Betablocker als Lebensgefahr für schwer Lungenkranke

Dr. Judith Lorenz

Die Mischung aus COPD und Betablockern kann ganz schön gefährlich werden. Die Mischung aus COPD und Betablockern kann ganz schön gefährlich werden. © istock/Liliia Lysenko

Nehmen COPD-Patienten mit hohem Exazerba­tionsrisiko Metoprolol, droht ihnen ein Besuch auf der Intensiv­station. Das bedeutet aber nicht, dass alle Lungenkranken Betablocker meiden sollten.

Trotz Ausschöpfen der medikamentösen Therapieoptionen erleiden viele COPD-Patienten immer wieder schwere Krankheitsschübe, berichten Dr. Mark­ T. Dransfield­, Pneumologe am Lung Health Center an der University of Alabama in Birmingham, und Kollegen. Nach vielversprechenden Ergebnissen einiger Beobachtungsstudien gingen sie der Frage nach, ob Betablocker diesbezüglich einen Behandlungsvorteil bieten.

„Ergebnis ist für viele Patienten nicht relevant“

Die mehr als 500 Teilnehmer der an 26 US-Zentren durchgeführten BLOCK-COPD-Studie waren im Schnitt 65 Jahre alt und litten an einer mäßigen bis schweren COPD mit hohem Exazerbationsrisiko. Eine Hälfte der Patienten nahm täglich retardiertes Metoprolol, die andere Hälfte ein Placebo ein. Bei keinem der Patienten bestand die Indikation für eine Betablockertherapie (z.B. aufgrund einer Herzinsuffizienz oder eines vorangegangenen Myokardinfarkts).

Die Studie wurde vorzeitig gestoppt. Der Grund: Der Betablocker verzögerte nicht wie erhofft weitere Krankheitsschübe, sondern begüns­tigte stattdessen schwere, stationär behandlungsbedürftige bzw. intubations- und behandlungspflichtige Exazerbationen. Zudem berichteten die Patienten des Metoprololarms über eine Verschlechterung der Dyspnoe.

Was bedeuten diese Studienergebnisse für die Praxis? Für einen großen Teil der COPD-Patienten, nämlich kardiovaskulär vorbelas­tete Personen ohne ein erhöhtes Risiko für schwere Exazerbationen, sind diese Erkenntnisse nicht relevant, sagt Professor Dr. William­ MacNee von der University of Edinburgh. In dieser Patientengruppe besteht nämlich unabhängig von der Lungenerkrankung eine klare Indikation für die Beta­blockergabe.

Sorge um die Lungenfunktion meist unbegründet

Schon jetzt wird die Behandlung allerdings vielen Betroffenen aus Angst vor einer Verschlechterung der Lungenfunktion vorenthalten. Angesichts der Verfügbarkeit kardioselektiver Betablocker ist diese Sorge seiner Einschätzung nach jedoch meist unbegründet. Er ermutigt daher dazu, bei einer entsprechenden Herzerkrankung auch COPD-Patienten auf Betablocker einzustellen. Bei sehr schwerer Lungenerkrankung sowie hohem Risiko für schwere Exazerbationen sei allerdings Vorsicht geboten.

1. Dransfield MT et al. N Engl J Med 2019; online first; DOI: 10.1056/NEJMoa1908142
2. MacNee W. A.a.O; DOI: 10.1056/NEJMe1912664

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