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Syphilis: Infektionsketten lassen sich nur mit frühzeitiger Therapie unterbrechen

Als Frühsyphilis wird die primäre und sekundäre Syphilis innerhalb des ersten Jahres nach der Infektion bezeichnet. Später auftretende Krankheitsphasen (Sekundär- und Tertiärstadium) bzw. die latente Erkrankung unklarer Dauer firmieren unter dem Oberbegriff der Spätsyphilis. Die Inkubationszeit bis zum Auftreten des Primäraffekts beträgt im Schnitt drei Wochen (10 Tage bis 3 Monate). Bis zum Tertiärstadium vergehen mitunter zehn Jahre, heißt es in der aktualisierten Leitlinie der Deutschen STI*-Gesellschaft.
Zwischen Therapiebedarf und Seronarbe differenzieren
Zur Abklärung eines Verdachtsfalls bzw. zum Ausschluss einer Syphilis empfiehlt sich zunächst ein erregerspezifischer Suchtest, dafür eignen sich besonders TPPA und TPHA**. Ist der polyvalente Immunoassay reaktiv oder das Ergebnis zweifelhaft, folgt ein Bestätigungstest mit einem anderen Antigenkonzept (z.B. FTA-Abs-Test**).
Der positive Ausfall beider Tests sichert die Infektion. Es muss jedoch noch zwischen Seronarbe und behandlungsbedürftiger Lues differenziert werden. Dazu dient die quantitative Bestimmung von Aktivitätsparametern wie Cardiolipin-Antikörper (VDRL-Test**) oder treponemenspezifisches IgM. Ein Lipoidantikörper-Titer > 1:4 und/oder ein positiver IgM-Befund signalisieren bei unbehandelten Patienten Therapiebedarf. VDRL/RPR-Titer (≤ 1:4) in Kombination mit einem negativen IgM-Befund kennzeichnen dagegen eine zurückliegende, wahrscheinlich bereits behandelte Infektion (anamnestisch kontrollieren).
Und in der Schwangerschaft?
Besonderheiten bei HIV-Infizierten
- Der Primäraffekt manifestiert sich bei HIV-Infizierten oft mit mehreren Ulzera (Abklatschphänomen). Außerdem leiden die Betroffenen häufiger an Fieber, Kopfschmerzen und Abgeschlagenheit. Orale oder anale Ulzera bzw. eine Pharyngitis sollten immer an eine Syphilis denken lassen. Auch bei okulären Beschwerden, vor allem einer Panuveitis, ist diese auszuschließen.
- Eine früher durchgemachte Lues kann reaktiviert werden. Zudem droht eine Syphilis maligna (Hautulzera und -nekrosen, Fieber).
- Basisdiagnostik und Therapie erfolgen i.d.R. wie bei HIV-Negativen (sorgfältige Verlaufskontrolle). Bei schwerer Immundefizienz (< 200 CD4-Zellen/μl) wird auch ohne Symptome eine Liquoruntersuchung empfohlen. HIV-Patienten sollten alle drei bis sechs Monate auf Syphilis getestet werden. Umgekehrt gilt: Jeden Lues- Patienten auf HIV untersuchen.
Den Erfolg nach drei, sechs und zwölf Monaten kontrollieren
Unter der Therapie steigen die Antikörpertiter manchmal deutlich an. Deswegen rät die Leitlinie, als Ausgangswert für die serologische Verlaufskontrolle drei bis vier Wochen nach Therapiebeginn einen rasch ansprechenden Aktivitätsparameter zu messen (z.B. Lipoidantikörper, IgM). Nach drei, sechs und zwölf Monaten kontrolliert man den Erfolg (möglichst im gleichen Labor und mit der gleichen Methode).Postexpositionsprophylaxe nutzen!
* Sexually Transmitted Infections
** TPPA: Treponema pallidum-Partikelagglutinationstest, TPHA: Treponema-pallidum-Hämagglutinationstest, FTA-Abs-Test: Fluoreszenz-Treponema-Absorbtionstest, VDRL: Veneral-Disease-Research-Laboratory-Test, RPR: Rapid-Plasma-Reagin-Test
Quelle: S2k-Leitlinie „Diagnostik und Therapie der Syphilis“, AWMF-Register Nr. 059/002, www.awmf.org
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