JAK-Inhibitoren unter Verdacht

Dr. Judith Lorenz

Vor der medikamentösen Therapie sollte das kardiovaskuläre Risiko der Patient:innen mit rheumatoider Arthritis gründlich bewertet werden. Vor der medikamentösen Therapie sollte das kardiovaskuläre Risiko der Patient:innen mit rheumatoider Arthritis gründlich bewertet werden. © Valentina – stock.adobe.com

Ja, was denn nun, möchte man da ausrufen: Während die einen klar das kardiovaskuläre Risiko sehen, das für Patienten mit rheumatoider Arthritis von den Januskinase-Inhibitoren ausgeht, geben die anderen vorsichtig Entwarnung.

Menschen mit rheumatoider Arthritis (RA) haben ein erhöhtes Risiko für Herz-Kreislauf-Komplikationen. Das liegt einerseits an der chronischen Systementzündung, andererseits an Risikofaktoren wie Diabetes, Rauchen oder Hypertonie, mit denen es viele Patienten zu tun haben. Auch die medikamentöse Therapie begünstigt unter Umständen schwere kardiovaskuläre Ereignisse, warnt eine Wissenschaftlergruppe um Prof. Dr. ­Christina Charles-Schoeman von der Universität von Kalifornien in Los ­Angeles.

Seit einigen Jahren sind zur Therapie bei RA Arzneistoffe zugelassen, die die Januskinase (JAK) hemmen, erläutern die Wissenschaftler. In der Postmarketingstudie ­ORAL ­Surveillance prüften sie die Sicherheit des JAK-Inhibitors ­Tofacitinib. Die 4.362 Studienteilnehmer waren mindestens 50 Jahre alt, litten trotz Methotrexat an aktiver RA und wiesen mindestens einen kardiovaskulären Risikofaktor auf. 

Beide geprüften Dosierungen (5 mg bzw. 10 mg Tofacitinib ­oral 2 x täglich) erhöhten im Vergleich zur subkutanen Behandlung mit den Tumornekrosefaktor-α-Hemmern Adalimumab oder Etanercept das Risiko für schwere kardiovaskuläre Ereignisse (­MACE), berichten Prof. Charles-Schoeman und Kollegen. Am stärksten betroffen waren Personen mit koronarer Herzkrankheit, zerebrovaskulärer Erkrankung, peripherer Arterienverschlusskrankheit oder anderen atherosklerotischen Gefäßveränderungen. Ihr Risiko für Herz-Kreislauf-Komplikationen verdoppelte sich nahezu (Hazard Ratio 1,98).

Zu anderen Ergebnissen und damit einer ganz anderen Bewertung kommt hingegen ein Team um Dr. ­Lea ­Hoisnard vom Universitätsklinikum ­Henri-Mondor im französichen ­Créteil. Im Rahmen einer bevölkerungsbasierten Studie wertete die Gruppe die Daten von 8.481 Patienten mit RA aus, die erstmals die JAK-Inhibitoren ­Tofacitinib oder ­Baricitinib bekommen hatten. Die Vergleichsgruppe bildeten 7.354 Personen unter ­Adalimumab. 

In der Prüfkohorte erhöhten die JAK-Hemmer weder das Risiko für ­MACE noch das für venöse Thrombo­embolien. Ähnliches beobachteten die Wissenschaftler in der Subgruppe der über 65-Jährigen sowie bei den RA-Kranken über 50 Jahre mit mindestens einem kardiovaskulären Risikofaktor. Diesen Subgruppenanalysen fehle es allerdings an statistischer Power, räumen Dr. ­Hoisnard und Kollegen ein.

Angesichts der Ergebnisse der ORAL-Surveillance-Studie mahnt zumindest die Gruppe um Prof. Charles-Schoeman zur Vorsicht: Bevor zur Therapie bei RA der JAK-Inhibitor Tofacitinib verschrieben wird, sollte das kardiovaskuläre Risiko des Patienten gründlich evaluiert werden, betonen die Wissenschaftler.

Quellen:
1. Charles-Schoeman C et al. Ann Rheum Dis 2022; DOI: 10.1136/ard-2022-222259
2. Hoisnard L et al. Ann Rheum Dis 2022; DOI: 10.1136/ard-2022-222824

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