Klinikärzte ignorierten klassische Schlaganfall-Symptome

Dr. Barbara Kreutzkamp

Trotz Armspastiken und Parese keine weitere Diagnostik veranlasst. Trotz Armspastiken und Parese keine weitere Diagnostik veranlasst. © fotolia/freshidea

Der Hausarzt stellt die Diagnose Apoplex mit Armlähmung, die aufnehmende Klinik erkennt eine TIA plus Migräne – und unternimmt (fast) nichts. Fatal für die 39-jährige Patientin...

Beim Hausarzt hatte die Frau noch einen schiefen Mund und eine Armlähmung gezeigt, weshalb sie mit der Diagnose Apoplex in die Klinik eingewiesen wurde. Dort war die Lähmung nicht mehr nachweisbar, das kraniale CT zeigte einen Normalbefund. Mit "TIA und Migräne" landete die Patientin auf der internistischen Normalstation, ein neurologisches Konsil wurde immerhin angemeldet.

Nachmittags schlug dann das Pflegeteam zum ersten Mal Alarm: Die Patientin lag auf dem Boden vor ihrem Bett, ihr rechter Arm war "häufig spastisch" – ärztlicherseits passierte nichts. Am gleichen Abend fiel bei der Frau eine rechtsseitige Armparese auf, auch der Diensthabende unterließ weitere Maßnahmen. Bis zum nächsten Morgen hatte die Frau eine Hemiparese rechts entwickelt.

Eine Lysetherapie war nicht mehr möglich

Nun wurde endlich gehandelt. Der Chefarzt veranlasste bei der Patientin die Gabe von 5000 IE Heparin und die Verlegung in eine andere Klinik auf die Stroke Unit. Dort erfolgte eine erneute CT-Untersuchung, bei der sich ein ausgeprägter Media­infarkt links zeigte. Da es für eine Lysetherapie viel zu spät war, versuchten die Ärzte eine Rekanalisation der linken A. carotis interna mittels Stent.

Die Frau musste invasiv beatmet werden und lag elf Tage lang auf der Intensivstation. Zwei Monate später litt sie immer noch unter neurologischen und kog­nitiven Störungen, nach einem Jahr musste ein erster komplex-fokaler Anfall behandelt werden. Nach drei Jahren war ihre rechte Hand immer noch funktionsgemindert. Die Frau ging gegen das Krankenhaus vor und wendete sich an die Schlichtungsstelle. Die war sich mit dem Gutachter in der Beurteilung des medizinischen Sachverhalts letzlich einig, bescheinigte dem Krankenhaus eine fehlerhafte Behandlung und sah die Klinik auch bei der Haftung in der Pflicht.

So wurden bei der Diagnose "TIA" ein Herzecho und eine Dopplersonographie versäumt, mit denen der stenosierende Thrombus hätte entdeckt werden können. Verpasst wurden auch die perkutane transluminale Angioplastie bzw. die Stent-implantation noch vor Beginn der späteren Schlaganfallsymptomatik.

Infarkt wäre im MRT früh erkennbar gewesen

Als sich der Zustand der Patientin verschlechterte, hätte nochmals eine bildgebende Diagnostik durchgeführt werden müssen. Im MRT wären die Frühzeichen eines Infarkts wesentlich früher sichtbar gewesen als im CT. Das für die Lysetherapie offene Zeitfenster blieb somit ungenutzt, die große Ausdehnung des Infarkts konnte nicht verhindert werden. Zudem wurde die Patientin zu spät auf eine Stroke-Unit verlegt.

Quelle: Kols K, Schmidt D et al. Hamb Ärztebl 2017; 71: 37-38

Falls Sie diesen Medizin Cartoon gerne für Ihr nicht-kommerzielles Projekt oder Ihre Arzt-Homepage nutzen möchten, ist dies möglich: Bitte nennen Sie hierzu jeweils als Copyright den Namen des jeweiligen Cartoonisten, sowie die „MedTriX GmbH“ als Quelle und verlinken Sie zu unserer Seite https://www.medical-tribune.de oder direkt zum Cartoon auf dieser Seite. Bei weiteren Fragen, melden Sie sich gerne bei uns (Kontakt).


Trotz Armspastiken und Parese keine weitere Diagnostik veranlasst. Trotz Armspastiken und Parese keine weitere Diagnostik veranlasst. © fotolia/freshidea