Knorpelschäden am oberen Sprunggelenk – Optionen der konservativen Therapie

Dr. Angelika Bischoff

Am Talus wird ein nicht luxierter Gelenkknorpelschaden primär konservativ behandelt. Am Talus wird ein nicht luxierter Gelenkknorpelschaden primär konservativ behandelt. © iStock/MonthiraYodtiwong

Wer Knorpelschäden am oberen Sprunggelenk konservativ behandelt, hat damit bei etwa jedem zweiten Patienten Erfolg. Drei Monate sollte man für die Therapie auf jeden Fall einplanen.

Osteochrondrale Lästionen treten z.B. im Rahmen von posttraumatischer Arthrose bzw. rheumatoider oder hämophiliebedingter Arthritis auf. Am Talus wird ein nicht luxierter Gelenkknorpelschaden primär konservativ behandelt, schreibt Professor Dr. Jörg Jerosch von der orthopädischen Klinik am Johanna-Etienne-Krankenhaus in Neuss. Im Akutfall z.B. mit einer vier- bis sechswöchgen Immobilisation mit Bodenbelastung. Bei übergewichtigen Patienten hilft zusätzlich eine Gewichtsreduktion.

Wann konservativ behandeln?

  • asymptomatische Läsion, z.B Zufallsbefund
  • nicht luxierte akute Knorpel- Knochen-Läsion
  • höheres Patientenalter und geringe funktionelle Ansprüche
  • bereits vorhandene Osteoarthrose
  • noch offene Wachstumsfugen bei Jugendlichen

Schwellung und Schmerzen lassen sich mit NSAR gut reduzieren. Positive Effekte der topischen Anwendung zeigen Studien zur Gon­arthrose: Topisches Diclofenac konnte in seiner Wirksamkeit durchaus mit oralen NSAR mithalten. Es gebe zwar keine vergleichbaren Daten für die Sprunggelenksarthrose, aber es seien ähnliche Effekte zu erwarten, so der Fachmann.

Dexamethason-Injektion ist moderat wirksam

Im Gegensatz zu systemischen Präparaten erhöhen Topika nicht das Risiko für gastrointestinale, kardiovaskuläre und renale Nebenwirkungen. Das gilt besonders für Patienten über 60 Jahre oder solche mit Ulkus­anamnese, schweren sys­temischen Grunderkrankungen, H­elicobacter-pylori­-Infektion sowie Patienten, die Steroide, Gerinnungshemmer oder SSRI einnehmen. Große Bedeutung haben in der Behandlung von Knorpelschäden am oberen Sprunggelenk intraartikuläre Injektionen. Kortikosteroide erwiesen sich in einigen Fallberichten als moderat wirksam. So besserte eine maximal dreimal wöchentliche Dexamethason-Injektion die Symptome bei einem guten Drittel der Patienten – am meisten profitierten solche mit starken Beschwerden. Eine gute Evidenz gibt es für die Viskosupplementation mit Hyaluronsäure. In Fallserien besserten sich bei Arthrosepatienten Schmerz, Steifheit und Funktion der betroffenen Gelenke sowie die Lebensqualität der Teilnehmer. Drei randomisierte Studien verglichen den Effekt von Hyaluronsäure mit Placebo (Kochsalzlösung). In zwei Studien verbesserten je fünf Injektionen sowohl Schmerz und Funktion als auch Steifheit. Die Einzelinjektion, die in der dritten Studie verabreicht wurde, ergab allerdings keinen signifikanten Unterschied. Eine andere Option ist die Injektion von plättchenreichem Plasma (PRP). Die darin enthaltenen Wachstumsfaktoren und Zytokine unterstützen Heilungsprozesse und regen möglicherweise mesenchymale Stammzellen im Knorpel an. Es ließ sich zeigen, dass die Zahl von Chondrozyten und Stammzellen nach der Injektion steigt und mehr Proteoglykane produziert sowie katabole Zytokine lokal gehemmt werden. Eine prospektive Studie verglich PRP und Hyaluronsäure bei osteochondralen Sprunggelenksläsionen miteinander und fand einen Vorteil für PRP bezüglich Schmerz, Steifheit und Gelenkfunktion. Andere Untersuchungen zeigten deutliche Verbesserungen gegenüber Placebo. Es gibt aber einzelne Studien, die über nicht zufriedenstellende Ergebnisse berichten. Man kann auch direkt mesenchymale Stammzellen (aus Knochenmark) ins Gelenk spritzen. Hierzu gibt es bisher jedoch nur einzelne Untersuchungen. Bei Sprunggelenksarthrose erwies sich die Injektion als sicher, sie verbesserte krankheitsspezifische Scores (WOMAC/FOAS) und verlängerte die Gehstrecke. Lassen die Beschwerden nach drei Monaten nicht nach, ist ein erneutes MRT sinnvoll. Eine Nachuntersuchung sollte alle sechs Monate erfolgen.

Quelle: Jerosch J. internistische praxis 2021; 63: 273-282

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Am Talus wird ein nicht luxierter Gelenkknorpelschaden primär konservativ behandelt. Am Talus wird ein nicht luxierter Gelenkknorpelschaden primär konservativ behandelt. © iStock/MonthiraYodtiwong