Opioide beeinträchtigen auch Magen, Speiseröhre und Duodenum

Dr. Barbara Kreutzkamp

Die Probleme mit Opioiden fangen nicht erst im Darm, sondern auch schon weiter oben an. Die Probleme mit Opioiden fangen nicht erst im Darm, sondern auch schon weiter oben an. © iStock/Andrii Zastrozhnov

Opioid-Rezeptoren finden sich im gesamten Gastro­intestinaltrakt. Daher können die Schmerzstiller auch in Speiseröhre, Magen und Duodenum Beschwerden verursachen. Für Abhilfe kann eine Dosisreduktion sorgen. Noch besser ist der Einnahmestopp.

Die opioidinduzierte Obstipation ist hinlänglich bekannt. Opioid-Rezeptoren befinden sich aber auch im Plexus myentericus und Plexus submucosis. So kann es durch die Einnahme von Opioiden auch im oberen Gastrointestinaltrakt zu Störungen der Motilität kommen.

Die Substanzen hemmen in den Nervensträngen, die den Ösophagus versorgen, die Aktivierung von inhibitorischen Neuronen und führen dadurch zu distalen Spasmen und zu Achalasie. Eine solche opioidinduzierte ösophageale Dysfunktion (OIED) ist in Studien vor allem unter hochdosiertem Oxycodon und Hydrocodon beobachtet worden. Tramadol scheint in dieser Hinsicht weniger aktiv.

Die Patienten leiden unter Dysphagie, Regurgitation und Brustschmerzen – Symptome, wie sie auch bei anderen spastischen Ösophagusdysfunktionen vorkommen. Zur weiteren Diagnostik sollten u.a. Strikturen per Endoskopie ausgeschlossen und eine Manometrie durchgeführt werden. Positive Befunde plus eindeutige Medikamentenanamnese legen eine OIED nahe, eine erneute Manometrie nach Absetzen der Opioide kann den Verdacht erhärten.

Antagonisten wohl nutzlos bei ösophagealen Beschwerden

Therapeutisch wird man am ehesten mit einem Opioidentzug Erfolg haben, erklären Dr. Dhyanesh­ Patel­ vom Vanderbilt University Medical Center in Nashville und Kollegen. Die entsprechenden Rezeptoren durch Methylnaltrexon und Naloxon zu blockieren, hatte in einer Studie mit gesunden Probanden keinen Einfluss auf die opioidinduzierte Pathophysiologie am Ösophagus. Untersuchungen mit chronisch kranken Patienten fehlen allerdings. Ist ein Absetzen der Opioide nicht möglich, sollte auf die geringstmögliche Dosis reduziert und ggf. eine Behandlung mit Botulinumtoxin erwogen werden. Pneumatische Dilatation und Myo­tomie gehören zu den Mitteln der letzten Wahl.

Die Muskulatur von Antrum und Duodenum reagiert auf Opioide mit einem Anstieg des Ruhetonus. Das führt zu einer verzögerten Peristaltik. Zusätzlich vermindern Opioide die Sekretion im Dünndarm. Klinische Studien belegen den hemmenden Effekt verschiedener Opioide auf die Magenperistaltik. Untersuchungen an Gesunden zeigten ebenfalls eine durch Opioide verzögerte Magenentleerung. Auch im Duodenum wird die Propulsiv-Motorik beeinträchtigt.

Klinisch äußert sich dies durch eine Gastroparese mit Übelkeit und frühem Sättigungsgefühl sowie abdominellen Schmerzen. Letztere sind das häufigste Symptom. Sie treten bei bis zu 58 % der Patienten auf. Eine Magenmotilitätsdiagnostik z.B. per Szintigraphie mit und ohne Opioid­einnahme liefert objektive Befunde.

Bisher kein zugelassenes Medikament verfügbar

Mittel der ersten Wahl sind Dosisreduktion oder der komplette Einnahmestopp. Studien mit Opioidantagonisten verliefen widersprüchlich, bei einigen Patienten ging die Gastroparese aber tatsächlich zurück. Ein für die Behandlung der opioidinduzierten Gastroparese zuge­lassenes Medikament gibt es bisher nicht.

Quelle: Patel D et al. Am J Gastro­enterol 2019; 114: 1716-1725; DOI: 10.14309/ajg.0000000000000354

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Die Probleme mit Opioiden fangen nicht erst im Darm, sondern auch schon weiter oben an. Die Probleme mit Opioiden fangen nicht erst im Darm, sondern auch schon weiter oben an. © iStock/Andrii Zastrozhnov