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Katzenbiss mit toxischen Folgen

Eine 40-jährige, ansonsten gesunde Frau suchte nach einer Katzenbissverletzung noch am selben Tag die Hausarztsprechstunde auf. Die Verletzung befand sich im Bereich der Fingerbeere des rechten Daumens. Der Kollege führte eine Wundbehandlung nach etabliertem Schema mit Inzision und Wundspülung durch.
Am nächsten Tag zeigte sich eine Zunahme von Schwellung und Schmerzen, sodass die Patientin in die Notaufnahme überwiesen wurde. Bei der telefonischen Übergabe informierte der Hausarzt die Kollegen über die Behandlung. Diese umfasste eine Wundspülung mit Octenidindihydrochlorid-Phenoxyethanol-Lösung, Ruhigstellung, Beginn einer oralen Antibiotikatherapie mit Amoxicillin/Clavulansäure 3 x 1 g p.o. sowie einer analgetischen Therapie mit Metamizol, Paracetamol, Diclofenac und Pantoprazol.
Der Lokalbefund bei Ankunft in der Notaufnahme zeigte eine Schwellung und Induration der Fingerbeere mit leichter Rötung bis zum Metakarpophalangealgelenk I, schreiben Dr. Lena Fuest und Kollegen vom Inselspital in Bern. Die Patientin gab Spannungsgefühl und Druckdolenz an. Mit einer Röntgenaufnahme wurden Fremdkörper ausgeschlossen. Sonografisch bestand kein Anhalt für einen Abszess oder eine Beugesehnenscheidenphlegmone. Das Subkutangewebe imponierte deutlich aufgelockert.
In der Zusammenschau ergab sich der hochgradige Verdacht auf eine toxische Reaktion auf die Spülung. Daraufhin wurde ein Débridement inklusive Gewebebiopsie vorgenommen. Die mikrobiologische Untersuchung erbrachte kein Bakterienwachstum.
Die Behandelnden empfahlen der Patientin eine Kortisonstoßtherapie, diese lehnte sie allerdings ab. Zudem bestanden Bewegungsdefizite im Interphalangeal- und Metakarpophalangealgelenk des Daumens mit Einschränkung der Opposition. Die Patientin erhielt daher eine Handrehabilitation ergänzend zur Wundbehandlung. Der Hautdefekt erwies sich als hartnäckig. Er persistierte auch nach sieben Monaten und ließ keine Anzeichen für einen sekundären Verschluss erkennen. Die umgebende Haut reagierte zwischenzeitlich mit Mazeration und löste sich.
Es kam zur Meldung des klinischen Falls bei einem Pharmakovigilanzsystem. Die Kausalität zwischen Gewebeschaden und der desinfizierenden Behandlung wurde formal als wahrscheinlich beurteilt.
Nur zur oberflächlichen Anwendung geeignet
Bei dem verwendeten Antiseptikum handelt es sich um eine farblose, bakterizide, fungizide und teils viruzide Lösung. Gemäß Schweizer Fachinformation ist sie zur Desinfektion von Haut, Schleimhaut und Wunden sowie zur Nahtversorgung bestimmt. Ebenso wird darauf hingewiesen, dass das Produkt nicht ins Gewebe injiziert werden darf, da dies zu Ödemen und Gewebsnekrosen führen kann, die u.U. eine chirurgische Intervention notwendig machen. Anwendung unter Druck führt typischerweise binnen 24 Stunden zu Rötung, Schwellung und Schmerzen, an den Extremitäten auch zum Kompartmentsyndrom. In der benachbarten Muskulatur können Fettgewebsnekrosen und fibröser Umbau auftreten.
Die Autoren vermuten, dass die Lösung zu tief in das interstitielle Gewebe gelangt ist und dort die Schädigung verursacht hat. Der Pathomechanismus der unerwünschten Arzneimittelwirkung ist allerdings nicht vollständig bekannt.
Quelle: Fuest L et al. Swiss Med Forum 2023; 23: 1292-1294; DOI: 10.4414/smf.2023.09368
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