Kardiale Strukturen reagieren unterschiedlich auf die Thoraxradiatio

Dr. Judith Lorenz

Das Risiko kardialer Komplikationen könnte durch eine personalisierte Planung der Bestrahlung gesenkt werden. Das Risiko kardialer Komplikationen könnte durch eine personalisierte Planung der Bestrahlung gesenkt werden. © alex – stock.adobe.com

Die Bestrahlungstherapie eines fortgeschrittenen Lungenkarzinoms kann das Herz in Mit­leidenschaft ziehen. Wie groß die Gefahr ist, scheint abhängig von der kardialen Vorerkrankung des Patienten.

Bei der Radiatio aufgrund eines Mammakarzinoms lässt sich die Gefahr einer strahleninduzierten Herzkrankheit relativ gut anhand der mittleren Herzdosis abschätzen. Anders bei den variabel lokalisierten Lungenkarzinomen: Werden sie bestrahlt, hängt das Risiko für schwere kardiale Komplikationen und Tod offenbar davon ab, wie sich die Dosis auf die verschiedenen anatomischen Herzstrukturen verteilt, berichten Radioonkologin Dr. Katelyn Atkins vom Cedars-Sinai Medical Center in Los Angeles und Kollegen. 

Das Team wertete die Daten von 701 Patienten aus, welche aufgrund eines fortgeschrittenen NSCLC eine Thoraxradiatio erhalten hatten. Anhand der CT-Aufnahmen, die zur Bestrahlungsplanung verwendet worden waren, berechneten sie die dosimetrischen Parameter für das gesamte Herz sowie kardiale Substrukturen (Koronararterien, Vorhöfe, Ventrikel). Ferner prüften sie, wie viele Patienten im Verlauf der Nachbeobachtungszeit – im Median 20 Monate (bzw. 48 Monate nur auf die lebenden Patienten bezogen) – schwere kardiale Ereignisse wie einen Myokardinfarkt, eine instabile Angina, eine Herzinsuffizienz oder einen Herztod erlitten hatten.

Unter Berücksichtigung vorbestehender Koronarerkrankungen sowie weiterer Prognosefaktoren zeigte sich: Bei Patienten ohne KHK stellte die Strahlungsexposition (Anteil, der 15 Gy ausgesetzt ist, ≥ 10 %) des Ramus interventricularis anterior einen unabhängigen, signifikanten Risikofaktor bezüglich schwerer Herzkomplikationen sowie der Gesamtmortalität dar. Auch andere kardiale Strukturen wie Ramus circumflexus, linke Herzkranzarterie sowie die Gesamtbelastung der Koronararterien erwiesen sich im Hinblick auf das Komplikationsrisiko je nach Dosis als relevant. Bei Patienten mit bereits vorhandener KHK entschied dagegen lediglich die linksventrikuläre Exposition (V15 Gy ≥ 1 %) über kardiale Folgeprobleme.

Personalisierte Planung der Bestrahlung nötig

Weitere Studien müssen nun die Beobachtungen präzisieren, meinen Professor Dr. Carmen Bergom vom Department of Radiation Oncology an der Washington University School of Medicine in St. Louis und Kollegen. Perspektivisch erhoffen sie sich eine personalisierte, auf die kardialen Vorbelastungen der Betroffenen abgestimmte Bestrahlungsplanung. So könnte unter Berücksichtigung der verschiedenen kritischen Herzregionen die jeweilige Strahlendosis, aber auch die Nachkontrolle der Patienten anhand des individuellen Risikos angepasst werden.

Quellen:
1. Atkins KM et al. JAMA Oncol 2020; DOI: 10.1001/jamaoncol.2020.6332.
2. Bergom C et al. A.a.O.; DOI: 10.1001/jamaoncol.2020.6259

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