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Treponema pallidum: Leberleiden mit syphilisantem Hintergrund

Zwei Wochen nach seiner Rückkehr aus dem Ausland leidet ein Mann unter starker Müdigkeit und Nachtschweiß, zudem hat er in dieser Zeit 3 kg abgenommen und schubartige Oberbauchschmerzen. Sexuelles Risikoverhalten, Tierbisse, Insektenstiche und die Einnahme von Medikamenten verneint er. Der HIV-Test ist negativ, Transaminasen, Cholestaseparameter und die Bilirubinwerte sind allerdings erhöht, schreiben Dr. Sandra Müller und ihre Kollegen vom Zuger Kantonsspital in Baar.
Nach Wochen taucht ein Exanthem auf
Diagnostisch steht die Abklärung der Hepatopathie an erster Stelle, die sich jedoch als eher schwierig erweist. Mit Serologie, spezifischen Antikörpertests, Ultraschall und einer Magnetresonanz-Cholangio-Pankreatikographie können die Schweizer Ärzte Virushepatitiden, Zirrhose, Hepatomegalie, Cholangitis, Aszites und eine autoimmune Lebererkrankung ausschließen. Hinweise auf eine Hämochromatose fehlen ebenfalls.
Des Rätsels Lösung liefert einige Wochen später ein dermatologischer Befund. Die Ärzte entdecken ein makulopapulöses Exanthem am Körperstamm und an den Handflächen. Auf erneute Nachfrage räumt der Patient schließlich einen Sexualkontakt mit einer weiblichen Reisebekanntschaft ein. Es besteht der dringende Verdacht auf eine Syphilis im Sekundärstadium (Lues II), begleitet von einer syphilitischen Hepatopathie.
Für diese Diagnose sprechen ein hochpositiver TPPA*-Test und Antikörper gegen Treponema pallidum. Auch der VDRL**-Titer ist erhöht. Im biopsierten Lebergewebe lässt sich zwar keine DNA von T. pallidum nachweisen. Histologisch zeigt sich allerdings eine „gemischtzellige portale und lobuläre Entzündung mit Grenzzonenaktivität, wenigen lobulären nekro-inflammatorischen Fokussen, irregulären Gallengangsepithelien, intrahepatischer Cholestase und eine geringe Fibrose der Portalfelder“, schreiben die Autoren.
Vermutlich spielte der Alkohol auch eine Rolle Angesichts der eindeutigen Klinik und Laborchemie diagnostizieren sie eine syphilitische Hepatitis. Der Patient erhält einmalig 2,4 Mio. Einheiten Benzylpenicillin-Benzathin i.m. Dadurch sinken die serologischen Parameter ab – ebenso Transaminasen und Cholestase-Werte. Die Leberbeteiligung der Syphilis verläuft häufig klinisch inapparent, zu fulminanten Schüben kommt es nur selten, schreiben die Autoren. Bei dem 46-Jährigen könnte außerdem eine toxische Komponente durch seinen regelmäßigen Alkoholkonsum eine Rolle gespielt haben, dafür spricht die erhöhte gamma-GT, die auch nach der Therapie persistiert.
* Treponema-pallidum-Partikel-Agglutination
** Venereal Disease Research Laboratory
Quelle: Müller S et al. Swiss Med Forum 2020; 20: 20-23; DOI: 10.4414/smf.2020.08302
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