Chronische Schmerzpatienten weg von Opioiden bringen

Dr. Elke Ruchalla

Häufig braucht es mehrere Anläufe, um von den Opioiden wegzukommen. Häufig braucht es mehrere Anläufe, um von den Opioiden wegzukommen. © fotolia/Kimberly Boyles

Opioide sind bei chronischen nicht-tumorbedingten Schmerzen keine Dauer­lösung. Doch das Absetzen ist gar nicht so einfach. Schmerzexperten geben ein paar Tipps.

Wer bei Patienten mit persistierenden „benignen“ Schmerzen die längerfristige Opiattherapie beenden will, findet dazu kaum gesicherte Empfehlungen, kritisieren die Psychologin Professor Dr. Harbinder Sandhu von der Warwick Medical School und ihre Kollegen. Zwar läuft am Institut der Autorin derzeit eine randomisierte Studie, die die offenen Fragen möglicherweise beantworten kann. Ergebnisse sind allerdings frühestens 2020 zu erwarten. Bis dahin geben die Experten auf Basis der wenigen verfügbaren Daten folgende Tipps:

  • Patienten mit bekanntem früherem oder aktuellem Abhängigkeitsproblem oder psychia­trischen Erkrankungen laufen besondere Gefahr, eine Opioidabhängigkeit zu entwickeln. Deshalb gilt bei ihnen: Am besten Finger weg von den Substanzen.
  • Verschreiben Sie ein Opioid, sollten Sie den Kranken über die Nachteile einer Langzeiteinnahme informieren und ihn über mögliche schmerztherapeutische Alternativen, auch nicht-pharmakologische, aufklären. Abhängig von der Grunderkrankung ist die Zusammenarbeit mit verschiedenen anderen Fachdisziplinen sinnvoll.
  • Bestellen Sie Betroffene regelmäßig ein und fragen Sie, wie gut die verordnete Dosis die Schmerzen lindert – nicht selten kommt es z.B. zur opioidinduzierten Hyperalgesie. Sinnvoll ist natürlich auch das explizite Erfragen von Nebenwirkungen.

Der Kranke muss ohne Opiate auskommen wollen

Kommen Arzt und Patient zu dem Entschluss, die Opioidtherapie beenden zu wollen, sollte die Dosis allmählich, um 10–20 % pro Woche, reduziert werden. Das erfordert Geduld, denn das Ausschleichen kann abhängig von der Anfangsdosis eine ganze Weile dauern. Nicht selten sind mehrere Versuche erforderlich. Darüber muss der Patient vorher Bescheid wissen, ebenso über möglicherweise auftretende abgeschwächte Entzugssymptome.

Zudem braucht der Kranke seine ganz eigene, intrinsische Motivation, ohne die Medikamente auskommen zu wollen. Psychologische Ansätze, z.B. verhaltenstherapeutische Verfahren, tragen dazu bei, eine solche Motivation zu entwickeln. Und nicht vergessen: das soziale Umfeld. Familie, Freunde, Kollegen und auch Selbsthilfegruppen helfen oftmals, den allmählichen Entzug durchzustehen.

Quelle: Sandhu H et al. BMJ 2018; 362: k2990

Falls Sie diesen Medizin Cartoon gerne für Ihr nicht-kommerzielles Projekt oder Ihre Arzt-Homepage nutzen möchten, ist dies möglich: Bitte nennen Sie hierzu jeweils als Copyright den Namen des jeweiligen Cartoonisten, sowie die „MedTriX GmbH“ als Quelle und verlinken Sie zu unserer Seite https://www.medical-tribune.de oder direkt zum Cartoon auf dieser Seite. Bei weiteren Fragen, melden Sie sich gerne bei uns (Kontakt).


Häufig braucht es mehrere Anläufe, um von den Opioiden wegzukommen. Häufig braucht es mehrere Anläufe, um von den Opioiden wegzukommen. © fotolia/Kimberly Boyles