Dysphagie und retrosternale Beschwerden sind eine oft übersehene Nebenwirkung

Michael Brendler

Ösophageale Dysfunktionen können auch opioid­induziert sein. Ösophageale Dysfunktionen können auch opioid­induziert sein. © Daniel Prudek – stock.adobe.com

Nicht nur starke Opioide können als Nebenwirkung Dysfunktionen der Speiseröhre auslösen. Auch niedrig dosiertes Tramal oder Fentanyl sind dazu in der Lage, wie eine 68-Jährige Frau erleben musste.

Schon mehrfach hatte eine 68-jährige Patientin aufgrund schwerer gastrischer und ösopha­gealer Schmerzen in Notfallambulanzen Hilfe gesucht. Mit diesen Beschwerden stellte sie sich nun auch im Zentrum für Inte­grative Gas­troenterologie der Klinik Arlesheim vor, schreiben ­Victoria Halasz und Kollegen. Bei der klinischen Untersuchung klagte die Frau über konstante Schmerzen und machte körperlich einen stark beeinträchtigten Eindruck. Zudem berichtete sie über heftige Schluckbeschwerden und retrosternale Schmerzen nach dem Essen fester Nahrungsmittel. Nachts folgten auf solche Episoden oft Bauchschmerzen.

Protonenpumpeninhibitoren hatten bislang nicht geholfen, inzwischen hatte die Patientin schon 5 kg abgenommen. Neben diesen Problemen quälte sie sich mit starken Rückenschmerzen, an denen eine Bandscheiben-OP nichts geändert hatte. Inzwischen war sie auf die von der lokalen Schmerzklinik verordneten Fentanyl­pflaster (25 mg/h) angewiesen.

Der Verdacht auf eine Hiatushernie als mögliche Ursache von Dysphagie und Bauchschmerzen  wurde mithilfe einer High-Resolution-Manometrie widerlegt. Stattdessen offenbarte sich eine gestörte Relaxation der Muskulatur im Bereich des gastroösophagealen Übergangs. Die Endo-Flip-Endoskopie zeigte dort außerdem eine verminderte muskuläre Dehnbarkeit sowie kräftige anterograde und retrograde Kontraktionen – der Beleg für eine ösophagogastrale Abflussstörung

Achalasie und Ösophagusspasmen sind als Nebenwirkungen starker Opiode bekannt. Deshalb überlegten die Kollegen nach Ausschluss diverser Differenzialdiagnosen, ob womöglich eine solche opioid­induzierte ösophageale Dysfunktion hinter den Beschwerden stecken könnte – trotz der vergleichsweise niedrigen Dosierung. 

Das Absetzen der Fentanylpflas­ter erwies sich jedoch als schwierig, die Patientin glaubte, wegen ihrer Rückenprobleme auf die Analgetika nicht verzichten zu können. Erst die zusätzliche Verschreibung von Trimipramin erlaubte den Verzicht auf das Opioid. Danach besserten sich Dysphagie und retrosternale Schmerzen. Als die 68-Jährige später eine Schmerztherapie mit vier- bis fünfmal täglich 50 mg/d Tramadol bekam, meldeten sich die ösophagealen Symptome zurück. 

Die beste Therapie ist das Absetzen der Opioide

Eine opioid­induzierte ösophageale Dysfunktion sollte auch bei Patienten in Betracht gezogen werden, die niedrig dosiertes Fentanyl oder Tramadol erhalten, schreiben die Autoren. Zudem demonstriert der Fall, wie wichtig es ist, eine Vormedikation zu erfragen. Ergibt sich tatsächlich der Verdacht auf eine gestörte Ösophagusfunktion, ist das Absetzen der Opioide die beste Therapie.

Quelle: Halasz V et al. Z Gastroenterol 2023; 61: 1221-1224; DOI: 10.1055/a-1977-0077

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Ösophageale Dysfunktionen können auch opioid­induziert sein. Ösophageale Dysfunktionen können auch opioid­induziert sein. © Daniel Prudek – stock.adobe.com