Kinder mit akuter Atemnot richtig behandeln

Maria Fett

Ein erschöpftes Baby könnte das Atmen komplett einstellen. Ein erschöpftes Baby könnte das Atmen komplett einstellen. © iStock/Radist

Viele pädiatrische Notfälle lassen sich so zusammenfassen: „Mein Kind kriegt keine Luft!“ Das folgende Beispiel zeigt, wie man in solchen Fällen NICHT vorgehen sollte – und was stattdessen zu tun ist.

Ein vier Wochen alter Säugling wird von der Oma im eigenen Auto zum Hausarzt chauffiert. Die Mutter, 17 Jahre und Kettenraucherin, ist nicht anwesend. Seit knapp einer Woche sei der Junge erkältet und habe leichtes Fieber (38,1 °C), erzählt die Frau. Heute aber hustet er besonders stark, giemt und röchelt etwas. Durch Anamnese und körperliche Untersuchung offenbaren sich rote Flecken im Gesicht, ein Puls von 148/min sowie eine O2-Sättigung von 97 %. Trinkt er ausreichend? Seit zwei Tagen nur wenig, gibt die ältere Dame zu. Auch habe er in dieser Zeit mit 400 g knapp 10 % seines Körpergewichts verloren und wiegt jetzt 3500 g.

Aufgrund der guten Sauerstoffsättigung liegt wohl keine akute Luftnot vor, denkt sich ein behandelnder Arzt. Um den Husten zu stillen, gibt er dem Jungen Salbutamol zum Inhalieren. Vorsichtshalber lässt er den Kleinen schon mal in der Praxis inhalieren. Nach fünf Minuten scheint der Kleine tatsächlich fitter zu wirken, so der Eindruck des Kollegen.

Allerdings giemt er weiter und auch die Vitalwerte widersprechen dem: der Puls ist auf 168/min gestiegen, die Sauerstoffsättigung liegt bei 93 %. Daraufhin verschreibt der Arzt einen Hustenlöser und entlässt seinen Patienten mit dem Rat, ihn in zwei Tagen noch einmal vorzustellen.

Erschöpftes Baby könnte das Atmen komplett einstellen

Die Großmutter kommt tatsächlich wieder – allerdings mit einem völlig entkräfteten Säugling im Arm. Dieser hat den Kopf überstreckt und drückt den Brustkorb beim Atmen fast an die Wirbelsäule (atemsynchrone Kopfbewegungen). Der Kollege sieht ein, dass er den Jungen ins Krankenhaus überweisen muss – ein Schritt, den er schon früher hätte machen sollen, sagte Dr. Klaus-Gerrit Gerdts, Pädiater und Notfallmediziner aus Cuxhaven. Bekommt der Kleine nicht zeitnah Sauerstoff, bestehe die Gefahr, dass er vor Erschöpfung einfach aufhört zu atmen.

Die späte Überweisung (Bronchoskopie!) war nicht der einzige Fehler. Der Arzt aus dem Fallbeispiel hatte den gravierenden Gewichtsverlust von rund 10 % des Körpergewichts nicht weiter exploriert. Ob dieser lediglich an der berichteten Trinkschwäche des Säuglings lag, bleibt ohne genauere Untersuchung offen.

Die Sauerstoffmaske muss fest sitzen

Zugute halten könne man dem Kollegen, dass er die schwierigen Familienverhältnisse erkannt und das Kind bereits in der Praxis hatte inhalieren lassen, so Dr. Gerdts. Als die Therapie jedoch nicht wie erhofft anschlug, sich im Gegenteil die Vitalwerte noch verschlechterten, darf man seine Patienten aber nicht einfach nach Hause schicken. Geschweige denn, sie erst für den übernächsten Tag erneut einbestellen, betonte der Referent. Das sollte noch am selben Tag geschehen.

Und wenn es sich wehrt?

Beißen, treten, spucken – Kinder machen sich schnell bemerkbar, ob sie eine nicht-invasive Beatmung tolerieren, erklärte Dr. Gerdts. Wer sich zu stark gegen die Sauerstoffmaske wehrt, kann noch sehr gut selbstständig atmen. Kinder öffnen die Stimmritze weit, wenn sie Hilfe brauchen. Tipp: Bei der Beutel-Masken-Beatmung immer dann drücken, wenn der Patient Luft holt. Auch sollte der Beutel „zärtlich“ gedrückt werden, um nicht zu viel Luft an der Lunge vorbei in den Magen zu pumpen. Die Kleinen erbrechen sich sonst, was das Bebeuteln nicht leichter macht. Der Brustkorb des Kindes sollte sich nur ganz leicht heben und senken.

Der Arzt versäumte es versäumte es, dem Jungen gegen die fallende O2-Sättigung Sauerstoff zuzuführen. Bei Kindern ist in der Regel eine Maskenbeatmung die beste Lösung, ggf. wird mit einem Beutel assistiert (s. Kasten). Dabei sollte man darauf achten, die Maske nicht zu locker aufs Gesicht zu setzen. „Der Sauerstoff muss in das Kind, nicht vor das Kind“, betonte Dr. Gerdts. Wenn dieser nicht im Blut ankommt, bringt auch eine Beatmung wenig. Intubieren sollten die darin geübten Kollegen des Rettungsdienstes. Stichwort ösophageale Fehlintubationen.

Quelle: 5. practica Oberhof

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Ein erschöpftes Baby könnte das Atmen komplett einstellen. Ein erschöpftes Baby könnte das Atmen komplett einstellen. © iStock/Radist