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Gestörter Kalziumstoffwechsel durch Hyperparathyreoidismus

Der primäre Hyperparathyreoidismus (pHPT) ist eine endokrine Erkrankung, bei der eine oder mehrere Nebenschilddrüsen zu viel Parathormon produzieren. Die vom Kalziumregelkreis unabhängige Produktion des Hormons führt zur vermehrten Resorption des Minerals aus dem Darm sowie zur Knochendemineralisation, was sich letztlich im Anstieg der Kalziumkonzentration im Blut zeigt.
Vor allem Frauen in der Postmenopause betroffen
Die Prävalenz der Erkrankung steigt bei beiden Geschlechtern mit zunehmendem Alter an und manifestiert sich insbesondere bei postmenopausalen Frauen im Alter zwischen 50 und 79 Jahren, schreiben Dr. Roswitha Köberle von der Klinik für Allgemein-, Viszeral-, Gefäß- und Thoraxchirurgie am Kantonsspital Baselland in Liestal sowie Dr. Claudine Bendik von der dortigen Medizinischen Universitätsklinik, Endokrinologie und Diabetologie.
Man unterscheidet zwischen dem sporadischen pHPT, der u.a. durch Medikamente (z.B. Lithium, Thiaziddiuretika) oder Bestrahlung im Hals-Kopf-Bereich verursacht werden kann, und dem hereditären pHPT. Der symptomatische pHPT äußert sich typischerweise durch Veränderungen an Niere, Skelett, Magen-Darm-Trakt oder Herz-Kreislauf-System sowie durch neuropsychiatrische Beschwerden (s. Kasten). Die Diagnose wird anhand folgender Laborparameter gestellt:
- erhöhter Kalziumspiegel, oft um 0,25 mmol/l über Normwert
- Parathormon erhöht oder inadäquat normal (Normwert: 1,5–6,5 pmol/l)
- Phosphatwert im unteren Normbereich oder knapp darunter
- Werte für alkalische Phosphatase erhöht
- niedrige Vitamin-D-Spiegel
Eine 24-Stunden-Urinsammlung, die eine Kalziurie > 10 mmol/l nachweist, schließt eine familiäre hypokalzurische Hyperkalzämie als wichtigste Differenzialdiagnose aus. Mittels Knochendichtemessung von Wirbelsäule, Femur und distalem Radius lassen sich zudem die Auswirkungen auf den Knochenstoffwechsel erfassen. Spezielle CT-Verfahren und der sogenannte Trabecular Bone Score dokumentieren okkulte Wirbelkörperfrakturen.
Stein-, Bein- und Magenpein
- Osteitis fibrosa cystica mit Knochenschmerzen und Frakturen (vor allem vertebral)
- braune Tumoren, Knochenzysten
- Nephrolithiasis, Nephrokalzinose, Polyurie, Polydipsie, verschlechterte glomeruläre Filtration
- peptische Ulzera, Obstipation, Pankreatitis, verstärkte Refluxerkrankung, Anorexie
- Muskelschwäche, Fatigue, Merkleistungsstörung
- Reizbarkeit, Depression, Schlafstörungen
- Alter < 50 Jahre
- Serumkalzium um 0,25 mmol/l über Normwert
- Knochendichte per DEXA*: T-Wert < -2,5 Standardabweichung und Wirbelfrakturen
- Kreatininclearence < 60 ml/min
- Nephrokalzinose oder Nephrolithiasis
- Kalziumausscheidung im 24-h-Urin > 10 mmol/Tag und erhöhtes Risiko für Nephrolithiasis
Therapie mit Cinacalcet und/oder Bisphosphonaten
Falls die Resektion nicht indiziert ist oder vom Patienten abgelehnt wird, sieht das Monitoring so aus:- Kontrollen des Serumkalziums und des Parathormons alle sechs bis zwölf Monate
- DEXA-Scan alle zwei bis drei Jahre
- Bildgebung der Wirbelsäule bei klinischem Verdacht auf vertebrale Frakturen
- jährliche Bestimmung des Serumkreatinins und der glomerulären Filtrationsrate
- Bildgebung bei Verdacht auf Nierensteine, Bestimmung der Kalziumausscheidung im 24-h-Urin
* Dual Energy X-Ray Absorptiometry
Quelle: Köberle R, Bendik CF. Ther Umsch 2020; 77: 433-440; DOI: 10.1024/0040-5930/a001215
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