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Diesen Grund gab es für die Angina-pectoris-Beschwerden einer jungen Frau

Hinter akuten Brustschmerzen kann sich ein Kalziummangel verbergen. So im Fall einer Schwangeren, bei der die Ärzte das Defizit selbst verursacht hatten.
Bis zu 28 % aller hospitalisierten Patienten leiden an einer Hypokalzämie. Der Elektrolytmangel kann den Tonus des Herzens und der glatten Muskulatur beeinträchtigen und dadurch zu EKG-Anomalien bis hin zu Koronarspasmen und Herzversagen führen. Bei Zeichen eines akuten Koronarsyndroms ohne den Nachweis von obstruktiven Läsionen in der Angiografie sollte man daher stets an die Möglichkeit einer Hypokalzämie denken, schreiben Dr. Sahitya Allam von der University of Maryland und Kollegen.
Die Autor untermauern dies anhand der Fallbeschreibung einer Schwangeren in den Zwanzigern, bei der in der 33. Schwangerschaftswoche vorzeitige Wehen auftraten. Die Frau erhielt daraufhin Magnesiuminfusionen und Steroide, um die Lungenreifung des Babys zu unterstützen. Etwa 16 Stunden nach Beginn der Behandlung klagte sie über intermittierende, scharfe, nicht-ausstrahlende Schmerzen in der Brust, die einige Minuten lang anhielten.
Es gab keine Herzerkrankung oder Elektrolytstörung in der Vorgeschichte. Die Verlängerung des frequenzkorrigierten QT-Intervalls im EKG deutete auf eine kardiale Ischämie hin. Ein Troponintest fiel negativ aus, die Echokardiografie lieferte keine Hinweise auf einen Myokardinfarkt oder eine Herzinsuffizienz. Im CT-Angiogramm zeigten sich nur minimale Verkalkungen der Herzkranzgefäße. Eine spontane Koronararterien- oder Aortendissektion konnten die Ärzte ebenso ausschließen wie eine Kardiomyopathie oder eine KHK.
Im Rahmen eines umfassenden Elektrolytpanels offenbarte sich eine Hypokalzämie mit einem erniedrigten Serumspiegel von 6,0 mg/dl (albuminkorrigiert 3,6 mg/dl) im Vergleich zu 8,4–9,0 mg/dl in den vergangenen zwei Jahren. Darüber hinaus stellten die Ärzte mit 5,7 mg/dl eine Hypermagnesiämie fest, woraufhin sie die Magnesiumzufuhr stoppten.
Magnesium als iatrogener Auslöser der Hypokalzämie
Die intravenöse Gabe von 2 g Kalzium normalisierte schließlich den Kalziumwert und sowohl der Brustschmerz als auch die QTc-Verlängerung verschwanden. Mit 12,5 mg Metroprolol dreimal täglich entlasteten die Ärzte zudem das Herz ihrer Patientin. Dieser Fall zeigt, wie wichtig es ist, bei womöglich kardial bedingtem Brustschmerz eine Hypokalzämie in Betracht zu ziehen, so das Fazit der Autoren. Sie erinnern in diesem Zusammenhang daran, dass Magnesiuminfusionen, die bei vorzeitigen Wehen verabreicht werden, bei Schwangeren eine schwere Hypokalzämie auslösen können.
Quelle: Allam S et al. BMJ Case Rep 2023; 16: e255652; DOI: 10.1136/bcr-2023-255652
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