsweise Proktokolitis sollten detailliert über ihre Erkrankung und mögliche Schutzmaßnahmen für sich und ihre Partner aufgeklärt werden (siehe Kasten). Außerdem empfehlen die Leitlinienautoren auch für asymptomatische Risikopatienten ein regelmäßiges Screening auf anorektale Infektionen (Gonorrhö, Lues, Chlamydien) alle drei bis sechs Monate.* 2021 European Guideline on the Management oft proctitis, proctocolitis and enteritis caused by sexually transmissible pathogens
Quelle: De Vries HJC et al. J Eur Acad Dermatol Venereol 2021; 35: 1434-1443; DOI: 10.1111/jdv.17269
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