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Kalzium im Überfluss – mit oder ohne Symptome

Eine erhöhte Kalziumkonzentration im Blut ohne anderweitig auffällige Laborbefunde in der Routinediagnostik – das lässt zuallererst an einen primären Hyperparathyreoidismus (pHPT) denken. Bei mindestens acht von zehn Patienten geht der auf ein Nebenschilddrüsenadenom zurück, erklären Dr. Katja Gollisch und Professor Dr. Heide Siggelkow von der Universitätsmedizin Göttingen. Für die übrigen Befunde sind meist Hyperplasien des Organs verantwortlich (15–20 %), Karzinome der Nebenschilddrüsen als Ursache sind selten (< 0,5 %).
Ein erhöhter Parathormonspiegel erhärtet in dieser Situation den Verdacht auf einen asymptomatischen pHPT. Das weitere diagnostische Vorgehen beim beschwerdefreien Patienten mit Verdacht auf pHPT entspricht dem Prozedere bei symptomatischen Personen. Empfohlen wird die laborchemische Bestimmung von
- albuminkorrigiertem Kalzium,
- Phosphatspiegel,
- Kreatininwert,
- alkalischer Phosphatase und
- Vitamin D3 im Serum.
Zudem sollte im 24-Stunden-Sammelurin die Konzentration an Kalzium und Kreatinin bestimmt werden.
Nachweis eines pHPT erfordert Knochendichtemessung
Für den primären Hyperparathyreoidismus spricht neben den erhöhten Werten von Kalzium und Parathormon bei gleichzeitig ausgeglichenem Vitamin-D3-Spiegel eine zu niedrige oder im unteren Normbereich liegende Phosphat-Serumkonzentration sowie eine hochnormale oder erhöhte Kalziumausscheidung über den Urin.
Bei nachgewiesener Überfunktion der Nebenschilddrüsen muss – auch bei vermeintlich symptomfreien Patienten – stets eine Knochendichtemessung erfolgen. In die Diagnostik einbezogen werden sollte neben Lendenwirbelsäule und Femora auch der distale Radius. Die Bildgebung des Abdomens mit CT, Röntgen oder Sonographie ermöglicht es, Nierensteine oder eine Nephrokalzinose zu entdecken. Eine OP sollte man auch bei Beschwerdefreiheit erwägen.
Kalzium und Parathormon erhöht – und doch kein Hyperparathyreoidismus?
- Vitamin-D-Mangel
- Einnahme bestimmter Medikamente (Lithium, Thiaziddiuretika)
- familiäre hypokalzurische Hyperkalzämie (FHH)
Ohne OP muss der Betroffene vieles beachten
Wünscht der Patient keine Operation, empfehlen die Kolleginnen:- ausreichende Trinkmengen (täglich mindestens 1,5 l, bei Nierensteinen 2,5–3 l)
- eine Kalziumaufnahme von 800–1000 mg pro Tag
- bei Mangel Vitamin-D-Gabe
- Östrogensubstitution bei Frauen nach der Menopause
- eventuell Raloxifen
- Cinacalcet
* Technetium-99m an Methoxy-Isobutyl-Isonitril
Quelle: Gollisch K, Siggelkow H. Internist 2021; 62: 496-504; DOI: 10.1007/s00108-021-00996-0
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