Insulininfusionsset: Verbesserter Katheter gibt Insulin schonender und verteilt ab

diatec journal Prof. Dr. Lutz Heinemann

Das neue System soll über eine Woche genutzt werden können. Das neue System soll über eine Woche genutzt werden können. © Photographee.eu – stock.adobe.com; iStock/Mykyta Dolmatov

Die ideale Kombination: CGM-System und Insulininfusionsset mit identischer Nutzungsdauer. Aktuelle Studiendaten zeigen, dass eine neue Technologie darüber hinaus für eine gleichmäßigere Insulinwirkung sorgen könnte.

Beim Kongress der American Diabetes Association (ADA) stellte Professor Dr. ­Jeffrey Joseph, Thomas Jefferson University, Philadelphia, den Stand der Entwicklung der sogenannten „SteadiFlow“-Technologie vor. Mit diesem Insulininfusionsset (IIS) soll eine „knicksichere“ Insulinzufuhr sowie eine längere Nutzungsdauer als mit konventionellen Infusionssets möglich sein.

Das IIS besteht aus einem weichen, flexiblen Polymer, das schon in zugelassenen Produkten für die Anästhesie verwendet wird, erläuterte der Referent. Der eigentliche Katheter, der das Insulin ins subkutane Gewebe leitet, besteht aus Teflon.

Schäden im Unterhautfett vermeiden

Idealerweise würde ein IIS länger als die bisher üblichen 2–3 Tage nutzbar sein, eine Nutzungsdauer von 7–10 Tagen wäre auch deshalb wichtig, weil dies der Nutzungsdauer der Glukosesensoren von CGM-Systemen entspricht. Zudem sollte solch ein IIS:

  • eine gleichmäßige Insulinwirkung über die Nutzungsdauer hinweg ermöglichen,
  • keine oder kaum Schäden im Unterhautfettgewebe verursachen,
  • zu einem raschen Eintritt der Insulinwirkung bei Bolusgabe und einem raschen Abklingen der Wirkung danach führen.

Interessant waren histologische Untersuchungen bei Schweinen, die auf weniger Schäden im subkutanen Gewebe und eine konsistentere Insulinabsorption mit diesem IIS im Vergleich zu kommerziellen Systemen hinweisen.

Solche tierexperimentellen Daten weisen auch auf erhebliche Unterschiede bei der Insulinzufuhr bei den bisher üblichen IIS hin. Diese treten von Tag zu Tag und von Dosis zu Dosis auf. Möglicherweise sind sie bedingt durch die Gewebeschäden (die gerade bei Verwendung von Stahlnadeln erheblich waren), eine variable Verteilung des Insulins im Gewebe und hohen Druck im IIS beim Pumpen des Insulins. Nach Ansicht des Redners ist dies der Grund für eine variable Insulinwirkung, wenn Patienten die konventionellen IIS bei der Insulinpumpentherapie verwenden.

Eine gleichmäßigere Insulinwirkung soll beim SteadiSet™ (Capillary Biomedical) durch vier Öffnungen an der Spitze des flexiblen Katheters erreicht werden. Damit kann das Insulin sich besser im Gewebe verteilen, auch wenn ein Bolus abgegeben wird. So soll auch ein rascherer Eintritt der Insulinwirkung erreicht werden. Der Katheter ist abgewinkelt, 13,5 mm lang und hat ein distales Loch. Die weiteren drei Löcher sind über die letzten 6 mm des Schlauchs verteilt und jeweils 2 mm voneinander positioniert. Dabei ist das letzte Loch immer noch mindestens 4 mm von der Dermis entfernt. Durch einen eingearbeiteten Draht soll ein Abknicken des Katheters verhindert werden.

Weitere Systeme befinden sich in der Prüfung

Der Hersteller führt eine prospektive Crossover-Studie durch, bei der die Verwendung des neuen Systems und eines kommerziellen Teflon-IIS für jeweils sieben Tage bei Patienten mit Typ-1-Diabetes verglichen wird. Nach Aussage von Prof. Joseph soll das neuartige IIS in einer ersten Version, die eine Nutzung von sieben Tagen ermöglicht, voraussichtlich schon 2020 auf den Markt kommen.

Vergleichbare Ansätze zu IIS mit einer besseren Insulinwirkung und einer längeren Nutzungsdauer waren bisher nicht erfolgreich. Die Firma Convatec arbeitet ebenfalls intensiv an IIS, die bis zu zehn Tage nutzbar sein sollen. Hierzu wurden beim ADA auf einem Poster Studiendaten mit Patienten präsentiert.

Kongressbericht: 79th Scientific Sessions der ADA

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Das neue System soll über eine Woche genutzt werden können. Das neue System soll über eine Woche genutzt werden können. © Photographee.eu – stock.adobe.com; iStock/Mykyta Dolmatov