
Opioide beeinträchtigen auch Magen, Speiseröhre und Duodenum

Die opioidinduzierte Obstipation ist hinlänglich bekannt. Opioid-Rezeptoren befinden sich aber auch im Plexus myentericus und Plexus submucosis. So kann es durch die Einnahme von Opioiden auch im oberen Gastrointestinaltrakt zu Störungen der Motilität kommen.
Die Substanzen hemmen in den Nervensträngen, die den Ösophagus versorgen, die Aktivierung von inhibitorischen Neuronen und führen dadurch zu distalen Spasmen und zu Achalasie. Eine solche opioidinduzierte ösophageale Dysfunktion (OIED) ist in Studien vor allem unter hochdosiertem Oxycodon und Hydrocodon beobachtet worden. Tramadol scheint in dieser Hinsicht weniger aktiv.
Die Patienten leiden unter Dysphagie, Regurgitation und Brustschmerzen – Symptome, wie sie auch bei anderen spastischen Ösophagusdysfunktionen vorkommen. Zur weiteren Diagnostik sollten u.a. Strikturen per Endoskopie ausgeschlossen und eine Manometrie durchgeführt werden. Positive Befunde plus eindeutige Medikamentenanamnese legen eine OIED nahe, eine erneute Manometrie nach Absetzen der Opioide kann den Verdacht erhärten.
Antagonisten wohl nutzlos bei ösophagealen Beschwerden
Therapeutisch wird man am ehesten mit einem Opioidentzug Erfolg haben, erklären Dr. Dhyanesh Patel vom Vanderbilt University Medical Center in Nashville und Kollegen. Die entsprechenden Rezeptoren durch Methylnaltrexon und Naloxon zu blockieren, hatte in einer Studie mit gesunden Probanden keinen Einfluss auf die opioidinduzierte Pathophysiologie am Ösophagus. Untersuchungen mit chronisch kranken Patienten fehlen allerdings. Ist ein Absetzen der Opioide nicht möglich, sollte auf die geringstmögliche Dosis reduziert und ggf. eine Behandlung mit Botulinumtoxin erwogen werden. Pneumatische Dilatation und Myotomie gehören zu den Mitteln der letzten Wahl.
Die Muskulatur von Antrum und Duodenum reagiert auf Opioide mit einem Anstieg des Ruhetonus. Das führt zu einer verzögerten Peristaltik. Zusätzlich vermindern Opioide die Sekretion im Dünndarm. Klinische Studien belegen den hemmenden Effekt verschiedener Opioide auf die Magenperistaltik. Untersuchungen an Gesunden zeigten ebenfalls eine durch Opioide verzögerte Magenentleerung. Auch im Duodenum wird die Propulsiv-Motorik beeinträchtigt.
Klinisch äußert sich dies durch eine Gastroparese mit Übelkeit und frühem Sättigungsgefühl sowie abdominellen Schmerzen. Letztere sind das häufigste Symptom. Sie treten bei bis zu 58 % der Patienten auf. Eine Magenmotilitätsdiagnostik z.B. per Szintigraphie mit und ohne Opioideinnahme liefert objektive Befunde.
Bisher kein zugelassenes Medikament verfügbar
Mittel der ersten Wahl sind Dosisreduktion oder der komplette Einnahmestopp. Studien mit Opioidantagonisten verliefen widersprüchlich, bei einigen Patienten ging die Gastroparese aber tatsächlich zurück. Ein für die Behandlung der opioidinduzierten Gastroparese zugelassenes Medikament gibt es bisher nicht.
Quelle: Patel D et al. Am J Gastroenterol 2019; 114: 1716-1725; DOI: 10.14309/ajg.0000000000000354
Falls Sie diesen Medizin Cartoon gerne für Ihr nicht-kommerzielles Projekt oder Ihre Arzt-Homepage nutzen möchten, ist dies möglich: Bitte nennen Sie hierzu jeweils als Copyright den Namen des jeweiligen Cartoonisten, sowie die „MedTriX GmbH“ als Quelle und verlinken Sie zu unserer Seite https://www.medical-tribune.de oder direkt zum Cartoon auf dieser Seite. Bei weiteren Fragen, melden Sie sich gerne bei uns (Kontakt).