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Kein Vorteil für Betablocker

Können Betablocker das Risiko für COPD-Exazerbationen senken? Dieser Frage gingen Forschende um Prof. Dr. Graham Devereux von der Liverpool School of Tropical Medicine nach. In die doppelblinde und placebokontrollierte Studie waren 519 Patientinnen und Patienten mit COPD eingeschlossen. Teilnahmeberechtigt waren Personen ≥ 40 Jahre mit mindestens mäßiger Atemwegsobstruktion (relative Einsekundenkapazität FEV1/FVC von < 70 %) und einem Tabakkonsum von mehr als zehn Packungsjahren. Die Teilnehmenden wurden an 76 Gesundheitseinrichtungen in Großbritannien behandelt und hatten in den vorausgegangenen zwölf Monaten mindestens zwei Exazerbationen erlebt, die mit oralen Kortikosteroiden und/oder Antibiotika behandelt worden waren.
Randomisiert erhielten die Erkrankten entweder 1,25 mg/d Bisoprolol (n = 261), das über sieben Wochen auf eine Maximaldosis von 5 mg/d auftitriert wurde, oder ein Placebo (n = 258). Über den Beobachtungszeitraum von einem Jahr ermittelten die Forschenden die Anzahl der Exazerbationen, die einer Behandlung mit Kortison, einer Antibiose oder beidem bedurften. In der Bisoprololgruppe kam es zu 526 solcher Verschlechterungen, im Mittel 2,03 pro Jahr. In der Placebogruppe waren es 513 (2,01 pro Jahr). Der Unterschied war nicht signifikant.
Zu den zehn sekundären Endpunkten gehörten u. a. Klinikeinweisungen aufgrund von COPD, Krankenhausaufenthalte allgemein, schwerwiegende kardiovaskuläre Ereignisse und die Gesamtmortalität. Auch in Bezug auf diese Parameter fand sich kein signifikanter Unterschied. Während des Follow-ups starben 24 Teilnehmende, 11 aus der Verumgruppe und 13 aus dem Kontrollarm. Bisoprolol konnte demnach das Exazerbationsrisiko von behandlungsbedürftigen COPD-Betroffenen nicht verringern, lautet das Fazit des Autorenteams.
Prof. Dr. MeiLan Han von der University of Michigan und Prof. Dr. Mark Dransfield, University of Alabama at Birmingham, äußern in einem begleitenden Kommentar Bedenken: Die Studienlage sei noch uneinheitlich. Da bei der Untersuchung die eigentlich geplante Stichprobengröße wegen der COVID-19-Pandemie nicht erreicht wurde, könnten positive oder negative Effekte übersehen worden sein.
Quellen:
1. Devereux G et al. JAMA 2024; 32: 462-470; DOI: 10.1001/jama.2024.8771
2. Han MK, Dransfield M. JAMA 2024; 332: 458-459; DOI: 10.1001/jama.2024.8743
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